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Infiltration - Die dritte Staffel

Zwei Jahre später: Was auch immer Trevante Ward (Shamier Anderson) und der junge Casper Morrow (Billy Barratt) hinter den Portalen getan haben, es hat offensichtlich gewirkt. Das Mutterschiff wurde zerstört, die Aliens besiegt. Ward und Casper gelten seitdem als verstorben, weswegen die gesamte Menschheit geschockt ist, als Ward plötzlich aus einem der Portale steigt, putzmunter und lebend. Was genau geschehen ist, kann auch er jedoch nicht mehr sagen und muss sich in der neuen Welt, einer Welt des offensichtlichen Friedens, erst einmal zurechtfinden. Doch glaubt Ward fest, dass die Sache noch nicht ausgestanden ist und die Außerirdischen zurückschlagen werden. Etwas ähnliches spürt auch Jamila (India Brown), die aufgrund neuer, seltsamer Träume beunruhigt ist und Ward aufsucht, um Antworten zu erhalten - auch zu Caspers Verbleib. Währenddessen kommt es zu weiteren, seltsamen Vorkommnissen, als während der Feierlichkeiten zum zweiten Jubiläum des Sieges über die Aliens ein Mann ums Leben kommt...

Was sich mit der zweiten Staffel zumindest schon ganz leise anbahnte, wird nun ganz bittere Realität: Infiltration verkommt in seiner dritten Runde zu ganz wirrem Sci-Fi-Quatsch, bei dem es um ganz viel gehen soll, aber eigentlich alles nur noch ziemlich egal ist. Man merkt schon direkt zu Beginn, dass das Autorenteam eigentlich gar keine Ahnung mehr hat, wohin es laufen soll. Der Zeitsprung von ganzen zwei Jahren dient dabei eigentlich nur zwei Zwecken. Einerseits mit dem fortschreitenden Alter der Kinderdarsteller mitzuhalten und zweitens - den Cliffhanger der zweiten Staffel erstmal nicht auflösen zu müssen und all die Fragezeichen rund um dieses offene Ende noch weiter hinauszuschieben. Tatsächlich vollbringt die dritte Staffel nun das Kunststück, durch diesen mies getricksten (und eigentlich dramaturgisch höchst unnötigen) Zeitsprung nun ewig herumzumäandern, was eigentlich zuvor passiert ist. Was in fähigen Händen ein netter, erzählerischer Kniff hätte sein können, führt hier nur dazu, dass die gesamte Geschichte verwässert und über weite Strecken praktisch gar nichts passiert, bis uns all die Antworten am Ende in schierer Rekordzeit äußerst unbefriedigend und aufdringlich um die Ohren gehauen werden.
Die Zeit bis dahin überbrückt man dann recht ungalant damit, einzelnen Figuren ganze Folgen zu widmen, um zu erzählen, wie es diesen eigentlich ergangen ist. Was bei einigen Charakteren wie Trevante Ward und Jamila noch solide gelingt, verkommt bei Fanfavorit Mitsuke zum absoluten Klischee, wenn diese nun plötzlich als Einsiedlerin durch Wälder läuft und sich vor der bösen, bösen Regierung zu verstecken versucht - wieso, das weiß eigentlich niemand so genau. Und der Rest der Laufzeit wird dann noch mit der Einführung einer neuen, menschlichen Fraktion gefüllt, die hier den zentralen Konflikt der Staffel anschieben sollen, die für die ganze Alien-Geschichte und auch für alles, was wir davor eigentlich so erlebt haben, absolut nichtig sind. Man spürt, dass hier mit ganz viel Füller-Material und neuen, zuvor nie aufgebauten Geschichten das eigentliche Finale der zweiten Staffel noch weiter hinausgeschoben wird. Da die ganze Serie nun aber vor allem (ziemlich ungekonnt) auf Blockbuster-Action umgestiegen ist, gibt es auch kaum noch charmante Charaktermomente oder angenehme Mysterien, die dabei irgendwie bei Laune halten könnten.
All das bot die erste Staffel noch in Massen und hatte deswegen einen echten Sog. Davon sind wir aber mittlerweile sehr weit entfernt, denn das Drehbuch kann diese Mystery-Geschichte mittlerweile kaum noch im Zaum halten. Etliche Charaktere werden auf halber Strecke einfach vergessen, andere wiederum kommen gar nicht mehr vor. Warum nun welche Figuren im Fokus stehen und plötzlich ganz dolle wichtig für den weiteren Verlauf sind, während andere, zuvor als so prägend eingeführte Figuren plötzlich einfach auf die Ersatzbank geschickt werden. Der Cast müht sich zwar, doch die Schauspieler*innen sind den mittlerweile völlig banalen Dialogzeilen, bei denen alle paar Minuten neue, pathetische Reden über Schicksal, Liebe und Zusammengehörigkeit geschwungen werden, ebenfalls hilflos ausgeliefert. Die Inszenierung wirkt ebenso faul und kann die in der zweiten Hälfte immer tumber und länger werdenden, sich im Kreis drehenden Actionszenen keinerlei Leben oder Dynamik einhauchen. In Verbindung mit teils ziemlich miesen Computereffekten gibts hier also nicht mal auf optischer Ebene viel zu holen. Wenn dies das Ende dieser Serie ist (eine vierte Staffel ist zwar geplant, aber bisher nicht final bestätigt), dann ist es vor allem im Vergleich mit den ersten beiden Seasons ein enorm blamables, welches nur aufgrund einiger netter Einzelszenen und der sympathischen Figuren, die hier aber auch nur noch wie Schatten ihrer selbst agieren, noch streckenweise bei Laune hält.

Fazit: Mit der dritten Staffel fällt Infiltration in ein tiefes Loch. Die nichtige Story überholt sich mittlerweile selbst und weiß nicht mehr, was sie eigentlich noch wie erzählen soll. Die Charaktere wirken nun mehr wie tumbe Zombies, Füller-Geschichten ziehen den Plot maßlos in die Länge. Es ist tatsächlich schade, was aus dieser anfänglich so genialen Sci-Fi-Serie nach so kurzer Zeit bereits geworden ist.

Note: 4



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