"Verrückte wissen nicht, dass sie verrückt werden. Die denken, sie sehen endlich klar." Dieses Zitat aus meiner Lieblingsserie "Lost" hat mich bei jeder Sichtung wieder beeindruckt, da es so viel Wahrheit beinhaltet und weitere Fragen aufwirft. Zum Beispiel: Sind die "Verrückten" nicht vielleicht wirklich die, die klarsehen? Und wir, die "Normalen", die sich der Gesellschaft anpassen, in Wirklichkeit nur Marionetten? Diese Theorie, die vielerorts geführt wird, ließe sich hier auf ein Maximum ausdehen, doch dafür ist zu wenig Platz und ich habe davon auch viel zu wenig Ahnung. Das Drama "Durchgeknallt" stellte im Jahr 1999 aber interessante Thesen in den Raum, wenn es um die "Verrückten" in der "Klapse" geht... und es gelang ihm darüber hinaus sogar zusätzlich noch, ein ziemlich gewichtiges und spannendes Charakterstück zu entwerfen, welches Klischees aufnimmt und dann wieder clever zu brechen vermag.
DURCHGEKNALLT
Nach einem offensichtlichen Suizidversuch wird die 18-jährige Susanna Kaysen (Winona Ryder) zum Ende der 60er-Jahre in eine Nervenheilanstalt eingewiesen. Depressionen und Borderline werden festgestellt und Susanna soll solange unter Beobachtung bleiben, Medikamente nehmen und die Therapie besuchen, bis sich eventuell eine Besserung ihrer Psyche einstellt. Susanna, die sich hier durchweg fehl am Platze fühlt, schließt schnell eine gewisse Freundschaft mit der Patientin Lisa Rowe (Angelina Jolie), die ihren Alltag mit Fluchtversuchen, Medikamentenverweigerung, Mobbing und der Rebellion gegen das Personal schmückt. Sie nimmt Susanna unter ihre Fittiche... doch mit der Zeit muss diese erkennen, dass Lisa ihr eventuell bei ihrem Weg durch das weitere Leben und aus der Anstalt hinaus im Weg stehen könnte.
Ein autobiographischer Roman, in Tagebuchform gehalten, stand Pate für diesen Film - Susanna Kaysen selbst lieferte die Vorlage, in welcher sie von den zwei Jahren erzählt, die sie in einer Nervenheilanstalt zubringen musste. Der Film hangelt sich nun durch diese Zeit, berichtet besonders von den anfänglichen Tagen und Wochen, in denen sich Susanna, die selbst gar nicht genau weiß, was denn nun mit ihr nicht stimmt, in der neuen Umgebung etablieren muss. Natürlich lässt der Film dabei nicht jedes Klischee aus, doch das kann man ihm nur marginal anlasten. Oftmals sind es nämlich genau diese Klischees, die manchmal die Wahrheit treffen und deswegen hier, wenn auch überspitzt, durchaus ihre Daseinsberechtigung haben und zudem hin und wieder auf clevere Art und Weise gebrochen werden.
Das liegt besonders an der faszinierenden Hauptdarstellerin: "Black Swan"-Star Winona Ryder verleiht ihrer Susanna eine ungemeine Tiefe, die oftmals nur durch kurze, verträumte Blicke und kleine Gesten ausbricht. Sie nutzt die innere Verwirrung ihres Charakters, um Einblick in ihre Seele zu gewähren, nimmt den Zuschauer, obwohl selbst mit sich im Unklaren, bei der Hand und führt ihn in die Welt hinter vergitterten Fenstern ein. Das hat auch dank des angenehm langsamen Tempos, mit dem die Geschichte, die hier weniger einen roten Faden hat als ein Charakterstück zu sein, eine gewisse Atmosphäre, die über zwei Stunden lang trägt. Dabei entstehen dann auch durchweg interessante und spannende Konflikte zwischen einzelnen Figuren, die dem Klischee entkommen können. Ähnlich wie in "Einer flog über das Kuckucksnest" (wenn auch sicherlich nicht so durchversiert und kritisch) entstehen unter den einzelnen Patienten der Anstalt einige echte Hingucker.
So zum Beispiel die von Elisabeth Moss gespielte Polly Clark, die eine traumatische Geschichte hinter ihren Gesichtsnarben verbirgt. Oder auch die 2009 verstorbene Brittany Murphy in einer grandiosen Idealbesetzung als zurückgezogene und ständig gemobbte Daisy Randone - diese Rolle katapultierte sie erst recht in den Hollywood-Himmel. Auch für den heutigen Megastar Angelina Jolie war es ein katapultmäßiger Aufstieg - sie sammelte gar den Oscar als beste Nebendarstellerin ein, auch wenn nicht jeder Kritiker ihrer Darstellung zujubeln wollte. Sicher ist nämlich, dass Jolie hier ungemein mutig und energiegeladen agiert, manch einer jedoch die leisen Töne vermissen wollte. Ich habe diese allerdings durchaus gefunden, auch wenn hinsichtlich der dramatischen Beziehung zwischen Jolie's Lisa Rowe und Susanna Kaysen gerade gegen Ende noch ein wenig mehr Luft nach oben gewesen wäre. Hier wird der fehlende rote Faden, den´m sich "Walk the Line"-Regisseur James Mangold über weite Strecken verweigert, um ganz bei seinen Charakteren zu bleiben, doch ein wenig zum Kritikpunkt, denn so etwas wie einen alles verändernden Klimax gibt es zwar, er wirkt im direkten Vergleich mit den vorherigen Geschehnissen aber auch etwas zu gewollt. Das ist dann aber halb so wild, da "Durchgeknallt" stimmig inszeniert, gut geschrieben und bis in die Nebenrollen hervorragend gespielt ist (Whoppi Goldberg und Vanessa Redgrave sind da innerhalb des Personals auch noch lobend zu erwähnen).
