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Shining

Es gibt gewisse Filme, deren Klassiker-Status ist so ungebrochen, sie werden so stark als Meisterwerke behandelt und sind von ihrem Platz in der Filmgeschichte nicht mehr wegzudenken, dass man eigentlich kein schlechtes Wort über sie verlieren darf. Erstens, da man sonst von der übergroßen Fangemeinde wohl schnell in Stücke gerissen werden würde und zweitens, weil man ein Filmgeschichte schreibendes Meisterwerk, was von allen Seiten vergöttert wird, ja nicht kritisieren darf. Oder? Doch, natürlich darf man das, denn jeder hat seine klare Meinung und die muss ich dann hier jetzt mal zur Schau stellen mit dem riskanten Thema: Ich finde "Shining" nicht wirklich gut...

SHINING

Der erfolglose Autor Jack Torrance (Jack Nicholson) nimmt einen Job beim abseits gelegenen Overlook Hotel an. Während der Wintersaison, in welcher das Gebäude geschlossen bleibt und es draußen zu Minustemperaturen und extremen Schneefall kommt, soll Jack das Hotel hüten, den Heizkessel in Schuss halten und eventuellen Frostschäden vorbeugen. Gemeinsam mit seiner Frau Wendy (Shelley Duvall) und seinem kleinen Sohn Danny (Danny Lloyd) fährt er ins Hotel, für fünf Monate abgeschottet von der Öffentlichkeit. Jack tut das gut, da er die Einsamkeit gut zum Schreiben eines neuen Manuskriptes gebrauchen kann. Doch mit dem Hotel scheint etwas nicht zu stimmen und bald schon sorgen übernatürliche Kräfte dafür, dass Jack beginnt durchzudrehen...

Ausgerechnet Stephen King, welcher die Romanvorlage zu Stanley Kubricks Verfilmung schrieb, war mit dem Ergebnis, welches 1980 in den Kinos landete, keineswegs zufrieden. Und als Leser des Buches kann ich ihm dort zumindest teilweise beipflichten. Dass Kubrick ein fantastischer Handwerker ist, der erschütternde und in Erinnerung bleibende Bilder erschaffen kann, das ist klar, kompliziert wird es jedoch, wenn er einen Film macht, der sich zwei Stunden beinahe nur durch diese Bonbons definiert und dabei so gut wie gar keine Geschichte erzählt. Die alptraumhaften Szenarien, in welchen der kleine Danny mit einem Dreirad durch das Hotel fährt, in welchen Massen von Blut aus einem Aufzug strömen und in denen der wahnsinnig gewordene Jack mit einer Axt eine Tür zerhämmert, hinter welcher sich seine eingepferchte Ehefrau befindet... das fesselt, das schockt und ist an Atmosphäre kaum zu toppen, auch wenn der druckvolle und viel zu sehr im Vordergrund stehende Soundtrack schon bald ziemlich nervt. Aber Schocks gibt es so einige und auch wenn Kubrick bekannterweise mit langen Shots und einer betulichen Langsamkeit arbeitet, die bei den heutzutage veränderten Sehgewohnheiten für einige Längen sorgt, das Ganze hat seinen Reiz und lebt besonders zu Beginn von seiner starken Atmosphäre. Leider beschneidet Kubrick die Vorlage um seine interessanten Charaktere, im Film erfahren wir im Grunde nichts über sie, sie bleiben im Dunkeln, sind nur handelnde Menschen ohne Hintergrund. Das ist schade, denn Mitfiebern fällt hierbei schon mal raus, da wir uns mit ihnen nicht identifizieren können. Hier nutzt der Regisseur seine zweistündige Laufzeit lieber für lange Kamerafahrten und bedrohliche Bilder... diese nutzen sich jedoch bald ab und die Spannung bleibt so auch im langgezogenen Finale auf der Strecke, da wir keine Bindung zu denen haben, die da um ihr Leben kämpfen. Kings Roman hätte da einiges hergegeben, leider lässt Kubrick dieses Potenzial zu Gunsten seiner "weird um des weird sein Willen"-Bilder liegen, trifft somit zwar die Nerven, aber nicht das Herz oder den Magen. Es bleibt kalt und berechnend. Jack Nicholson spielt seine Rolle selbstverständlich mit einer angsteinflößenden Intensität, beeindruckend, was er hier macht, während Shelley Duvall nicht überzeugt. Insgesamt also für mich sicher kein unvergessliches Meisterwerk, sondern atmosphärisch stark, aber zu unterkühlt. Es gibt bessere King-Verfilmungen.

Note: 3-


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