Manche Schauspielikonen drehen im Alter noch einmal mächtig auf. Als würden sie zeigen wollen, dass sie es auch nach der magischen Grenze der siebzig oder achtzig noch immer draufhaben, drehen sie plötzlich wieder vermehrt Filme, oftmals sogar in Hauptrollen. Auch die großartige Shirley MacLaine springt auf diesen Zug und übernimmt in der leichten Komödie "Zu guter Letzt" die Hauptrolle. Das ist dann keine großartige Filmkunst, lebt aber gerade vom Casting dieser großen Schauspiellegende...
ZU GUTER LETZT
Harriet Lauler (Shirley MacLaine) hat als Geschäftsfrau im Leben manch einen großen Erfolg gefeiert, braucht sich um Geld keine Sorgen mehr zu machen und ist darüber hinaus ein enormer Kontrollfreak. Damit stieß sie Zeit ihres Lebens fast alle ihre Mitmenschen vor den Kopf, sodass sie sich nun darum sorgt, wie später ihr Nachruf aussehen wird... schließlich scheint es niemanden mehr zu geben, der Harriet nicht die Krätze an den Hals wünscht. Um dieses Problem zu lösen, beauftragt sie die junge Journalistin Anne Sherman (Amanda Seyfried), die für Nachrufe in einem lokalen Blatt zuständig ist. Mit ihr gemeinsam will Harriet auf den letzten Schritten noch etwas in ihrem Leben ändern...
Natürlich, und dies war schon im Trailer vorherzusehen, lebt der Film von Shirley MacLaine, die hier mit ihren mittlerweile schon einundachtzig Lenzen erneut zeigt, dass man sie noch keinesfalls abschreiben darf. Mit einer herrlichen Kratzbürstigkeit und einer enormen Ausstrahlung beherrscht MacLaine hier jede Szene eines ansonsten sehr leichten und zugänglichen Gemischs aus Drama und Komödie. Sie geht spielerisch leicht mit den Dialogen um und hat dabei, obwohl sie eigentlich einen durchgehend unsympathischen Charakter spielt und ihre Wandlung hin zur "netten Dame" unglaubwürdiger und konstruierter kaum sein könnte, stets die Lacher des Publikums auf ihrer Seite.
Ihr gegenüber steht Amanda Seyfried, die MacLaine dabei nicht nur zuverlässig die Bälle zuspielen muss, sondern ihr auch mehr als einmal Paroli bieten darf, was in einigen köstlichen Szenen endet, in denen sich die beiden Damen dann auch mal bekeifen. Ein Schauspieltreffen der Generationen also irgendwie, welches angesichts dieser beiden enormen Talente tatsächlich Spaß macht. Der Rest des Cast, über "Magnolia"-Star Philip Baker Hall bis hin zu der lange Zeit in der Versenkung verschwundenen Anne Heche, hat indes nicht viel zu tun und bietet im Grunde nur einige Szenen an, um MacLaine weiter in den Vordergrund zu schieben, was aber angenehm gut passt.
Sieht man einmal von den starken Leistungen der beiden Hauptdarstellerinnen ab gibt es aber eigentlich gar nicht so viel, was einen ins Kino treiben würde. Als Wahlprogramm für Action-Gegner gegen den neuen "Fast & Furious"-Streifen gestartet wird er wohl auch wenige Zuschauer einfahren, was aber auch teilweise daran liegen könnte, dass es sich die Macher hier etwas zu einfach machen. Sicherlich, sie haben einige herrliche Einzelszenen zu bieten, ansonsten verlassen sie sich aber weitestgehend darauf, dass MacLaine und Seyfried die Sache schon heben werden. Das tun sie und sie sind oftmals sogar im Alleingang dafür verantwortlich, dass "Zu guter Letzt" überhaupt solide funktioniert.
Die Geschichte an sich hat sich aber nicht mit Ruhm bekleckert und bietet rein gar nichts Neues. Stattdessen badet man sich sowohl auf Drama- als auch auf Komödienebene in ziemlich lauen Klischees, gerade die Witzchen sind erschreckend harm- und zahnlos und wohl nur darauf aus, einige Lacher zu ernten, ohne dabei irgendwem auf den Schlips zu treten. Da muss es eben reichen, wenn ein kleines Mädchen der lieben Harriet ein neues Schimpfwort beibringt oder Harriet selbst überlegt, wo sie denn ein behindertes Kind finden könnte, um es zu umsorgen... für die positive Bilanz in ihrem Nachruf, versteht sich. Das ist alles ganz nett, kommt aber nicht über den Standard hinaus und verliert in der zweiten Hälfte auch noch merklich an Schwung, wenn sich die ehemalig so herrlich kratzbürstige Hauptfigur eben zum Guten wandeln muss. Ab dieser Stelle haut man uns dann einige süße, aber auch ziemlich kitschige Glückskeks-Weisheiten um die Ohren und endet schließlich genauso, wie man es zuvor erahnt hat. Das ist dann weder wirklich wunderbar noch schlecht, sondern bleibt im netten Mittelstück hängen.
Fazit: Charmante Komödie mit zwei herausragend agierenden Hauptdarstellerinnen. MacLaine und Seyfried spielen gekonnt über etliche Handlungsschwächen hinweg, während die Story arg klischeehaft und vorhersehbar vor sich hin dümpelt.
Note: 3
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