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The King's Speech

2010 beeindruckte Colin Firth die Massen bereits mit seiner Leistung in "A Single Man" (welchen ich bislang noch nicht gesehen habe), verlor bei der Oscar-Verleihung damals jedoch gegen Jeff Bridges. 2011 war firth jedoch erneut als bester Hauptdarsteller nominiert und für seine Darstellung des stotternden Königs Georg VI. in Tom Hoopers "The King's Speech" konnte er die begehrte Trophäe endlich mit nach Hause nehmen. Und das durchaus zurecht, denn Firth spielt hier, wie der gesamte Rest des Casts, auf einem hervorragenden Niveau.

THE KING'S SPEECH

Albert (Colin Firth), der Herzog von York und zweitältester Sohn des Königs Georg V. (Michael Gambon) ist mit einem schweren Sprachfehler gezeichnet: Er stottert, und dies sehr stark. Da Albert oft in der Öffentlichkeit reden muss, schickt seine Frau Elisabeth (Helena Bonham Carter) ihren Mann zu den verschiedensten Sprachtherapeuten, doch erst die Sitzungen bei dem Schauspieler Lionel Logue (Geoffrey Rush), welcher unkonventionelle Methoden und Regelungen an den Tag legt, scheinen erste Wirkungen zu zeigen. Als Georg V. jedoch stirbt und Albert schon bald als Nachfolger den Königsposten antreten soll, und dies gleich zu der Zeit, als Adolf Hitler den zweiten Weltkrieg in Gang setzt, wird die Sache komplizierter...

"The King's Speech" ist geschichtlich wichtiges Schauspielerkino. Solche Arten von Filmen werden bei den Oscars natürlich nur zu gerne ausgezeichnet, auch wenn es überraschend ist, dass ein Film, der sich mit einem gewichtigen Teil der Geschichte Englands beschäftigt und Amerika außen vor lässt, die begehrtesten Trophäen mit nach Hause nehmen durfte. Verdient hat es das Werk jedoch zweifellos, auch wenn es nicht das Meisterwerk ist, zu welchem es vielerorts gemacht wird, dafür ist es letztendlich dann doch zu konventionell. Das Drehbuch ist gut, aber sicherlich nicht grandios, für einen guten, Eindruck hinterlassenden Film reicht es aber dennoch. Es ist ein vorhersehbarer, aber in diesem Rahmen absolut gut inszenierter Stoff, der uns hier vorgetragen wird und der aus seinem kühl und trocken wirkenden Mantel immer wieder mit viel Humor, tollen Dialogen und starken Bildern herausbricht. Natürlich ist das hier fast alles den phänomenalen Leistungen der Schauspieler zu verdanken, ohne diese "The King's Speech" sicher nicht gelungen wäre. Colin Firth spielt nuanciert und seine Darstellung, einen Stotterer zu spielen, gebührt jedes erdenkliche Lob. Beinahe noch erinnerungswürdiger schmeißt sich hier jedoch "Fluch der Karibik"-Star Geoffrey Rush aufs Parkett, der mit viel Witz, Ausstrahlung und Präsenz beinahe jede Szene an sich reißt. Und dann wäre da, neben den mehr als guten Leistungen von großen Namen wie Guy Pearce, Michael Gambon und Timothy Spall, auch noch Helena Bonham Carter, die durch wenig so viel aus ihrer Rolle herausholt, dass es eine wahre Freude ist. Die Kameraperspektiven sind mit dem bei Nahaufnahmen eingesetzten Weitwinkelobjektiven sicherlich gewöhnungsbedürftig, tragen jedoch maßgeblich zu der Atmosphäre bei, lässt uns ganz nah an den Figuren sein und ihre Leiden und ihre Zweifel miterleben. Erwähnenswert ist auch der zurückhaltende und gerade deshalb so wirkungsvolle Soundtrack von Alexandre Desplat, welcher nicht übertreibt und wundervolle Melodien einbringt. Leider kann "The King's Speech" seine Kraft nicht durchgehend halten, zwischendurch gibt es einige Längen und einige Konflikte und Szenarien werden zu schnell abgespielt. So ganz kommen die Charaktere nicht immer zusammen und durch die meist farblich sehr untersaturierten Bilder macht sich irgendwann Kälte und Kalkuliertheit breit. Ansonsten aber ein beachtenswerter Film, der durch sein Schauspiel und auch seinen Witz lebt.

Note: 2-


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