Direkt zum Hauptbereich

Napola - Elite für den Führer

Ich habe ja schon mehrfach gesagt, dass ich kein großer Fan von deutschen Filmen bin, was wohl auch daran zu merken ist, dass die Kritiken zu Produktionen aus unserem Land auf meinem Blog recht selten zu finden sind. Meistens sind mir diese Filme zu glatt, zu unspektakulär und schlichtweg zu künstlich. Aber es gibt sie ja doch, die ungesehenen Perlen, und gerade in Deutschland gibt es von diesen doch so einige. Eine habe ich heute wieder gefunden, diese nennt sich "Napola" und stammt von Regisseur Dennis Gansel... welcher übrigens mit "Die Welle" meinen absoluten Lieblingsfilm aus Deutschland abgeliefert hat.

NAPOLA 

Gegen den Willen seiner Eltern schreibt sich das junge, vielversprechende Boxtalent Friedrich Weimer (Max Riemelt) während des Dritten Reichs 1942 an der Eliteschule "Napola Allenstein" ein. Dort erfährt er am eigenen Leib die Schrecken der Wehrmachtsausbildung, wird von Lehrern und Vorgesetzten gedrillt, um schon bald dem Führer an der Front Ehre zu erweisen. Die Regeln sind hart, Mitleid gibt es nicht, dennoch entsteht für Friedrich schon bald auch eine enge Freundschaft mit dem verschüchterten Albrecht (Tom Schilling), welcher sich aber bald gegen die Methoden der Schule und die seines strengen Vaters, Gauleiter Heinrich Stein (Justus von Dohnanyi) auflehnt...

Was "Napola" definitiv schon einmal zu einem guten Film macht, sind seine durch die Bank weg fantastischen Schauspielleistungen. Max Riemelt, der vier Jahre später in Gansels "Die Welle" mitspielte, überzeugt durch seine Natürlichkeit, während besonders Tom Schilling in seiner Rolle als von seinen Eltern emotional misshandelter Außenseiter ganz besondere Akzente setzen kann. Ausstattung und Inszenierung erinnern an klassische Internatsfilme a la "Der Club der toten Dichter", dementsprechend finden sich auch die Klischeecharaktere des Genres hier wieder. Das stört allerdings wenig, da die Spannung und die emotionale Intensität fast dauerhaft hochgehalten wird und das ein oder andere mal schauern kann bei dem, was den Schülern angetan wird. Dennis Gansels Regie ist solide, aber man merkt, dass sich der Regisseur dem deutschen Mainstream unterordnet und dementsprechend wenig wagt... sowohl vom Skript als auch von der Technik her. Dementsprechend bleiben nur wenige Bilder und Szenen wirklich hängen, so wirklich abheben von der Konkurrenz und von ähnlichen Filmen kann er sich nicht, was "Napola" zu einem guten deutschen Film macht, aber sicher zu keinem herausragenden. Dabei setzt er zu wenig Akzente und kann auch über die Länge von zwei Stunden nicht darüber hinwegtäuschen, dass einiges an Füllmaterial vorhanden ist, was durchaus für die ein oder andere Länge sorgt. Das klingt nun alles sehr viel strenger, als es ist, denn "Napola" ist ein aufrüttelnder Film über die Werte des Menschen und wie diese verloren gehen. Die Holzhammer-Thematik mag nicht jedem gefallen, doch hier wirkt sie überraschend gut und sorgt somit für sicher kein schönes, aber ein intensives Filmvergnügen.

Note: 2-

 


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...