Die Oscarnominierungen sind seit einigen Tagen raus und ich bin nicht wirklich zufrieden. Klar tummeln sich unter den Nominierten einige ganz starke Werke (und viel zu viele, die ich dringend noch nachholen muss), aber gerade die Rekordteilnahme seitens "Joker", den ich für maßgeblich overhypet halte, hat mich ziemlich enttäuscht. Beinahe ebenso stark schnitt der Kriegsfilm "1917" ab, der immerhin die Chance auf zehn Goldstatuen hat, auch wenn er dabei eher als Außenseiter gelten und wahrscheinlich nur wenige Oscars mit nach Hause nehmen wird. Inszeniert wurde das Drama als One-Take, natürlich mit einigen unsichtbaren Schnitten, und das klang, nachdem mir "Birdman" vor fünf Jahren schon so herausragend gefiel, doch sehr interessant und nach einer anderen Art und Weise, einen Kriegsfilm zu machen. Die Erwartungen waren also nicht niedrig, trotzdem blieb ein leiser Restzweifel, ob es sich bei "1917" doch wieder nur um einen Standard-Oscar-Stoff handeln würde... ich hoffte nämlich auf mehr.
1917
April 1917: Die Schlacht zwischen Deutschland und den Alliierten tobt in Frankreich, doch nun scheint sich das Blatt zu wenden - die Deutschen ziehen sich zurück, weswegen ein britischer Stoßtrupp entsendet werden soll, um den Sieg zu sichern. Das Hauptquartier glaubt nach dem Befehl jedoch an eine Falle und fürchtet den Tod der 1600 Männer. Als letzte Chance werden die beiden jungen Soldaten William Schofield (George McKay) und Tom Blake (Dean-Charles Chapman) entsendet - sie sollen eine Warnung übermitteln und somit ein verheerendes Massaker verhindern. Dafür müssen sie jedoch durch tödliches Feindesland streifen, direkt zwischen den Fronten... und auch auf die Gefahr hin, dass die Deutschen ihren Platz nicht verlassen haben und nur darauf warten, dass ihnen die Soldaten direkt in die Arme laufen.
Die Frage war ja eigentlich nicht, ob Sam Mendes' kreativer Plan, einen ganzen Film in Echtzeit und in (weitestgehend) einem Take zu drehen, aufgehen würde. Mendes ist ein viel zu guter und erfahrener Regisseur, um solch ein Ding anbrennen zu lassen und hätte sich wohl auch noch gerettet, wenn ihm dieses irgendwie um die Ohren geflogen wäre. Und er ist klug genug, um dieses Ding der Unmöglichkeit so zu kaschieren, dass es sich eben wirklich wie ein einziger Take anfühlt. Natürlich schneidet er hin und wieder und es ist auch oft zu sehen, wann er das tut. Bis auf ein einziges Mal kaschiert er solcherlei Cuts aber auf clevere Art und Weise, sodass ungeübte Augen kaum sehen werden, wo denn jetzt tatsächlich mal die Schere angesetzt wurde. Und das erschafft schließlich auch einen Sog... auch wenn dieser beim wesentlich schwungvolleren und mutigeren "Birdman" noch ein kräftigerer war.
Dass "1917" optisch ein echtes Brett ist, das dürfte kaum verwundern. Man fragt sich im Grunde dauerhaft, wie es Mendes und seinem Stammkameramann Roger Deakins (den Oscar dürfte er für diese Arbeit beinahe sicher in der Tasche haben) gelungen ist, das genauso zu filmen, wie es nun auf der Leinwand zu sehen ist. Die Kamera scheint so dermaßen frei durch den Raum zu schweben, immer und überall da zu sein und fängt selbst in Actionszenen das Geschehen so dynamisch und packend ein, dass man tatsächlich glaubt, man befände sich nun direkt im Schützengraben. Sicherlich wurde dabei auch mehr als einmal digital nachgeholfen, doch auch hier beweist Mendes ein sicheres Händchen: Die besten Effekte sind schließlich die, die man gar nicht erst sieht und diesbezüglich macht "1917" seinen Job hervorragend. Dafür gabs dann gleich auch eine Oscarnominierung, auch wenn der Film hier angesichts der enormen Konkurrenz weniger Chancen auf einen Gewinn haben dürfte.
Aber was gibt es darüber hinaus? In technischer Hinsicht ein gewagtes Unterfangen, welches hier durchaus glückt und für ein anderes Erlebnis eines Kriegsfilms sorgt. Aber ansonsten, und das muss man so einfach mal sagen, gibt es nicht viel. Die Kriegsszenen als solche sind intensiv, weil sie als One-Shot gedreht sind, darüber hinaus aber haben wir ähnliche Szenarien bei den Genre-Kollegen schon wesentlich schonungsloser, spannender und auch kreativer gesehen. Und in Sachen Plot reißt man hier wahrlich keine Bäume aus und bleibt einer geradlinigen Handlung treu, die auch nicht durch eine spannende Figurenzeichnung herausgerissen wird. Schofield, der hier klar im Fokus steht, bleibt als Held der Geschichte eher blass und ohne Auszeichnung, George McKay liefert aber eine mehr als solide Leistung. Dagegen bleibt "Game of Thrones"-Star Dean-Charles Chapman deutlich zurück, im direkten Vergleich hat er aber auch den undankbareren Part abbekommen.
