Und sogleich folgt der zweite Teil meines Horror-Doppels, gleich zu Anfang des neuen Kinojahres (bzw. gleich einer ganzen, neuen Kinodekade): Zu "The Grudge" gab es ja bereits im asiatischen und im amerikanischen Kino einiges zu sehen, bislang bin ich aber niemals in nähere Berührung mit dem Stoff gekommen, habe keinen der Filme gesehen. Kurz dachte ich darüber nach, zumindest die US-Variante vor meinem Kinobesuch noch einmal nachzuholen, habe es dann aber doch gelassen. Schließlich sollte der neue "Grudge" ein frisches Remake sein, dass ohne Vorkenntnisse zu verstehen sei und als solches wollte ich es dann auch sehen. Die Kritiken waren durchaus harsch und ich hatte mich bereits vorab auf eine wahre Gurke eingestellt...
THE GRUDGE
Die Pflegerin Fiona (Tara Westwood) arbeitet in Japan, verlässt das Land jedoch alsbald fluchtartig, um zurück zu ihrer Familie in die Vereinigten Staaten zu ziehen. Im Gepäck hat sie offensichtlich einen Fluch, denn schon bald ist das Familienglück von Mord und Totschlag gestört. Den Fluch selbst hält das nicht auf, es macht ihn eher noch stärker und schon bald werden weitere Menschen, die mit Fiona oder ihrem Haus in Verbindung stehen, heimgesucht. Darunter auch die Polizistin Muldoon (Andrea Riseborough), die mit ihrem Sohn in das nun leerstehende Haus zieht und schon bald ebenfalls Erfahrungen mit schaurigen Mädchen und finsteren Gestalten macht...
Wie ich nach der Sichtung erfuhr, gab es wohl doch einige Anspielungen und sogar plottechnische Verknüpfungen mit den US-Remakes der vorletzten Dekade. Doch glaube ich nicht, dass diese Zusammenhänge, die mir nun also verwehrt geblieben sind, aus dem, was ich nun gesehen habe, in irgendeiner Form einen besseren Film gemacht hätten. "The Grudge" in der 2020-Version, hier von Nicolas Pesce inszeniert und auch geschrieben, ist nämlich so oder so ein ziemlicher Haufen Horror-Müll, der an den Kassen zurecht abgewatscht wurde und nun sogar in einer Reihe von nur zwanzig Filmen stehen darf, die von den Zuschauern das berüchtigte F-Rating erhalten haben - die schlechteste Wertung, die ein Film in dieser Umfrage bekommen kann.
Und ja, "The Grudge" darf diese Wertung erhalten. Es gibt sicherlich noch schlechtere Gruselfilme, doch müsste ich mich anstrengen, um zumindest eine Handvoll aufzuzählen. Der Film ist auf enorm uninspirierte und langweilige Art und Weise heruntergefilmt und hangelt sich mit magerem Budget, um so dennoch ein finanzieller Erfolg werden zu können, am mauen ABC des heute so populären Spukgenres hinunter. Man hängt sich an dem großen Namen auf und versucht darüber hinaus nicht nur nichts Neues, sondern spult das Altbekannte auf so sterbenslangweilige und vorhersehbare Art und Weise ab, dass nicht zu einer Minute Gruselfeeling aufkommen mag.
Die Schockeffekte, so man diese denn so bezeichnen mag, lassen sich bereits Minuten zuvor punktgenau vorhersagen. Die Atmosphäre, die Pesce mit seiner müden Kameraarbeit und seinen lapidaren, abgenutzten Soundeffekten erschaffen will, lockt keinen Horrorfan mehr hinter dem Sofa hervor. Und der Plot, den er sich um seine lauen Geisterattacken zusammenschustert, ist darüber hinaus so wirr und banal erzählt, dass er einen mehr gruselt als dieses schwarzhaarige Geistermädchen, welches gerne vor sich hinkeucht. Tatsächlich verwirrt Pesce, wohl um irgendeine Form der Komplexität aufzuweisen, zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her, die sich dann irgendwie verbinden. Es gibt dabei sogar eine überraschende Wendung, die aber so dermaßen hohl inszeniert ist, dass selbst bei der Auflösung, wer denn diese tote Frau in dem verunglückten Auto ist, nur ein Achselzucken übrig bleibt. Pesce versucht auf Biegen und Brechen, der Handlung irgendwie Substanz zu verleihen, scheitert darin jedoch auf niedrigem Niveau und kann sich niemals auch nur ansatzweise von der mauen Genre-Konkurrenz abheben, rast sogar noch an ihnen vorbei.
Für die Schauspieler ist das eine Trauerveranstaltung und am traurigsten war ich tatsächlich über den Auftritt von Jackie Weaver. Die oscarnominierte Schauspielerin spielt sich hier so unfreiwillig komisch in einer vollkommen unbedeutenden Rolle einen Klischee-Wolf, dass ich nicht wusste, ob ich lachen oder weinen soll. "Oblivion"-Star Andrea Riseborough, von der man auch nicht weiß, wieso sie sich für solch einen Schund hergeben musste, gibt ihr Bestes, doch auch sie kann nicht gegen die sterbenslangweiligen Manirismen ihres 08/15-Charakters anspielen oder dafür sorgen, dass einem die 90 Minuten nicht wie zweieinhalb Stunden vorkommen... und das tun sie besonders in der zweiten Hälfte, wenn "The Grudge" einfach nicht besser werden will, tatsächlich.
Fazit: "The Grudge" ist die erste Horrorgurke des Jahres und vielleicht auch schon die Größte. Ein wahrhaft uninspirierter Möchtegern-Schocker, der von großen Namen profitiert und dabei absolut nichts von Fallhöhe versteht. Langweilig, banal, gar unfreiwillig komisch - bitte an den Kassen mit Ignoranz strafen.
Note: 5-
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