Direkt zum Hauptbereich

12 Monkeys

Vor zweieinhalb Jahren unternahm ich bereits einmal den Versuch, mir "12 Monkeys" anzusehen. Wahrscheinlich war ich an diesem Tag einfach nicht in der richtigen Stimmung, denn ich brach den Film nach rund einem Drittel ab... mit dem Gedanken im Kopf, dass mich die Werke von Terry Gilliam schon zuvor oft überfordert oder auch einfach nur seltsam verwirrt hatten. Nun wollte ich dem Film, der ja gewissermaßen als der Kultfilm überhaupt in Gilliams Filmografie angesehen wird, aber nochmal eine Chance geben und diesmal schaffte ich es problemlos bis zum Abspann. Lässt man sich nämlich darauf ein, kann man einen sehr spannenden und düsteren Sci-Fi-Thriller sehen, der aber keine Rücksicht auf den Mainstream nimmt...

12 MONKEYS


Im Jahr 2035 hat die Menschheit die Erde verlassen. Ein tödlicher Virus löschte im Jahr 1997 beinahe die gesamte Zivilbevölkerung aus, die wenigen Überlebenden zogen sich auf Raumstationen zurück. Nun wird der eingesperrte Schwerverbrecher James Cole (Bruce Willis) ausgewählt, sich auf eine Reise durch die Zeit zu begeben, um vor dem Ausbruch des Virus nach wichtigen Informationen zu suchen - Informationen, die die Wissenschaftler in der Zukunft nutzen könnten, um die Erde für die Menschheit zurückzuerobern. Doch Cole versagt gleich auf der ersten Reise, wird für verrückt erklärt und in eine Irrenanstalt gesperrt. Dort trifft er den ebenfalls inhaftierten Verrückten Jeffrey Goines (Brad Pitt), der offensichtlich irgendetwas mit der später ausbrechenden Seuche zu tun haben wird...

Ganz so verworren und, sagen wir mal, durchgeknallt wie in seinen späteren Werken geht Terry Gilliam hier glücklicherweise nicht zu Gange. Man muss also nicht befürchten, so hoffnungslos überstrapaziert zu werden wie bei dem vollkommen gefloppten "The Zero Theorem" beispielsweise, der auch unter Gilliams größten Fans noch sehr kritisch gesehen wird. Das heißt aber natürlich nicht, dass Gilliam in seinem wohl bekanntesten Film nicht auch freidrehen würde - so nutzt er die Szenen in einer verdreckten Irrenanstalt, um seine Darsteller richtig schön durchknallen zu lassen und auch in einigen verschwurbelten Zusammenhängen zwischen Vergangenheit und Zukunft sticht der weirde Gedankenkreis des Regisseurs wieder durch. 
Insgesamt ist es aber wesentlich leichter, dem recht klaren Plot zu folgen, der hier quasi ein Versatzstück eines CGI-Thrillers ist und mit seiner ebenso simplen wie einfallsreichen Idee auch spätere Blockbuster beflügelte. So einfach oder mainstreamig macht es sich Gilliam hier aber nicht und nutzt die Rettungsaktion, die Bruce Willis hier eher unfreiwillig und aus Mangel an Alternativen angeht, gar nicht so sehr als solche. Stattdessen steht eher das Beschaffen von Informationen im Fokus, weniger die Rettung einer Welt, die als solche wohl auch kaum noch zu retten ist. Somit weicht Gilliam recht clever den unvermeidlichen Plotholes aus, die ein solcher Zeitreise-Plot eben so mit sich bringen würde und bleibt auf dem kleinsten gemeinsamen und somit leichter verträglichen Nenner sitzen. 
Das runde Gesamtbild, welches mit einer frischen Wendung abschließt, ist stimmig und man muss sich nicht den Kopf über allzu viele Logiklöcher zerbrechen - das passt so nämlich schon alles. Das führt aber auch dazu, dass Gilliam gerade im Mittelteil seines zweistündigen Thrillers weniger zu erzählen hat, als er gern hätte und der zentrale Grundkonflikt, in den er auch den Zuschauer mit einbezieht, trägt kürzer, als es wohl der Plan gewesen ist. Ob das nämlich tatsächlich alles nur eine Wahnvorstellung seitens des Protagonisten ist oder ob da in der Zukunft wirklich die Ausrottung der Menschheit lauert... das fragt sich der Zuschauer eine ganze Zeit lang und beide Möglichkeiten wären an sich eine recht spannende Angelegenheit. Leider lässt Gilliam die Katze etwas zu früh aus dem Sack und die anschließend folgende Verfolgungsjagd-Thematik ist im direkten Vergleich weniger spannend, füllt so aber auch das große Finale. 
"12 Monkeys" baut also im letzten Drittel etwas ab, hat zuvor aber trotz einiger Längen durchweg unterhalten. Das liegt an der visuellen Inszenierung, die schräg ist und ihren eigenen Reiz hat und auch an der faszinierenden Besetzung. "Fight Club"-Star Brad Pitt, der hier vollkommen entgegen seines damaligen Hollywood-Rufes agiert, holte sich für seine grandiose Performance gar eine Oscarnominierung ab, während Bruce Willis gewohnt solide agiert und immer wieder eine beachtenswerte, darstellerische Präsenz erreicht, die ihm ja heute weitestgehend abhandengekommen ist.

Fazit: "12 Monkeys" ist ein schräger Trip, dessen spannende Handlung durch interessante Mysterien an Gewicht gewinnt. Leider versackt der Plot im letzten Drittel etwas zu arg in mainstreamige Manirismen, obwohl er durchaus rund endet, und hat auch zuvor mit einigen verkopften Längen zu kämpfen.

Note: 3




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se