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Cloverfield

Um die Zeit zwischen zwei Staffeln der fantastischen Serie "Lost" zu überbrücken, entschloss sich J.J. Abrams, einen Monsterfilm zu erschaffen, wie Godzilla, nur eben aus Amerika. Seine Bewerbung des Films suchte seinesgleichen: Ein mysteriöser Teaser ohne Filmtitel, Websites im Internet, ein zweiter Trailer, der ebenso wenig verraten hat... und anscheinend ein gigantisches Monster, welches Manhattan in Schutt und Asche legt, in den Ausschnitten jedoch nicht zu sehen war. Das Publikum war auf den Geschmack gekommen, der Erfolg sicher, der Hype, als die Massen im Januar 2008 zur Premiere von "Cloverfield" pilgerten, nicht mehr auszuhalten. Doch ist der Film nun wirklich genauso aufsehenerregend und interessant, wie es seine geheimniskrämerische Entstehunggeschichte ist?

CLOVERFIELD

Rob Hawkins (Michael Stahl-David) hat vor, Amerika zu verlassen und nach Japan zu ziehen. Aus diesem Grund schmeißen seine Freunde für ihn eine Überraschungs-Abschiedsparty... die jedoch jäh von einem Beben unterbrochen wird. Erschreckt laufen die Menschen auf die Straße und müssen mit ansehen, wie eine gigantische Kreatur durch Manhatten stapft und dabei eine Spur der Verwüstung hinterlässt. Rob will gemeinsam mit seinem besten Freund Hud (T.J. Miller), seinem Bruder Jason (Mike Vogel), dessen Freundin Lily (Jessica Lucas) und der abweisend wirkenden Marlena (Lizzy Caplan) aus der Stadt fliehen, doch als er einen Anruf seiner Ex-Freundin Beth (Odette Yustman) erhält, welche verletzt in ihrem Appartement liegt, beschließt er sie zu retten. Dafür muss er sich genau ins Zentrum der Angriffe des Monsters wagen...

Um die eingängliche Frage zu beantworten: Nein, ist er natürlich nicht, aber immerhin macht der Film auch relativ wenig falsch. Natürlich krankt "Cloverfield", obwohl er besonders neu und anders wirken möchte, an den Krankheiten seines Genres. Zum einen der mittlerweile besonders durch die "Paranormal Activity"-Reihe nicht mehr wegzudenkende Found-Footage-Zusatz, bei welchem das ganze Spektakel aus Sicht der Protagonisten mit einer Amateur-Kamera gefilmt wird, was für Echtheit und Realismus sowie ein "Mittendrin"-Gefühl sorgen soll. Was natürlich immer Logikschlenker mit sich zieht, wieso Hud ständig alles auf Band aufnimmt, selbst in Lebensgefahr oder in privatesten Momenten. Aber das muss man einfach so hinnehmen. Störender wirkt sich dabei schon aus, dass der Kameramann ein ziemlicher Versager ist, wenn es darum geht, auch wirklich gute Bilder hinzubekommen, denn der wackelt mit dem Ding stellenweise so übermäßig herum, dass dies auf Dauer schon anstrengend wirkt und der Spannung nicht wirklich zu Gute kommt. Zudem sollte niemand wirkliche Innovation erwarten, denn der Monsterfilm lässt sich nun mal partout nicht neu erfinden, was ja auch "Godzilla" in diesem Jahr schmerzlich erfahren musste. Nimmt man diese vorhersehbaren Mankos allerdings in Kauf und erwartet auch keine tiefschürfenden Charaktere, sondern einfach nur atmosphärisches Spektakel, wird man knappe 80 Minuten gut unterhalten. Die Effekte sind ganz gut, das Monster visuell schön auf den Bildschirm gebracht und auch optisch mal originell. Die Spannungsmomente wissen zu gefallen und durch immer neue Hindernisse wird das Interesse am Geschehen weitestgehend oben gehalten. Die Charaktere sind zwar allesamt aus dem Klischee-Baukasten, dabei aber sympathisch genug, um mit ihnen mitzufiebern und ihnen bei der Hatz durch Manhattan die Daumen zu drücken. Somit hat J.J. Abrams einen Hype zu einem Film ausgelöst, der diesen sicher nicht verdient hat, denn mehr als ein solider und sicher nicht gerade aufsehenerregender Monsterfilm mit netten, aber sicher nicht neuen Ideen, für das Genre etwas über dem Durchschnitt agierenden, damals unbekannten Schauspielern und niemals unerträglichem, aber dennoch recht hohem Spannungsgehalt ist dabei nicht herausgekommen. Für einen netten Filmabend genügt "Cloverfield" aber dennoch locker.

Note: 3


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