Dass eine Fortsetzung zu "Frozen" kommen würde, war im Grunde klar wie Kloßbrühe - schließlich war das Animationsabenteuer aus dem Jahr 2013 ein finanzieller Über-Erfolg, prägte die Popkultur mit etlichen Szenen und Figuren und brachte den kitschigen Disneysong "Let It Go" unwiderruflich in Millionen Kinderzimmer, rund um die Welt. So ein Erfolg will natürlich wiederholt werden und im Falle der unvermeidlichen Fortsetzung, um die im Jahr 2019 ein Hype rankte, ist es Disney gelungen: Das Sequel ist finanziell noch erfolgreicher als das Original, sorgt für volle Kinosäle und staunende Augen. Nun habe ich es auch endlich geschafft, mir den Film anzusehen, nachdem ich mir direkt vorab und nur zur Sicherheit noch einmal den ersten Teil zu Gemüte geführt habe, den ich mittlerweile ja als wesentlich gelungener ansehe als noch zu meiner hier reviewten und enttäuschenden Erstsichtung...
DIE EISKÖNIGIN II
Im Leben der beiden Schwestern Elsa und Anna ist eigentlich perfekte Ruhe eingekehrt: Elsa herrscht mit magischer Hand über das Königreich Arendelle, während Anna glücklich mit Kristoff ist. Doch dann wird Elsa von einem Geist der Vergangenheit eingeholt: Sie erinnert sich an die Geschichte eines verwunschenen, von Nebel umschlossenen Waldes und macht sich, von einer mysteriösen Stimme gerufen, auf, dessen Geheimnis zu ergründen. Begleitet wird sie dabei nicht nur von Anna und Kristoff, sondern auch von Rentier Sven und dem gesprächigen Schneemann Olaf. Allerdings ahnen die beiden Schwestern noch nicht, dass sie auf ihrer Reise mit der finsteren Vergangenheit ihrer Familie und des ganzen Königreiches konfrontiert werden...
"Die Eiskönigin 2" war zusammen mit dem großen Sternenkriegs-Finale "Der Aufstieg Skywalkers" das große I-Tüpfelchen auf einem schlichtweg brillanten Jahr für das Studio Disney. Mehrere Milliarden-Hits, ein quasi unbrechbares Rekordjahr - und die Animations-Fortsetzung rund um Anna, Elsa und Olaf steht dabei auch gleich mit rund 1,3 Milliarden Dollar zu Buche, toppte seinen bereits ungemein erfolgreichen Vorgänger und steht nun auf Platz 11 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Das muss natürlich nicht für die Qualität sprechen und ich war berechtigterweise etwas skeptisch - ein solcher Erfolg lässt sich finanziell simpel wiederholen, doch ob die Geschichte dann auch noch so zu fesseln weiß wie noch vor sechs Jahren, das steht auf einem ganz anderen Blatt.
Und tatsächlich ist der Weg diesmal etwas speziell und gerade die jüngeren Zuschauer werden hier das ein ums andere Mal verdutzt in die Röhre gucken: "Frozen II" ist wesentlich erwachsener und auch düsterer als sein ja noch sehr märchenhaft angelegter Vorgänger und macht es einem mit seinem gerade im Mittelteil sehr umständlich, mal gar wirr erzählten Plot, auch gar nicht so einfach. Natürlich ist dieser im Kern wieder einmal sehr simpel, aber die Macher rund um die Regisseure Jennifer Lee und Chris Buck, die auch bereits das Original inszenierten, verkomplizieren diese durch eine Reihe von Nebenplots und das wirkt sich nicht immer positiv aus. Der Hang zu mehr Ernsthaftigkeit ist zwar willkommen, allerdings wirken die eingestreuten Gags, hier wieder zumeist seitens Schneemann Olaf, etwas deplatziert, manchmal gar bemüht. Und auch das all das in eine Familiengeschichte eingestreut werden muss, die gerade im Hinblick auf den Plot des ersten Teils, in welchem niemals die Rede von verwunschenen Wäldern oder gigantischen Steinriesen war, unreflektiert dazugeschrieben wird, mag nicht wirklich gefallen.
Gefallen tut hingegen erneut die visuelle Ausarbeitung der Geschehnisse: Die Animationen sind grandios und besonders wenn Elsa im Kampf gegen Naturgewalten ihre frostigen Fähigkeiten spielen lässt, entstehen dabei Bilder, die zu den ganz Großen des vergangenen Kinojahres 2019 gehören. Auch der Soundtrack von Christophe Beck kann sich zum wiederholten Male hören lassen, auch wenn die Songs ein kleiner Rückschritt sind: Sie sind weiterhin wundervoll emotional, doch im direkten Vergleich zu "Let It Go" oder "Do You Wanna Build A Snowman" fehlt den neuen Tracks hier die genaue Magie. Bei den Oscars wird der Film in beiden Kategorien aber sicherlich wieder mitmischen und das dann auch zurecht.
Letztendlich ist die Kritik zu "Frozen II" natürlich eine auf hohem Niveau: Der Film ist auch für Fans des ersten Teils zauberhafte Unterhaltung mit Witz und Herz. Er denkt die Charaktere klug weiter und hat besonders in Sachen "starke Frauenfiguren" einige ganz heiße Asse in petto, ohne dass diese dabei politisch zurechtgestutzt wirken würden. Somit fungieren Anna und Elsa hervorragend als Identifikationsfiguren für eine neue Generation junger Mädchen, die von diesen Selbstliebe, Mut und Kampfeswillen lernen werden. Thematiken, die Disney clever und bewegend aufgreift und somit aufzeigt, dass das Studio in Sachen Tiefe seiner Konkurrenz im Bereich Animation immer noch in vielerlei Hinsicht überlegen ist.
Fazit: Die Magie des Erstlings kann "Frozen II" nicht erneut entfachen, dafür ist der Plot in seiner stringenten Düsternis zu wirr erzählt und zu bemüht inszeniert. Vielleicht sehe ich den Film aber in ein paar Jahren ebenfalls positiver, so wie es nun auch beim ersten Teil der Fall war - in Sachen Witz, Animation und Charakterentwicklung schlägt sich das Sequel nämlich sehr gut.
Note: 3
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