Direkt zum Hauptbereich

L.A. Confidential

1997 schaute die Filmwelt auf ein Werk. Mit "Titanic" erschuf James Cameron den neuen Blockbuster, pulverisierte sämtliche Einspielrekorde, sammelte elf Oscars ein und schuf, das mal ganz nebenbei bemerkt, auch einen der meiner Meinung nach besten Filme aller Zeiten. Das ein Werk bei all diesem Getöse jedoch unterging, ist schade und nicht zu entschuldigen. "L.A. Confidential" wurde nämlich nicht nur bei den Oscars größtenteils übergangen, sondern stand auch im Schatten, als alle bloß auf den filmisch grandios gelungenen Untergang des Kreuzfahrtdampfers blickten. Und hier hätte der fantastische Noir-Thriller definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient... die ihm aber immerhin im Nachhinein verdient zuteil wurde.

L.A. CONFIDENTIAL

Lt. Edmund Exley (Guy Pearce) arbeitet beim Los-Angeles Police Departement und hat sich zuletzt bei seinen Kollegen ziemlich unbeliebt gemacht, als er einige von ihnen nach einer Prügelei im Präsidium bei Captain Smith (James Cromwell) verpetzte. Als ein Fall, bei welchem einer der darin verwickelten Polizisten und mehrere Unschuldige in einem Schnellrestaurant ermordet werden, die Stadt aufschreckt, muss sich Exley jedoch mit zweien seiner Kollegen zusammentun, um die Täter ausfindig zu machen: Dem lieber mit Fäusten als mit Worten sprechenden White (Russell Crowe) und dem auf Schmiergelder setzenden Vincennes (Kevin Spacey)...

"L.A. Confidential" gilt heute zurecht als einer der großen Noir-Krimi-Thriller-Klassiker. Der Fall, um den es hier geht, schlägt immer wieder Haken, ist angenehm komplex, aber niemals verwirrend, und hält die Spannung über zwei Stunden hervorragend aufrecht. Nach einer Romanvorlage von James Ellroy entsteht hier ein Geflecht aus Korruption, Verrat, Liebschaften und Loyalität, welches schon früh einen solch starken Sog entwickelt, dass man sich ihm kaum entziehen kann. Das mit dem Oscar ausgezeichnete Drehbuch liefert hier grandioses Material, die Wendungen sind krass und niemals vorhersehbar, aber dennoch sinnig und fügen sich zu einem logischen Ganzen zusammen. die Charaktere sind stark und aussagekräftig, dabei auch glaubwürdig und werden nicht in Schubladen gesteckt, sondern haben, auch wenn man über den ein oder anderen gerne etwas mehr erfahren hätte, Seele und Echtheit. Regisseur Curtis Hanson spart in diesem Werk nichts aus, schaut über den Tellerrand und verschönert nichts, sowohl was Pressegeilheit, Ruhm, Karriere und verschleierte Tatsachen angeht. Auch an Brutalität wird nicht gespart, wobei Blut und Tod nie dem Selbstzweck dient, sondern im Sinne der Geschichte und derem Verlauf steht. Hier kann man sich wirklich nie sicher sein, was als nächstes passiert, das Drehbuch führt uns so clever an der Nase herum, lässt uns erst nach und nach die einzelnen Stränge verstehen und zueinanderführen, dass das Puzzeln eine wahre Freude ist. Wir folgen den Figuren gerne auf der Hatz, lauschen den scharfen Dialogen und fiebern in den nervenzerreißend spannenden Actionszenen mit. Technisch ist "L.A. Confidential" eine Offenbarung, Kamera, Musik, Schnitt und Ausstattung sind exzellent und führen uns ohne Abstriche perfekt ins Amerika der 50er-Jahre. Daneben leisten auch die Schauspieler grandiose Arbeit. Der damals noch recht unbekannte Russell Crowe überzeugt besonders durch seine physische Präsenz, während Kevin Spacey brillant wie eh und je jegliche Szene an sich reißt. Daneben kann Guy Pearce nur zurückstecken, hat aber genügend Screentime, um sich wunderbar freizuspielen. Kim Basinger gewann sogar den Oscar für die beste Nebendarstellerin, was etwas verwundert, da ihre Performance zwar hervorragend ist, ihre Rolle jedoch nicht genügend Feuer besitzt. In Nebenrollen überzeugen die All-Stars James Cromwell, David Strathairn und Danny DeVito. Insgesamt also ein fabelhafter Thriller mit einer Top-Besetzung und einer spannenden Geschichte, die als Nonplusultra des Genres gelten dürfte. Abzüge gibts nur für das etwas zu rührselige Ende und den ein oder anderen etwas zu flott abgestempelten Charakter, bei denen mehr Hintergründe interessant gewesen wären. Ein Meisterwerk ist es aber sicherlich.

Note: 2+


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid