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Im Dutzend Billiger (2003)

Ich mag Steve Martin eigentlich nicht sonderlich. Sein Humor ist mir zu albern und sein ständiges Grimassieren auf Spielfilmlänge meist nur schwer zu ertragen. Als ich "Im Dutzend Billiger" im Alter von vierzehn Jahren jedoch zum ersten Mal sah, machte er mir gar nichts aus... im Gegenteil, der Cast ist trotz offensichtlicher Überzeichnungen so dermaßen perfekt ausgewählt und hat mal wieder fantastische Kinderdarsteller an Bord (wo bekommen die die eigentlich immer wieder her?), dass der ein oder andere Kalauer gar nicht weiter auffällt.

IM DUTZEND BILLIGER

Tom Baker (Steve Martin) und seine Frau Kate (Bonnie Hunt) leben mit ihren zwölf Kindern auf dem Land. Als Tom jedoch von seinem Freund und Arbeitskollegen Shake (Richard Jenkins) ein Angebot über einen Traumjob als Footballcoach in der ersten Liga erhält, packt die Familie ihre Sachen zusammen und zieht in die Großstadt. Neben den üblichen Problemen wie dem Verlust ihrer Freunde und der Eingewöhnung in die neue Umgebung, steht jedoch auch bald, dass Mutter Kate für die Verlegung ihres Romans auf Tour gehen muss... und dabei den vollkommen überforderten und gestressten Vater Tom mit den zwölf hitzköpfigen und chaotischen Kids allein daheim lässt.

"Im Dutzend billiger" ist eine rein und sehr amerikanische Familienkomödie. Natürlich haben die Kritiker den Film beim Start zerrissen, was ich so aber nicht nachvollziehen kann. Selbstverständlich, die Geschichte ist vollkommen vorhersehbar, der Kitsch trieft nach und nach aus allen Ecken, die Charaktere sind Klischees, die Konflikte sind reißbrettartig entworfen und lösen sich rasch für ein kuscheliges Happy End in Wohlgefallen auf... aber wen soll das denn in diesem Genre bitte stören, wenn das ganze Drumherum so viel Spaß macht und zudem noch sehr herzlich erzählt ist? Es ist klar, dass man sich hier an ein jüngeres Publikum richtet, doch auch Erwachsene werden sich bei dem wundervollen Slapstick, den erinnerungswürdigen, weil teils skurillen, teils einfach liebenswerten Charakteren und der ein oder anderen Situation, die Familienmenschen aus ihrem wahren Leben so sicher schon einmal erlebt haben, keinesfalls langweilen, dabei sogar viel Spaß haben. Die Lacher sind gut verteilt, die Gagquote ist hoch und auch wenn hier das ein oder andere Mal übertrieben wird, tut das dem Vergnügen keinen Abbruch. Sämtliche Beteiligten scheinen mit sehr viel Freude bei der Sache zu sein, was sich in den schauspielerischen Leistungen zeigt, wobei keiner großartig auffällt, aber die Gesamtbesetzung einfach homogen und passend wirkt. Der Soundtrack besticht mit einigen wunderbaren Ohrwürmern und Längen gibt es in den wie im Flug vergehenden anderthalb Stunden auch einige... für einen Film, bei welchem man bereits von vorneherein weiß, was so ungefähr alles passieren wird, schon mal ein erstaunliches Lob. Steve Martin zieht seine Show ab und auch die restlichen Darsteller, zu denen unter anderem Hilary Duff, Tom Welling und Richard Jenkins zählen, bewegen sich im Rahmen der Geschichte und wissen zu gefallen. Einzig Ashton Kutcher als fester Freund der ältesten Tochter passt nicht so ganz hinein, dabei hat aber auch er einige wirklich spaßige Szenen. Für Familien ist dies sicher der perfekte Film, Kinder werden sich über den Slapstick und die intriganten Streiche der jüngeren Kids amüsieren, alle anderen werden ebenso viel Spaß mit der herzlichen Story und chaotischen Szenarien sowie sympathischen Charakteren haben. Es wird nicht für jeden was sein, aber wer einen Film haben will, der nichts weiter möchte, als zu unterhalten und dabei das Herz sowas von am rechten Fleck hat... der ist hier genau richtig.

Note: 2+



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