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Die nackte Wahrheit (2009)

Geschlechterrollen sind Klischees, das muss und sollte man so festhalten. Ich bin in keinster Form ein Freund davon, wenn jemand sagt, dass Frauen so und Männer so ticken - das ist keine Frage des Geschlechts, sondern der menschlichen Persönlichkeit. In der Satire oder in der Komödie kann man solcherlei Klischees natürlich gern humorvoll auf die Schippe nehmen und auch mit ihnen spielen, schließlich geht uns dieses Thema doch alle etwas an... blöd wird es nur, wenn die Macher offensichtlich so von diesen Klischees überzeugt sind, dass sie sie bereits selbst für wahr halten und den ironischen Bruch verpassen. In eine solche Falle tappt auch die romantische Komödie "Die nackte Wahrheit" aus dem Jahr 2009, die so dermaßen überzeichnet die typische Frau und den typischen Mann gegenüberstellt, dass es schon irgendwie traurig ist, wenn eben dieses Bild am Ende auch noch als die echte Wahrheit gehandelt wird...

DIE NACKTE WAHRHEIT


Abby Richter (Katherine Heigl) ist die Produzentin eines langsam angestaubten und ihre Zuschauer verlierenden Fernsehtalks. Als ihr mit dem schowinistischen Männerberater Mike Chadway (Gerard Butler) ein neuer Gastmoderator, der Schwung in die Sache bringen soll, an die Hand gegeben wird, findet Abby dies gar nicht lustig, steht Mike doch förmlich für alles, was sie an oberflächlichen Männern stets kritisiert. Dann lernt sie jedoch den gutaussehenden Colin (Eric Winter) kennen, mit dem sie es sich keinesfalls verscherzen will... und fragt deswegen Mike um Rat, um seine Thesen zu testen. Zwischen beiden entsteht eine gewisse Partnerschaft, die beide mit der Zeit aber auch in die emotionale Bredouille bringt.

Nein, die Ausgangssituation könnte kaum klischeehafter sein. Auf der einen Seite Mike, der typische Proleten-Kerl, der Männer auf ihre Sexualität und Frauen auf ihre ausstrahlenden Reize reduziert. Auf der anderen Seite Abby, die von solcherlei Geschlechterrollen absolut nichts hält, ihnen mit der Zeit aber verfällt. Man fragt sich, was für eine Message dahinterstecken soll, denn wenn man sich wirklich die Mühe macht und über das Gezeigte in diesen 96 Minuten nachdenkt, kommt man zu einem verheerenden Schluss. Die Macher rund um "Kiss & Kill"-Regisseur Robert Luketic scheinen nämlich Mikes Theorien tatsächlich zu unterschreiben und enden so auch - mit einer Frau, die diese Hinweise befolgen muss. In Sachen Charakterzeichnung ist das quasi ein Todesstoß, denn auch wenn Mike in dieser überzeichneten, vollkommen unrealen Anlegung seiner Persönlichkeit natürlich ein Gag-Lieferant ist und dementsprechend (auch dank der Performance von Gerard Butler) irgendwie locker-sympathisch rüberkommt, so ist die Weiterentwicklung eine reine Farce. 
Der Film sagt aus, dass eine Frau auf solcherlei Ratschläge hören muss, um wirklich einen Mann abzubekommen und dementsprechend gibt Abby sich selbst auf, stellt ihren tiefen Ausschnitt zur Schau, flucht und sexualisiert und... hat damit tatsächlich Erfolg. Natürlich muss man bezüglich eines solchen Mainstream-Werks, der ja wirklich nur auf kurzweilige Unterhaltung aus ist, nicht zwingend nach menschlicher Tiefe suchen, trotzdem ist es aber irgendwie eine ziemliche Doppelmoral, wenn die Hauptfiguren auf diese Art und Weise entwickelt werden. Da tut einem auch "Happy New Year"-Star Katherine Heigl leid, denn ihre Performance ist hier ausnahmsweise mal recht zielsicher und zwischen ihr und Butler fliegen dann auch ein paar nette Funken. Dass das Drehbuch darüber hinaus eben vollkommener Quatsch ist und sogar falsche Messages liefert, dafür kann Heigl in erster Form nichts und man sollte es ihr daher auch nicht anlasten. 
Lässt man solcherlei gesellschaftliche Gesichtspunkte, unter denen "Die nackte Wahrheit" katastrophal scheitert, mal außen vor, findet man aber auch wenig, das gefällt. Der Film ist weder sonderlich romantisch noch witzig, bemüht sich gerade in letzterem Bereich aber so erheblich, dass der Großteil der Gags ungemein konstruiert und schablonenhaft ausfällt. Stattdessen versucht der Film eben dadurch Punkte zu sammeln, dass er in seinem Grundthema einfach mal etwas auf die Kacke haut - die Darsteller dürfen hier richtig schön fluchen, und wenn über Sex gesprochen wird, wird auch richtig gesprochen. 
Worte wie "Schwanz", "Blowjob" und "ficken" kommen alle paar Minuten vor und das ist für das dabei ansonsten doch so vorsichtige Amerika ja schon mal was. Allerdings schienen die Macher nicht zu wissen, dass das laute Aussprechen von Geschlechtsmerkmalen oder Bettstellungen nun noch lange kein Garant dafür ist, dass man irgendwie freizügig oder mutig agiert. Stattdessen ist "Die nackte Wahrheit" nämlich auch darüber hinaus ungemein prüde und oberflächlich und bleibt der Thematik, die hier ohnehin ziemlich mager ausgearbeitet wird, auch noch einen etwas böseren Humorgehalt schuldig. Da ist dann wirklich nur noch wenig zu holen gewesen und abgesehen von der soliden Inszenierung seitens Luketic auch nicht viel, an das man sich später noch erinnern wird.

Fazit: "Die nackte Wahrheit" ist weder sonderlich lustig noch romantisch, dafür retten die gut aufgelegten Butler und Heigl aber durch Charme und Selbstironie viele Szenen. Gegen das verdruckste Drehbuch und seine überholten Messages können sie aber auch wenig ausrichten.

Note: 4




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