Unterstützt werden beide nur von einigen kurzen Auftritten namhafter, britischer Stars, die schon eher in den Bereich Cameo fallen. Ansonsten sind beide weitestgehend auf sich und die Inszenierung gestellt, was immer wieder herausragende Momente sorgt, angesichts der mauen Geschichte aber auch Leerlauf bietet. Denn trotz der One-Takes haben einige Momente, die klischeehafter kaum sein könnten, eben einfach keinen echten Reiz. Mendes erzählt uns hier rein gar nichts Neues und tut dies in Sachen Skript auch noch auf enorm vorhersehbare Weise. Etwas zu viel Hollywood, mag man da rufen... und hat da in vielen Momenten noch nicht einmal Unrecht.
Fazit: "1917" ist rein inszenatorisch eine echte Wucht - Sam Mendes hat seinen One-Taker hier visuell und kameratechnisch ungemein gut im Griff. Dank eines überzeugenden Hauptdarstellers gewinnt er weiter, in Sachen Plot und der reinen Kriegsatmosphäre hat man aber schon wesentlich Überzeugenderes im Genre gesehen.
Note: 3+
Die Frage war ja eigentlich nicht, ob Sam Mendes' kreativer Plan, einen ganzen Film in Echtzeit und in (weitestgehend) einem Take zu drehen, aufgehen würde. Mendes ist ein viel zu guter und erfahrener Regisseur, um solch ein Ding anbrennen zu lassen und hätte sich wohl auch noch gerettet, wenn ihm dieses irgendwie um die Ohren geflogen wäre. Und er ist klug genug, um dieses Ding der Unmöglichkeit so zu kaschieren, dass es sich eben wirklich wie ein einziger Take anfühlt. Natürlich schneidet er hin und wieder und es ist auch oft zu sehen, wann er das tut. Bis auf ein einziges Mal kaschiert er solcherlei Cuts aber auf clevere Art und Weise, sodass ungeübte Augen kaum sehen werden, wo denn jetzt tatsächlich mal die Schere angesetzt wurde. Und das erschafft schließlich auch einen Sog... auch wenn dieser beim wesentlich schwungvolleren und mutigeren "Birdman" noch ein kräftigerer war.
Dass "1917" optisch ein echtes Brett ist, das dürfte kaum verwundern. Man fragt sich im Grunde dauerhaft, wie es Mendes und seinem Stammkameramann Roger Deakins (den Oscar dürfte er für diese Arbeit beinahe sicher in der Tasche haben) gelungen ist, das genauso zu filmen, wie es nun auf der Leinwand zu sehen ist. Die Kamera scheint so dermaßen frei durch den Raum zu schweben, immer und überall da zu sein und fängt selbst in Actionszenen das Geschehen so dynamisch und packend ein, dass man tatsächlich glaubt, man befände sich nun direkt im Schützengraben. Sicherlich wurde dabei auch mehr als einmal digital nachgeholfen, doch auch hier beweist Mendes ein sicheres Händchen: Die besten Effekte sind schließlich die, die man gar nicht erst sieht und diesbezüglich macht "1917" seinen Job hervorragend. Dafür gabs dann gleich auch eine Oscarnominierung, auch wenn der Film hier angesichts der enormen Konkurrenz weniger Chancen auf einen Gewinn haben dürfte.
Aber was gibt es darüber hinaus? In technischer Hinsicht ein gewagtes Unterfangen, welches hier durchaus glückt und für ein anderes Erlebnis eines Kriegsfilms sorgt. Aber ansonsten, und das muss man so einfach mal sagen, gibt es nicht viel. Die Kriegsszenen als solche sind intensiv, weil sie als One-Shot gedreht sind, darüber hinaus aber haben wir ähnliche Szenarien bei den Genre-Kollegen schon wesentlich schonungsloser, spannender und auch kreativer gesehen. Und in Sachen Plot reißt man hier wahrlich keine Bäume aus und bleibt einer geradlinigen Handlung treu, die auch nicht durch eine spannende Figurenzeichnung herausgerissen wird. Schofield, der hier klar im Fokus steht, bleibt als Held der Geschichte eher blass und ohne Auszeichnung, George McKay liefert aber eine mehr als solide Leistung. Dagegen bleibt "Game of Thrones"-Star Dean-Charles Chapman deutlich zurück, im direkten Vergleich hat er aber auch den undankbareren Part abbekommen.
Unterstützt werden beide nur von einigen kurzen Auftritten namhafter, britischer Stars, die schon eher in den Bereich Cameo fallen. Ansonsten sind beide weitestgehend auf sich und die Inszenierung gestellt, was immer wieder herausragende Momente sorgt, angesichts der mauen Geschichte aber auch Leerlauf bietet. Denn trotz der One-Takes haben einige Momente, die klischeehafter kaum sein könnten, eben einfach keinen echten Reiz. Mendes erzählt uns hier rein gar nichts Neues und tut dies in Sachen Skript auch noch auf enorm vorhersehbare Weise. Etwas zu viel Hollywood, mag man da rufen... und hat da in vielen Momenten noch nicht einmal Unrecht.
Fazit: "1917" ist rein inszenatorisch eine echte Wucht - Sam Mendes hat seinen One-Taker hier visuell und kameratechnisch ungemein gut im Griff. Dank eines überzeugenden Hauptdarstellers gewinnt er weiter, in Sachen Plot und der reinen Kriegsatmosphäre hat man aber schon wesentlich Überzeugenderes im Genre gesehen.
Note: 3+
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