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Das Mercury Puzzle

Es ist immer ein schlechtes Zeichen, wenn bereits die etablierte Ausgangssituation eines Filmes kaum nachvollziehbar und in sich nicht geschlossen scheint. Viele Werke hadern eher damit, über diesen Plotpoint hinaus glaubwürdig zu sein, doch wenn schon der Boden nicht stimmt, ist es natürlich schwer, auf diesem noch etwas zu bauen. "Das Mercury Puzzle", ein Action-Thriller aus dem Jahr 1998, leidet unter genau einem solchen Problem - bereits der Kick-Off gerät nämlich so wirr und unsinnig, dass es dem Film daraufhin sehr schwer fällt, angesichts solch eines Drehbuchgepinsels noch weitere Spannung zu erzeugen.

DAS MERCURY PUZZLE


Der neunjährige Simon Lynch (Miko Hughes) ist ein Autist und enorm damit an hadern, sich an fremde Menschen zu binden. Als er eines Tages in einem Rätselheft stöbert, knackt er dabei unwissentlich einen genialen Code... und gerät ins Fadenkreuz von schwer bewaffneten Anzugträgern, die in diesem kleinen Codeknacker eine ernsthafte Bedrohung für ihre Organisation, angeführt von dem undurchsichtigen Lt. Col. Nicholas Kudrow (Alec Baldwin), sehen. FBI-Agent Art Jeffries (Bruce Willis) nimmt sich dem Fall an und bringt den kleinen Jungen nach einem Zwischenfall, den dieser nur knapp überlebt, unter seine Fittiche. Während er herauszufinden versucht, was hier überhaupt gespielt wird, muss er sich stets der Gefahr bewusst sein, die von allen Seiten auf ihn und Simon niederhageln kann...

Es geht also um irgendeinen geheimen Supercode, den niemand knacken kann... und ein neunjähriger, autistischer Junge kann es doch. Das klingt erstmal interessant, wenn natürlich auch entsprechend weit hergeholt. Der Weg dahin ist allerdings ein ziemlich umständlicher und um zu etablieren, wieso dieser Code überhaupt seinen Weg an die Öffentlichkeit findet, muss sich das Team rund um Regisseur Harold Becker gewaltig strecken. Warum das geschah und was es mit diesem Code auf sich hat, wird zwar erklärt, allerdings bleiben diese Antworten ebenso fadenscheinig wie schwachsinnig und belasten allein schon die Ausgangssituation enorm - diese stellt sich angesichts des umständlichen Aufstellens von allerlei Bedrohungen und Wenns und Abers nämlich als ziemlicher Wirrwarr heraus, der vorn und hinten keinen Sinn ergibt. 
Besonders der Grund, wieso der Code denn wie ans Licht der Öffentlichkeit gedrungen ist, ist gehobener Schwachsinn und eigentlich nur damit zu legitimieren, dass sämtliche in dieser Behörde arbeitenden Menschen Idioten sind... was von vornherein ein schlechtes Licht auf die Antagonisten wirft, die hier offenbar dummdreist agieren, anschließend aber immer noch als perfekt organisierte, supergefährliche Bösewichter durchgehen sollen. Als reiner Aufhänger also schon mal eine halbe Katastrophe, leider wird es im Verlauf dieser teils quälend zähen 110 Minuten aber auch nicht viel besser. Die Beziehung zwischen FBI-Agent Jeffries und dem autistischen Simon bleibt eine recht schnöde Behauptung und wirkt kaum glaubwürdig, ebenso wie das Trauma, welches Jeffries hier auch noch angehängt wird und im späteren Handlungsverlauf eigentlich auch kaum noch eine Rolle spielt. 
Einigermaßen interessant geraten hier tatsächlich nur die Szenen, in welchen sich Jeffries innerhalb des FBI noch mit Kollegen und Vorgesetzten herumschlagen muss, allerdings erfüllen diese Momente innerhalb des Genres aber auch nur gerade so den soliden Standard. Ansonsten zeichnet sich "Das Mercury Puzzle" außerhalb seines vollkommen maroden Handlungsgerüsts auch durch seine erstaunliche Langsamkeit aus. Das Tempo wird zugunsten halbgarer Szenen immer wieder heraus genommen und generell ist es mehr als überraschend, wie unspannend der Film selbst in seinen flotteren Momenten geraten ist. Die Actionszenen sind durch die Bank weg routiniert inszeniert, auch wenn es ihnen an etwas Besonderem fehlt und sie hin und wieder die Grenze zur Überzeichnung überschreiten. Doch auch diese knackigen Momente entwickeln keinerlei Intensität angesichts des mauen Plots, der sich nur durch Unwahrscheinlichkeiten und furchtbar bemüht zurechtgeschriebene Eckpunkte weiterentwickelt... bis zum explosiven Finale in luftigen Höhen, das auch nicht recht begeistern will. 
"Lucky Number Slevin"-Star Bruce Willis kann man an dieser Stelle kaum einen Vorwurf machen, denn der warf sich zu dieser Zeit noch mit Energie und Esprit in seine Arbeitsaufträge, macht dementsprechend auch hier einen guten Job, während Alec Baldwin auf der Gegenseite eigentlich nur der farblose Antagonist im Schatten bleibt. Etwas gewöhnungsbedürftig und dennoch eindrucksvoll ist die Performance von Miko Hughes, der als autistischer Junge einige starke Momente prägen kann.

Fazit: "Das Mercury Puzzle" ist ein reines Drehbuch-Desaster, welches von der kruden und schlecht durchdachten Ausgangssituation über den unfokussierten Mittelteil bis zum actionlastigen Showdown schlichtweg auf wackligen Beinen steht - einzig Bruce Willis hält hier kernig und mit Spiellaune die Fahne hoch, ansonsten ist das aber eine ziemliche Beleidigung für die Gehirnzellen.

Note: 4




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