Fazit: "Durchgeknallt" wird besonders von seinen zwei herausragenden Hauptdarstellerinnen getragen, die eine nuanciert, die andere energiegeladen. Der fehlende rote Faden führt hin und wieder zu Stolpersteinen in der Dramaturgie, dafür haben die Charakterkonflikte ordentlich Dampf.
Note: 2-
Ein autobiographischer Roman, in Tagebuchform gehalten, stand Pate für diesen Film - Susanna Kaysen selbst lieferte die Vorlage, in welcher sie von den zwei Jahren erzählt, die sie in einer Nervenheilanstalt zubringen musste. Der Film hangelt sich nun durch diese Zeit, berichtet besonders von den anfänglichen Tagen und Wochen, in denen sich Susanna, die selbst gar nicht genau weiß, was denn nun mit ihr nicht stimmt, in der neuen Umgebung etablieren muss. Natürlich lässt der Film dabei nicht jedes Klischee aus, doch das kann man ihm nur marginal anlasten. Oftmals sind es nämlich genau diese Klischees, die manchmal die Wahrheit treffen und deswegen hier, wenn auch überspitzt, durchaus ihre Daseinsberechtigung haben und zudem hin und wieder auf clevere Art und Weise gebrochen werden.
Das liegt besonders an der faszinierenden Hauptdarstellerin: "Black Swan"-Star Winona Ryder verleiht ihrer Susanna eine ungemeine Tiefe, die oftmals nur durch kurze, verträumte Blicke und kleine Gesten ausbricht. Sie nutzt die innere Verwirrung ihres Charakters, um Einblick in ihre Seele zu gewähren, nimmt den Zuschauer, obwohl selbst mit sich im Unklaren, bei der Hand und führt ihn in die Welt hinter vergitterten Fenstern ein. Das hat auch dank des angenehm langsamen Tempos, mit dem die Geschichte, die hier weniger einen roten Faden hat als ein Charakterstück zu sein, eine gewisse Atmosphäre, die über zwei Stunden lang trägt. Dabei entstehen dann auch durchweg interessante und spannende Konflikte zwischen einzelnen Figuren, die dem Klischee entkommen können. Ähnlich wie in "Einer flog über das Kuckucksnest" (wenn auch sicherlich nicht so durchversiert und kritisch) entstehen unter den einzelnen Patienten der Anstalt einige echte Hingucker.
So zum Beispiel die von Elisabeth Moss gespielte Polly Clark, die eine traumatische Geschichte hinter ihren Gesichtsnarben verbirgt. Oder auch die 2009 verstorbene Brittany Murphy in einer grandiosen Idealbesetzung als zurückgezogene und ständig gemobbte Daisy Randone - diese Rolle katapultierte sie erst recht in den Hollywood-Himmel. Auch für den heutigen Megastar Angelina Jolie war es ein katapultmäßiger Aufstieg - sie sammelte gar den Oscar als beste Nebendarstellerin ein, auch wenn nicht jeder Kritiker ihrer Darstellung zujubeln wollte. Sicher ist nämlich, dass Jolie hier ungemein mutig und energiegeladen agiert, manch einer jedoch die leisen Töne vermissen wollte. Ich habe diese allerdings durchaus gefunden, auch wenn hinsichtlich der dramatischen Beziehung zwischen Jolie's Lisa Rowe und Susanna Kaysen gerade gegen Ende noch ein wenig mehr Luft nach oben gewesen wäre. Hier wird der fehlende rote Faden, den´m sich "Walk the Line"-Regisseur James Mangold über weite Strecken verweigert, um ganz bei seinen Charakteren zu bleiben, doch ein wenig zum Kritikpunkt, denn so etwas wie einen alles verändernden Klimax gibt es zwar, er wirkt im direkten Vergleich mit den vorherigen Geschehnissen aber auch etwas zu gewollt. Das ist dann aber halb so wild, da "Durchgeknallt" stimmig inszeniert, gut geschrieben und bis in die Nebenrollen hervorragend gespielt ist (Whoppi Goldberg und Vanessa Redgrave sind da innerhalb des Personals auch noch lobend zu erwähnen).
Fazit: "Durchgeknallt" wird besonders von seinen zwei herausragenden Hauptdarstellerinnen getragen, die eine nuanciert, die andere energiegeladen. Der fehlende rote Faden führt hin und wieder zu Stolpersteinen in der Dramaturgie, dafür haben die Charakterkonflikte ordentlich Dampf.
Note: 2-
Kommentare
Kommentar veröffentlichen