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Ritter aus Leidenschaft

Seine Interpretation des Jokers in Christopher Nolans Meisterwerk "The Dark Knight" dürfte für immer die Rolle sein, mit der man sein ganzes Werk identifiziert. Dabei hatte sich der 2008 jung und tragisch verstorbene Heath Ledger natürlich auch schon zuvor einen Namen in Hollywood gemacht und hätte nach seinem Auftritt im zweiten Batman-Film wohl noch einmal eine richtig, richtig steile Karriere hingelegt. Zuvor war er als Schönling mit Ausdruck und Charme bekannt, trat als schneiderischer Draufgänger in Filmen wie "Casanova" oder "Der Patriot" auf. Und auch der 2001 entstandene "Ritter aus Leidenschaft" dürfte zu seinen bekanntesten Werken gehören... auch wenn Ledger darin gar nicht das eigentliche Highlight darstellt.

RITTER AUS LEIDENSCHAFT


1360, England: Die Teilnahme an den Ritterturnieren ist ausschließlich Männern in Adelspositionen und mit blauem Blut vorenthalten. Dies sind feste Regeln, an die sich der junge und aus ärmlichem Hause stammende William Thatcher (Heath Ledger) nicht mehr halten will. Als ein Ritter unerwartet verstirbt, nimmt Thatcher anonym seinen Platz ein und schlägt sich gar nicht so schlecht. Gemeinsam mit seinen wackeren Freunden Roland (Mark Addy) und Wat (Alan Tudyk) sowie dem linkischen Draufgänger Geoffrey Chaucer (Paul Bettany) trainiert er nun, um bei den nächsten Wettkämpfen beim Tjost und mit dem Schwert glänzen zu können... und hoffentlich das dringend benötigte Geld mitzunehmen, welches den Siegern winkt. Während des Turniers verguckt sich Thatcher jedoch in die adelige Schönheit Lady Jocelyn (Shannyn Sossamon) und die daraus resultierende Ablenkung schmeckt Thatchers Freunden so gar nicht.

Nein, reinreden lassen wollte sich "Legend"-Regisseur Brian Helgeland hier offensichtlich nicht, denn ein jeder geldgebender Produzent, dem zu Ohren käme, da wolle jemand eine teure Mittelalter-Produktion mit modernem Strich und 70er-Rock-Sound drehen, hätte hierbei etliche Alarmglocken vernehmen müssen. Es ist demnach ein ziemlich kruder Mix, den wir hier sehen und der in der ersten halben Stunde auch noch für Verwirrung sorgt: Da klatscht das Publikum begeistert zu den Tönen von Queens "We Will Rock You", während noch der Vorspann läuft. Da wird auf einem Ball ganz modern das Tanzbein geschwungen, als befänden wir uns in der Disco nebenan, auf der eben gerade eine Kostümparty läuft. Und da werden sogar die Frisuren aufmodernisiert, um eine Shannyn Sossamon, die ohnehin optisch nicht in diese Zeit und in dieses Genre passt, noch ein wenig mehr zu verfremden. 
Sobald man sich an dieses wirre Spiel gewöhnt hat, ergibt es jedoch Sinn: Helgeland pfeift auf die Gepflogenheiten und lässt den reinen Spaß aufs Publikum los, macht einfach, wozu er Bock hat... und diese freie Freude überträgt sich alsbald auf die Zuschauer. Dabei dreht der Regisseur aber auch nicht komplett frei, bleibt einigermaßen auf dem Boden, menschlich und sympathisch. In seiner vorhersehbaren und letztlich auch recht märchenhaften Geschichte hat der Film das Herz am rechten Fleck, wirkt dafür im Kern aber niemals glaubwürdig. Das ist halb so wild, denn das müssen Märchen auch nicht sein, allerdings beißt sich der stellenweise hart kitschige Ton der höchstens solide erzählten Liebesgeschichte hier doch ganz schön mit dem moderneren Humor. Und es ist schnell klar, welche Seite die bessere ist - die spaßige. Das ist dann zum Teil auch der Besetzung geschuldet, denn die Nebenfiguren, die hier den Humor liefern, agieren wesentlich nachdrücklicher und überzeugender als die wunderschönen Hauptdarsteller. 
"Brokeback Mountain"-Star Heath Ledger lässt den Charme walten, dennoch hatte ich mit der Charakterisierung seiner Figur so meine Probleme, der zwar glaubwürdig, letztlich aber doch auf entnervende Art und Weise unsympathisch und egomanisch rüberkommt. Ein Held, selbstverständlich, aber zumindest keiner, mit dem man befreundet sein wollen würde. Auf den Nebenrängen gibt es da nicht nur die sympathischeren, sondern auch die bunteren Figuren zu bewundern, allen voran "Wimbledon"-Star Paul Bettany, der hier eine Komikgefühl sondergleichen aufs Parkett legt und als quatschender, cleverer und stets loyaler Sidekick seinen Co-Stars in jeder Szene die Schau stehlt. 
Dringend erwähnenswert ist auch "Breaking Bad"-Star Laura Fraser, die hier als weiblicher Schmied auftritt und in Sachen Beständigkeit, Charme und Auftritt die zur Herzdame erkorene Shannyn Sossamon locker in die Tasche steckt, dabei in wenigen Blicken, dafür aber mit viel natürlicher Präsenz absolut gewinnt. Am Ende hat "Ritter aus Leidenschaft" in den 132 Minuten dank seiner Besetzung und seiner zwar simplen, aber treffsicheren Handlung das Herz des Zuschauers gewonnen. Mit einer etwas zugänglicheren Hauptfigur und einem nicht ganz so süßlichen Ende hätte man sich hier aber auch noch einige weitere Punkte sichern können.

Fazit: Mit einer turbulenten Inszenierung erobert "Ritter aus Leidenschaft" das Herz des Zuschauers - herrliche Nebenfiguren, krachende Rock-Musik, fulminante Turnierszenen. Einzig Heath Ledgers Protagonist bleibt als egomanischer, manchmal gar nerviger Sturbock hin und wieder deutlich zurück.

Note: 3+




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