"Waterworld" gehört zu den Filmen der Kinogeschichte, die von Anfang an gefährdet waren, an den Kassen so richtig baden zu gehen... und dies dann auch, wenn auch nicht ganz so eklatant wie andere Blockbuster, tat. Das Budget wurde durch schwierige Drehumstände immer weiter aufgestockt, bis das Studio kalte Füße bekam und Regisseur Kevin Reynolds, der ursprünglich eine dreistündige Version des Stoffes in die Lichtspielhäuser bringen wollte, entließ. Die Produktion muss für alle Beteiligten also so ähnlich wie ein Ritt durch die Hölle gewesen sein. Rein technisch ist dies dem Film letztendlich nicht anzusehen, viel mehr krankt er an einem recht wirren Drehbuch und an einer flachen Charakterzeichnung...
WATERWORLD
In der Zukunft ist der Planet Erde über und über mit Wasser bedeckt, Landmassen wurden überflutet. Die wenigen Überlebenden halten sich in kleinen Attolls auf oder schippern auf Booten und Floßen herum, vandalieren und plündern. Zu den Plünderern gehört auch der einsame Wolf Mariner (Kevin Costner), der sich Lebensmittel und wichtige Güter durch Tauschhandel erkauft. Dabei macht er sich jedoch auch Feinde, als er während eines Besuchs auf einem Attoll die Händlerin Helen (Jeanne Tripplehorn) und ihre Ziehtochter Enola (Tina Majorino) kennenlernt. An dem Kind scheinen die finsteren Piraten rund um den griesgrämigen Deacon (Dennis Hopper) nämlich ein gesondertes Interesse zu haben, weswegen auch Mariner in ihr Fadenkreuz gerät...
Nein, rein technisch ist an diesem Blockbuster aus dem Jahr 1995 nichts auszusetzen. Das horrende Budget, welches rasch die einkalkulierten 100 Millionen Dollar überschritt (für damalige Verhältnisse eine große Menge Zaster), ist zu beinahe jeder Minute auf dem Bildschirm zu sehen und die ausgedehnten Actionszenen wissen auch aus heutiger Sicht noch zu gefallen. Da gibt es eine ganze Menge spektakulärer Verfolgungsjagden auf dem Wasser, Scharmützel, Seeschlachten und immer wieder beeindruckende Aufnahmen von Mariner's perfekt austariertem Segelboot, welches in jeder Szene aufs Neue überraschende technische Manöver demonstriert, um sich Feinden zu entledigen. Getragen von einem hervorragenden Soundtrack von "Die Tribute von Panem"-Komponist James Newton Howard, der an die großen Abenteuerklassiker erinnert, machen diese Szenen, auch wenn sie manchmal doch etwas zu lang ausgefallen sind, sehr viel Spaß, sorgen für Tempo und einige großartige Bilder.
Gespart hat man indes aber leider am Drehbuch, was gerade angesichts der originellen Ausgangssituation der Handlung etwas schade ist. Denn eigentlich ist alles drin, was eine abenteuerliche Dystopie in skurillem Maße braucht: Fiese Antagonisten, die Suche nach einem geheimnisvollen Ort, Verrat, atemberaubende Setpieces und ein schlitzohriger Held. Leider stricken die Macher rund um "Robin Hood"-Regisseur Kevin Reynolds (dessen Posten nach seiner Entlassung während der Postproduktion Hauptdarsteller Kevin Costner selbst übernahm) rund herum aber keine überzeugende Geschichte und versagen besonders dabei, interessante Charaktere zu schreiben. Gerade Costner's Mariner bleibt fast bis zum Ende ein ziemlich unsympathischer Held, der wenige Worte grummelt und ziemlich egoistisch daherkommt - im Gegensatz zu anderen Helden der Filmgeschichte gleicht er solcherlei menschliche Defizite aber nicht mit sympathischem Humor aus, sondern bleibt durchweg bierernst.
Generell ist diese Ernsthaftigkeit auch ein Problem des Films, denn der düstere Ton, die Brutalität und die Drangsalierung von Nebenfiguren beißt sich mit den schrillen Tönen, die hierbei im Gesamtkontext ausgerufen werden. Da wird auf Seiten der Bösewichte herumgealbert, gedruckst und gezappelt, während Mariner selbst so toternst bleibt wie die unruhige See. Das führt letztendlich, auch wenn man sich mit der allgemein skurillen und in dieser Hinsicht auch kreativen Inszenierung anfreunden mag, zu keinem runden Ergebnis und angesichts des etwas wirren Tons auch zu einigen Längen, da die schwach geschriebenen Figuren, die im gedehnten Mittelteil plötzlich vollends in den Fokus rücken, viel zu blass bleiben, um solch ein Gerüst zu tragen. Da wirkt dann sogar "Speed"-Star Dennis Hopper etwas gelangweilt, wenn er hier im Grunde nur herumkaspern darf, ohne einmal eine richtige Bedrohlichkeit ausstrahlen zu dürfen. Am Ende bleibt ein kurzweiliger Film mit einer spannenden Prämisse, der jedoch wesentlich mehr hätte sein können als das und somit keinesfalls in der Liga der großen Abenteuerklassiker mitspielen darf.
Fazit: Dass die Produktion schwankte, ist dem Film optisch nicht anzusehen - die Actionszenen sind kreativ und spektakulär. Der Plot selbst scheint jedoch unter dem Fiasko hinter den Kulissen gelitten zu haben, bleiben die Figuren doch blass und der skurille Grundton beißt sich mit der banalen Ernsthaftigkeit des Protagonisten.
Note: 3-
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