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Hancock

Superheldenfilme gibt es ja nun wirklich en masse. Die meisten von ihnen beruhen natürlich auf erfolgreichen und populären Comics, ab und an gibt es dann aber doch noch die vollkommen neuen Ideen der Hollywood-Autoren, die keine Vorlage benötigen, um einen Film über einen Superhelden zu schreiben. "Hancock" ist einer dieser Streifen, welcher auf nichts basiert außer auf einer spaßigen und interessanten Grundidee. Leider reicht diese eine nette Idee lange nicht dazu, auch einen guten Film abzuliefern...

HANCOCK

John Hancock (Will Smith) kann fliegen, hat übermenschliche Kräfte... und ein großes Alkohol- und Agressionsproblem. Obwohl er bereits so einige Verbrecher hinter Gitter bringen konnte, wollen Polizei und Bürger den versoffenen Egoisten nicht mehr sehen, der bei seinen "Rettungen" stets die halbe Stadt verwüstet. PR-Berater Ray Embrey (Jason Bateman), welcher eines Nachmittags von Hancock vor einem heranrasenden Zug gerettet wird, beschließt, das Image des Antihelden aufzufrischen. Widerwillig macht Hancock mit, doch auf einmal freundlich und zuvorkommend zu sein, scheint ihm gar nicht so leicht zu fallen...

Das klingt doch alles ganz spaßig und auch die ersten Ausschnitte waren ja durchgehend vielversprechend. Während der ersten Hälfte kann "Hancock" diese Erwartungen auch erfüllen. Ein fliegender, saufender und pöbelnder "Held" kracht sich durch New York, macht Verbrecher dingfest und legt Züge und Autobahnen in Schutt und Asche. Das ist weder tiefgründig noch in irgendeiner Form besonders, aber es macht Spaß und ist durchaus unterhaltsam, auch wenn die besten Witze im starken Trailer bereits verbraten wurden. Will Smith muss hier keine schauspielerische Glanzleistung darbringen, ist aber dennoch eine Idealbesetzung für den Unsympathen und macht hier daher auch einen guten Job, ebenso wie Jason Bateman, welcher den sympathischen Looser wie gewohnt mit jeder Menge Charme gibt. Charlize Theron darf erst gegen Ende richtig hochschalten und bleibt vorher im Hintergrund, ohne aufzufallen. Natürlich ist mit dieser netten, aber eben keinesfalls storytechnisch dankbaren Idee kein Spielfilm zu füllen und das haben die Macher anscheinend auch selbst gemerkt, da sie pünktlich zur Halbzeit durch eine überraschende Wendung einen Genre-Wechsel vollziehen, welcher Humor und Witzchen nun zu einer raren Angelegenheit werden lässt. Urplötzlich befinden wir uns hier in einem großen Fantasy-Film mit spektakulärer Action und einer großen Mythologie... was leider überhaupt nicht passt. Logiklöcher so groß wie Hancocks Ego und eine viel zu viel wollende Geschichte, die vorne und hinten keinen Sinn ergibt und sich in stumpfsinniger Überdramatik erstickt machen leider keinen Spaß mehr und somit verliert "Hancock" schon bald unglaublich viel an Schwung. Es scheint ersichtlich, dass den Autoren schon früh die Ideen ausgingen, denn nur so ist dieser Schwurbel gegen Ende zu erklären, welcher zu der lockeren ersten Hälfte gar nicht mehr passen möchte. Der Film wird schließlich so düster, dass es schon fast schmerzt, leider kann durch die oberflächlichen Charaktere und jede Menge bescheuerter Wendungen keine Tiefe erreicht werden, sodass man im Fantasy-Kitsch steckenbleibt und die Zuschauer mit Dauer-Action und vielen Fragezeichen langweilt. Somit ist "Hancock" schließlich eine grobe Enttäuschung, welcher trotz netter Grundidee und einer kurzweilig-spaßigen ersten Hälfte klobig und seltsam zusammengestrickt wirkt. Potenzial nicht genutzt, aber vielleicht war auch einfach gar keins da, auch wenn es so wirkte.

Note: 4+



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