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The Girl Next Door

Jede Generation hat seine Filmfavoriten und für die heutige stehen Teenie-Komödien neben Horrorfilmen ganz hoch im Kurs. 1999 brachte "American Pie" das Genre wieder ins Rollen und seitdem werden wir in regelmäßigen Abständen mit neuen, aber weniger originellen und brauchbaren Werken befeuert, von denen nur die wenigsten überzeugen können. Eine starke Ausnahme stellt der 2004 erschienene "The Girl Next Door" dar. Denn obwohl von Kritikern verrissen sehe ich den Film als wundervolle Unterhaltung, die weiter geht als seine Kollegen und Kontrahenten und noch dazu mit wirklich guten Ideen aufwarten kann...

THE GIRL NEXT DOOR

Matthew Kidman (Emile Hirsch) ist ein Looser, wie er im Buche steht. Er steht kurz vor dem Abschluss, verbringt die Zeit jedoch ausschließlich mit seinem tumben Freunden Eli (Chris Marquette) und Klitz (Paul Dano), da sie bei den attraktiven Mädchen ihrer Schule eh keine Chance haben und gemieden werden. Doch Matthews Leben ändert sich, als er Danielle (Elisha Cuthbert) kennenlernt, die nebenan einzieht. Es funkt quasi sofort und scheint zwischen beiden, trotz anfänglicher Schwierigkeiten, zu funktionieren. Zumindest solange, bis Eli herausfindet, dass Danielle ein ehemaliger Pornostar ist, womit Matthew gar nicht umgehen kann. Und dann steht auch noch der fiese, undurchsichtige Produzent Kelly (Timothy Olyphant) in der Tür und möchte Danielle ins Business zurückholen...

Es gibt vieles, was "The Girl Next Door" seinen Genre-Kollegen voraushat. Dem Thema gerechtwerdend ist der Film mutiger, scheut sich nicht vor nackter Haut oder vulgärer Sprache, ohne jedoch ausfallend oder respektlos zu werden und traut sich dabei auch unkonventionelle und somit überraschende Wege zu gehen. Die Gags sitzen, da glücklicherweise auf blödsinnige Pipi-Kacka-Witzchen verzichtet wird, ansonsten starker Slapstick und intelligenter Wortwitz in Kombination mit schrägen, sympathischen Charakteren im Vordergrund steht. Die Mischung macht es hier, denn neben der gelungenen Comedy wirkt auch die Lovestory in diesem Rahmen erfrischend, nicht immer vorhersehbar und nur selten kitschig, hat viele berührende Momente und lebt von den frischen, in dieser Form unverbrauchten Figuren. Besonders in der zweiten Hälfte legt der Film einen richtigen Run vor, legt Wendung an Wendung und haut neue Ideen en masse rein. Da, wo andere Streifen des Genres zu Ende gehen würden, da geht "The Girl Next Door" noch viele Schritte weiter und auch wenn die Logik dabei gerne mal strapaziert wird, ist das so furchtbar unterhaltsam und strotzt vor starken Ideen und einer durchdachten Handlung, dass es nur so eine Freude ist. Das macht einfach jede Menge Spaß, bietet trotz 110 Minuten Laufzeit keinerleo Längen und hält wirklich überraschend gut bei der Stange. Einen Großteil liefert dabei auch der fantastische Soundtrack, die Songs sitzen und geben der Atmosphäre sehr viel. Und die Schauspieler sind hier, überraschend für das Genre, tatsächlich das Herzstück. Während Emile Hirsch, damals noch am Anfang seiner Karriere, relativ blass und austauschbar bleibt und erste spät einige erinnerungswürdige Szenen hat, spielt Elisha Cuthbert von Beginn an groß auf. Verführerisch, verletzlich, clever, spielerisch, sexy... Cuthbert deckt alles stark ab und gefällt so weit mehr als nur durch ihre Optik. Paul Dano und Chris Marquette sind besonders als Gag-Geber zu gebrauchen, werden jedoch auch noch stark charakterisiert, das heimliche Highlight der Besetzungsliste ist jedoch Timoty Olyphant. Nie zu durchschauen ist er mal Matthews bester Freund und dann sein schlimmster Feind, hat immer mehr Tricks auf Lager und perfektioniert das Ganze durch eine starke Leistung, welche seinen Kelly zu einem der erinnerungswürdigsten Charaktere des RomCom-Genres der Neuzeit machen. Schwachpunkte gibts bei "The Girl Next Door" also nur sehr wenige, Emile Hirsch bleibt blass und nicht alle Gags sitzen. Ansonsten aber eine mutige, temporeiche und sehr lustige aber auch bewegende RomCom, welche weit über ihre Zielgruppe hinaus unterhält.

Note: 2+

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