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Die geliebten Schwestern

Von Regisseur Dominik Graf sah ich zuvor eine Dokumentation aus den 90ern, in welcher er seinen früh verstorbenen Vater, den berühmten deutschen Schauspieler Robert Graf, thematisierte und hinter die Mauern des Stars blickte. Interessant, wenn auch kühl, und so war ich doch recht neugierig, was der Mann als Spielfilm inszenieren würde. Das Ergebnis trägt dabei im Grunde alles zusammen, warum ich mich deutschen Filmen immer wieder verschließe: Langwierigkeit, Kitsch, Trockenheit und wenig Mut.

DIE GELIEBTEN SCHWESTERN

Im Jahr 1788 lernt die aus gutem Hause stammende Charlotte von Lengefeld (Henrietta Confurius) den charmanten Dichter Friedrich Schiller (Florian Stetter) am Fenster ihres Hauses kennen. Die beiden treffen sich weitere Male und verlieben sich ineinander. Allerdings empfindet Schiller auch große Gefühle zu Charlottes großer Schwester Caroline (Hannah Herzsprung), was in den kommenden Jahren, während einer geheimen Verlobung, einer Heirat und dem Gebären von Nachwuchs, zu einigen Schwierigkeiten führen soll, welche das Familienglück auf eine harte Probe stellen...

Die Geschichte ist nicht neu und wurde so oder so ähnlich bereits dutzendfach auf die Leinwände gebracht, wenn man so will und auch wenn der Vergleich hinkt, sogar in der "Twilight"-Reihe. Dennoch hat die Erzählung eines Menschen, der sich bei seiner Liebe nicht zwischen zweien entscheiden kann, noch immer seinen Reiz... wenn man sie denn gut genug erzählt und hier scheitert Regisseur Graf schnell. Im Director's Cut dauert "Die geliebten Schwestern" drei Stunden und hat dabei aber nicht viel mehr zu erzählen als eben diese Lovestory, angereichert mit kleinen Anekdoten aus der Epoche, in der Schiller lebte, die jedoch schnell abgehakt werden und somit keine große Rolle spielen. Hätte man solcherlei Ansätze weiter verfolgt, der Film hätte gut werden können. Leider schiebt man Schillers schwaches Immunsystem, seinen Konflikt mit dem (hier nie komplett gezeigten) Goethe oder die Geschichte des Buchdrucks immer wieder in den Hintergrund und kümmert sich anstattdessen ausschweifend um die drei Hauptcharaktere. Diese scheinen jedoch über keinerlei Konturen zu besitzen, sind blass gespielt und auch die Konflikte, in die sie hineingeraten, sind aus dem Baukasten für solcherlei Storytelling entnommen. Dass sich Graf für diese Story, die wir im Grunde bereits kennen, so lange Zeit lässt, ist vollkommen unverständlich und sorgt für extreme Längen, bei denen man auch schon mal abschalten kann. Es passiert kaum etwas wirklich aufsehenerregendes oder Neues, sondern läuft klar nach Schema F ab, ohne Überraschungen und ohne mal über den Tellerrand hinauszuschauen. So wirkt "Die geliebten Schwestern" bereits von Beginn an trocken und sperrig, kann dies aber nicht durch eine vielschichtige Erzählung ausgleichen, sondern ist tatsächlich nur einfach mehr vom selben. Wenn man sich dann nach drei Stunden aus den Sitzen schält, erinnert man sich an wenig Gutes. Ausstattung, Kostüme und Kamera sind gut, aber auch Genre-Standard, die Schauspieler wechseln von gut bis hin zu furchtbar, die Musik überdeckt in ihrer Größe sämtliche Emotionen und nervt so schon bald und auch das Drehbuch kann nicht überzeugen. Nette Ansätze gibt es, ansonsten aber ein deutscher Film, wie er im Buche steht. Lang, langweilig, mickrig. Das war wohl nichts.

Note: 5-

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