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Bärenbrüder

Anfang der 2000er steckte der klassische Disney-Zeichentrickfilm in einer kleinen Krise. Mit "Tarzan", "Hercules" und "Mulan" hatte man Ende der 90er einige Meisterwerke herausgebracht und an den grandiosen "Der König der Löwen" war ohnehin kein Herankommen mehr. Unterdessen übernahm Pixar den Qualitäts-Thron, während Disney bis auf kleinere Ausnahmen nur noch halbgare Streifen zeigen konnte. Dazu zählt auch "Bärenbrüder", welcher trotz schöner Momente eher wie eine Light-Version der früheren Klassiker wirkt.

BÄRENBRÜDER

Das Ende der Eiszeit, in Nordamerika. Der junge Kenai verliert seinen älteren, ihn stets beschützenden Bruder bei der Jagd an einen wilden Grizzlybären. Voller Wut macht sich Kenai auf, das Tier zu finden und schafft es auch, auf einem Berggipfel Rache an ihm zu nehmen. Dabei wird der junge Jäger jedoch durch einen Zauber selbst in einen Bären verwandelt. Bei dem Versuch, die Magie rückgängig zu machen und zu seiner Familie zurückzukehren, trifft er auf den kleinen Bären Koda, welcher ihm helfen möchte. Die beiden werden jedoch von Kenais zweitem Bruder, Denahi, verfolgt, welcher nun auch sein jüngstes Geschwisterteil von einem Bären getötet glaubt und jetzt ebenfalls Rache nehmen möchte...

Eine schöne Geschichte mit einer klaren Moral gegenüber der Natur und wie wir als Menschen ihr gegenübertreten. Für Kinder gibt es da sicherlich noch einiges zu lernen und die spannende, wenn auch an Höhepunkten arme Story wird die Jüngeren sicherlich fesseln, auch wenn sie sich gerade zu Beginn durch einige düstere Momente schlagen müssen, die sicher nicht ganz spurlos an ihnen vorbeiziehen werden. Es wird jedoch früh genug wieder heiter, auch wenn der Humor immer wieder vollkommen auf der Strecke bleibt, große Lacher ohnehin ausbleiben, da es an Slapstick und auch an gewieftem Wortwitz mangelt. Die Zielgruppe ist hier definitiv deutlich jünger als bei vergleichbaren Disney-Werken wie "Tarzan" oder "Der König der Löwen" und so dürften sich Erwachsene ab und an auch ein wenig langweilen, da hier stark darauf bedacht wird, die Geschichte und ihre Charaktere behutsam anzufassen. So fehlt es auch an erinnerungswürdigen Figuren, sie sind alle Klischees und wie das am Ende ausgeht, dürfte sich jeder ausmalen können. Auch der Versuch, mit den beiden tumben Elchen Björn und Benny zwei lustige und unterhaltsame Sidekicks zu etablieren, scheitert, da die beiden eher nerven und anstrengen als wirklich zum Lachen zu bringen. Zum Glück haben die zwei relativ wenig Screentime. Musikalisch steuert Phil Collins nach "Tarzan" erneut einige Somgs bei, diese haben aber diesmal erstaunlich wenig Ohrwurm-Charakter und sind trotz Kitsch schnell vergessen. Der instrumentale Soundtrack liefert da vergleichsweise mehr Wumms. Nichts auszusetzen gibt es hingegen an den Bildern, die gezeichneten Landschaften sind absolut atemberaubend, auch wenn die Zeichnungen grober wirken und etwas detaillierter hätten sein dürfen. Die Synchronisation geht auch in Ordnung und das kann man so auch über das Werk an sich sagen. Ist okay, aber reißt nicht vom Hocker, dafür fehlt es an Mut, Tempo und Originalität. Die Kleinen wird es nicht stören, denn die werden bravourös unterhalten. Die Erwachsenen werden aber ab und an im Regen stehen gelassen.

Note: 3


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