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Bad Boys For Life

Eine sonderlich enge Beziehung hatte ich zum "Bad Boys"-Franchise bislang nicht. Den ersten Teil empfand ich als solide Unterhaltung, der jedoch unter einer viel zu umständlich in die Länge gezogenen Story litt und das Sequel empfinde ich als heute noch als einen der anstrengendsten, unlustigsten und ekelhaftesten Actionfilme, den ich je gesehen habe. Einem dritten Film sehnte ich also gar nicht so wild entgegen, doch als es hieß, dass Michael Bay das Ruder abgeben würde, war ich doch interessiert - ein neuer Regisseur könnte Smith und den weitestgehend aus dem Filmgeschäft entschwundenen Martin Lawrence im Team vielleicht doch andere Seiten abseits der Homphobie und des albernen Sexismus abgewinnen. Die Trailer sahen zudem hervorragend aus, weswegen ich mich letztendlich gar richtig freute, siebzehn Jahre später erneut mit den beiden DEA-Cops auf die Jagd zu gehen...

BAD BOYS FOR LIFE


Jahre später sind Mike Lowrey (Will Smith) und Marcus Burnett (Martin Lawrence) noch immer im Dienste der DEA angestellt... natürlich weiterhin unter dem emotional angeknacksten Captain Howard (Joe Pantoliano), der von der Zerstörungswut seiner beiden Cops zur Weißglut getrieben wird. Nun denkt Marcus jedoch daran, seine Karriere an den Nagel zu hängen, um endlich mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu können - ganz im Gegensatz zu Mike, der am liebsten bis zum Ende seines Lebens Verbrecher jagen und sich in Kugelhagel stürzen will. Marcus' Entscheidungen werden jedoch von einem Attentat auf seinen Partner überschattet und nun müssen sich beide doch ein letztes Mal wieder voll in den Job werfen... womöglich ein letztes Mal gemeinsam.

Tatsächlich scheint das neue Regieduo rund um Adil El Arbi und Bilall Fallah das Beste zu sein, was dem Franchise noch passieren konnte. Nachdem man jahrelang um einen dritten Teil herummäanderte und die Zeit eigentlich schon abgelaufen schien, kam das Projekt plötzlich in Fahrt... und dass Michael Bay den Trilogie-Abschluss nicht mehr inszenierte, tut dem Film ungemein gut. Endlich sind die Gags nicht mehr pubertär-eklig, die Actionszenen sind kein Dauerfeuer, bei denen die Kamera förmlich ausrastet und es gibt auch keinerlei sexuell unvertretbare Mätzchen mehr - alles andere wäre in der heutigen Zeit und bei einem Blockbuster, der sich klar im Mainstream positioniert, aber wohl auch ein Skandal gewesen und von daher ist es nicht nur logisch, sondern auch absolut richtig, dass man sich hier nicht mehr in die abgründigen und widerlichen Fahrwasser eines "Bad Boys 2" begibt.
Weichgewaschen ist "Bad Boys For Life" aber keineswegs und in einzelnen Actionszenen geht es auch etwas härter zur Sache. Generell ist der Grundton des dritten Films nun deutlich ernster und es gibt zahlreiche Momente, die sowohl ans Herz gehen als dieses auch schmerzen lassen. Natürlich bleibt das Franchise weiterhin dem Genre Actionkomödie treu, dennoch wird der Film diesmal nicht zu arg veralbert und nimmt sich auch längere Atempausen, in denen die Charaktere menschlich und nahbar auftreten dürfen. Das wirkt dann auch kaum aufgesetzt und passt tatsächlich zu den uns bekannten Figuren und auch zu dem neuen Terrain, auf welches sie sich nun begeben: Mit frischen Figuren und einem modernen Setting wird die "Bad Boys"-Geschichte sinnig in die Gegenwart transferiert, ohne dabei den alten Charme des Originals mit Füßen zu treten. Neuerungen und herrliche Anspielungen auf die alten Teile geben sich dabei passend die Klinke in die Hand - Auftritte von zahlreichen alten Bekannten, was die Fan-Herzen höher schlagen lassen wird, inklusive!
In Sachen Humor läuft "Bad Boys 3" ebenfalls glatt. Natürlich trifft hier nicht jeder Gag ins Ziel, doch die Kabbeleien zwischen Mike und Marcus sind diesmal wesentlich konstanter und spaßiger und auch in den kernigen Actionszenen hat man dank einiger starker Ideen immer wieder etwas zum Lachen. Die verschiedenen Action-Setpieces sind dabei klug gewählt und von Kameramann Robrecht Heyvaert stark eingefangen. Nur, wenn plötzlich doch wieder CGI zum Einsatz kommen muss (was zum Glück selten geschieht), sieht man, dass der dritte Teil ein schmaleres Budget zur Verfügung hatte als noch sein Vorgänger. Dank eines besseren Schnitts und der generellen Konzentration auf flotte und spektakuläre Shootouts und Verfolgungsjagden ist das hier Gebotene aber dennoch allem vorzuziehen, was Michael Bay in den letzten beiden Filmen in die Luft fliegen ließ.
Bis zu diesem Punkt war ich mit "Bad Boys For Life", trotz winziger Längen und einiger Schwächen rundum zufrieden. Leider baut der Film in der letzten halben Stunde aufgrund einer vollkommen schwachsinnigen und kitschigen Wendung massiv ab. Das schienen die Macher gar selbst zu merken und persiflieren diesen Plotpoint im Nachhinein immer wieder aufs Extremste, was sich mit der ansonsten sehr sauberen Dramaturgie aber beißt. Man fragt sich, ob man solch eine Wendung, wenn man sie denn offensichtlich so bescheuert fand, nicht auch einfach hätte streichen können - leider versackt nämlich auch der Showdown unter solch maßlosem Drehbuchgepinsel. Am Ende wird uns gar noch ein vierter Teil angeteast, der mit eben dieser Geschichte fortfahren will oder muss... man darf sich fragen, ob das noch eine gute Idee ist.

Fazit: In der letzten halben Stunde bricht "Bad Boys 3" aufgrund einer vollkommen banalen Plot-Wendung beinahe vollständig ein. Vorher ist der neue Actionkracher aber dank des spielfreudigen Duos, der kernigen Shootouts, des sympathischen Humors und vor allem einer stimmigen Dramaturgie aber so rund, dass man ihn zweifelsfrei als bislang besten Teil des Franchise bezeichnen kann.

Note: 3+







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