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Killing Them Softly

Es gibt Filme, die nehmen sich selbst für so wichtig und so intellektuell, dass sie einfach keinen Spaß mehr machen. Die Dialoge sind von einem schweren Ballast gekennzeichnet und hinter jeder Szene verbirgt sich noch ein wenig mehr und wer das nicht kapiert, hat eben den Film nicht verstanden. Bei einigen Streifen funktioniert das ganz ausgezeichnet, doch wenn sich die Macher einzig und allein darauf versteifen, wie clever sie hier sind (auch wenn sie das eben manchmal gar nicht sind), dann verfehlen sie ihr Ziel. So wie bei "Killing Them Softly", einem durch und durch anstrengenden und schwermütigen Produkt dieser Reihe...

KILLING THEM SOFTLY

Die beiden unterbelichteten Gangster Frankie (Scoot McNairy) und Russell (Ben Mendelsohn) sollen für ihren Auftraggeber Johnny Amato (Vincent Curatola) die Pokerrunde von Markie Trattman (Ray Liotta) ausrauben. Was eigentlich ein Selbstmordkommando wäre, ist diesmal machbar, da Markie bereits vor einigen Jahren seine eigene Runde ausrauben ließ und damit locker durchgekommen ist. Nach dem nun gelungenen Überfall von Frankie und Russell denken tatsächlich alle, die nun ihr Geld verloren haben, dass erneut Markie dahintersteckt. Um die Sache vollends aufzulösen, setzt die Mafia jedoch einen Auftragskiller namens Jackie Cogan (Brad Pitt) auf die Situation an...

Was nach einem spannenden, kurzweiligen Thriller mit jeder Menge Blei klingt, entwickelt sich unter der Regie von Andrew Dominik schnell zu einem dialoglastigen und tempoarmen Film, welcher sich jeglicher Form von Spannung, Unterhaltung oder gutem Geschichtenerzählen vollkommen gewollt verschließt. Intelligentes Arthouse-Kino in Reinkultur, wenn man so will, nur muss man das "intelligent" hier leider wieder abziehen, denn durch die überlangen und schon bald schrecklich ermüdenden und sich ständig im Kreis drehenden Dialoge soll den Zuschauern zwar weiß gemacht werden, dass das hier alles ganz große Kunst und verdammt clever ist, was die Charaktere hier sagen, aber guckt man nur mal etwas genauer hin, dann ist das einfach nur schluderig und ergibt keinen Sinn, außer, dass der Regisseur dies anscheinend supertoll findet. Die Story, obwohl sie absolut minimalistisch ist, kommt überhaupt nicht voran und hätte sich locker auch in der Hälfte der Laufzeit von zwar knappen, sich aber nach viel mehr anfühlenden 97 Minuten erzählen lassen. Über die Charaktere erfahren wir im Grunde so gut wie gar nichts, außer dass man einigen trauen kann und anderen nicht und dass sich so gut wie alle unglaublich gern selbst reden hören und daher immer wieder in wichtigtuerische, nichtssagende Monologe verfallen. Wann lernen die Leute endlich, dass Tarantino diese Art von Charakterführung und Szenenfüllung verdammt gut drauf hat, dass dies dann aber eben nicht funktioniert, wenn wir dabei die Figuren nicht kennenlernen, nicht unterhalten werden und auch die Story keinen Schritt voran kommt? Dominik zieht die Dialoge um der Dialoge willen in die Länge und tut damit niemandem einen Gefallen... außer den Schauspielern, die sich hier in ihren vielen Zeilen freispielen können und dabei durch die Bank weg lobenswerte Darstellungen liefern. Aber ganz ehrlich, dass Top-Talente wie Brad Pitt, James Gandolfini oder Ray Liotta sich in einem Film wie diesem keine Blöße geben würden, war zu erwarten. Ansonsten ist hier die Kameraarbeit noch ganz nett und auch die ersten zwanzig Minuten machen Lust auf mehr... schade, dass danach nun wirklich nichts erwähnenswertes mehr kommt. Verschwendete Zeit, die sich für groß und wichtig hält und genau deswegen nichts davon ist. Ein ähnlicher Griff ins Klo wie der zuletzt ebenso verhauene "The Counselor", der aus den gleichen Gründen scheiterte...

Note: 5+




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