Direkt zum Hauptbereich

Er ist wieder da

Wie weit dürfen Humor und Satire gehen? Heutzutage ist ja im Grunde fast alles erlaubt, denn Witze darf man, zumindest meiner Meinung nach, erst einmal über alles machen, solange es eben einfach witzig ist und nicht rassistisch, verletztend oder irgendetwas anderes. Comedy muss zwar auch Grenzen kennen, sollte aber nicht immer politisch korrekt sein... dies zeigt auch den heutigen Zeitgeist auf. Dass 2015 dann der köstliche Satire-Roman "Er ist wieder da" verfilmt wurde, passt da sehr gut rein und der Film ist tatsächlich auch weitestgehend gelungen.

ER IST WIEDER DA


2014: Adolf Hitler (Oliver Masucci) wacht in der heutigen Zeit auf, unversehrt. Er weiß nicht, wie er in dieses Jahr gekommen ist und versucht nun, sich in der neuen Welt zurecht zu finden. Dabei trifft er auf Fabian Sawatzki (Fabian Busch), welcher soeben von einem Sender gefeuert wurde und nun auf der Suche nach einer neuen Story ist, um sich seinen Job zurückzuholen. Mit Hitler scheint er diese gefunden zu haben und führt diesen durch Deutschland... was schon bald ein ziemliches Chaos auslöst.

Der Roman, welcher diesem Film zu Grunde liegt, wurde zu einem wahnsinnigen Verkaufshit, sodass ein Film schon schnell ausgemachte Sache war. Und die Idee klingt auch filmisch nicht übel: Adolf Hitler muss sich in der heutigen Zeit zurecht finden und wird schon bald, da ihn alle für ein perfektes Double halten, zum neuen Star der Comedy-Szene. Durch diese Szenen zieht der Film seine besten Gags, denn wenn der "echte" Hitler bierernst über seine Vergangenheit, sein Land und seine Kriege redet, während das Publikum angesichts anderer Informationen nur lacht, dann lacht man auch als Filmzuschauer mit, denn das ganze besitzt schon eine sehr feine Ironie und geht dabei auch ab und zu mal über die Schmerzgrenze hinaus. Einige wenige Male bleibt uns das Lachen dabei sogar im Halse stecken und auch dies ist beabsichtigt. 
Dies ist jedoch auch der Punkt, an dem man sich fragt, was genau die Macher von "Er ist wieder da" eigentlich aussagen möchten. Selbstverständlich, da gibt es einiges, was sehr gut funktioniert. Der Film ist handwerklich gut inszeniert, es gibt etliche visuelle Ideen, die passend strukturiert sind, einige herrlich witzige Einzelszenen und auch die Schauspieler muss man positiv hervorheben, was sowohl für einen enorm überzeugenden Oliver Masucci in der Hauptrolle als auch für die prominenten Nebendarsteller rund um Christoph Maria Herbst, Katja Riemann und vielen weiteren mehr oder weniger bekannten Gastauftritte gilt. Das macht trotz einiger Längen sehr viel Spaß und sorgt immer wieder für viele Lacher, dennoch kommt irgendwann der Punkt mit dem großen Fragezeichen. 
"Er ist wieder da" ruht sich nicht bloß auf der leicht stichelnden, klamaukigen Komödie aus, sondern geht auch noch einen Schritt weiter, lässt uns streckenweise in "echten" Szenen, in denen reale Menschen mit dem Hitler-Double konfrontiert werden, schwer schlucken, wenn tatsächlich Parolen geschmettert und echte Aussagen getroffen werden, die eben nicht von Schauspielern stammen, sondern von realen Menschen unserer Bevölkerung. Das ist sicherlich irgendwo wichtig und soll aufrütteln, unter dem Mantel einer Komödie wirkt dies dann aber doch verwirrend. Noch verheerender ist, dass sich der Film schließlich keiner seiner beiden Hauptaufgaben (Unterhaltung und Aufrüttelung) so richtig widmet und sich letztendlich zwischen alle Stühle setzt. 
So verläuft die etwas langatmige zweite Hälfte dann doch arg ziellos, die Story weiß nicht mehr wirklich, wohin sie eigentlich will, wird urplötzlich ungewöhnlich ernst und deprimierend und schlägt sogar eine Kerbe zu unserer heutigen Politik, stellt die Frage, ob Hitler in unserer heutigen Zeit erneut das "Zeug" zum Herrscher Deutschlands hätte. Wichtige Fragen, die aber rasch unter den Tisch gekehrt werden und die hier in einer Komödie dann doch irgendwann verharmlosend wirken, denen sich nicht stoisch genug gewidmet wird. Besser wäre es gewesen, sich einem Genre zu hundert Prozent zu widmen als einfach alles in einen Topf zu werfen, denn richtig zufrieden wird somit niemand sein und es wirkt doch etwas überambitioniert. Sicher, Spaß macht das Ganze und es stimmt sogar etwas nachdenklich... jedoch wird keines der beiden Ziele wirklich erreicht, da sich beide Genres irgendwann ausstechen, sodass keines von beiden mehr gewinnt.
Fazit: Die Satire schafft den Spagat zwischen stichelnder Komödie und ernstgemeintem Aufweck-Versuch nicht. Trotz einiger herrlicher Einzelszenen und guter Ideen setzt sich der Film zwischen alle Stühle und unterhält damit nur zu Beginn.

Note: 3





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...