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Der Hobbit - Smaugs Einöde

Nach dem ersten Teil der "Hobbit"-Trilogie war die ohnehin geringe Hoffnung, Peter Jackson würde seine qualitative Meisterleistung der "Herr der Ringe"-Reihe wiederholen, vollkommen verflogen. Nicht annähernd konnte die Atmosphäre der Geschichte um den Einen Ring wieder aufgenommen werden, anstattdessen sahen wir eine überlange, recht unterhaltsame, aber doch aufgeplusterte und unnötig gestreckte Version eines Kinderbuches, welches auf düster getrimmt wurde. Im zweiten Teil wird dabei noch einer draufgesetzt, was jedoch nicht positiv ausfällt...

DER HOBBIT - SMAUGS EINÖDE

Bilbo Beutlin (Martin Freeman), Gandalf (Ian McKellen) und der dreizehnköpfige Zwergentrupp sind noch immer auf dem Weg nach Erebor, um die Zwergenheimat zurückzuerobern, welche der intrigante Drache Smaug eingenommen hat. Verfolgt von bösartigen und brutalen Orks gelangt die Gemeinschaft ins Reich der Elben und kommt, immer wieder mit Verrat und bösen Ungeheuern konfrontiert, ihrem Ziel langsam näher, während sich am Horizont ein dunkler Schatten zusammenbraut...

Ja, und viel mehr an Geschichte bekommen wir hier auch nicht zu sehen. Die Zwerge sind noch immer auf dem Weg nach Erebor und müssen sich vielen Gefahren und Wendungen stellen, was zu einem deutlichen Mehr an Action und noch einmal zu einem deutlichen Weniger an Substanz verhilft. Die Story ist hier mickriger als zuvor und erzählt im Grunde gar nichts mehr als eine blasse, langatmige Abenteuergeschichte, die so gerne ein Epos sein möchte. Von daher wird viel dazugedichtet, um auch Teil 2 noch auf teils schier unerträgliche drei Stunden Laufzeit aufzublasen, es wird viel gekämpft und viel Fanservice betrieben. Figuren wie Orlando Blooms Legolas oder auch die komplett neu erfundene Elbin Tauriel wirken oft wie Fremdkörper und die Geschichten, die ihnen hier gegeben werden, sind so blass und uninteressant, dass es einen beinahe graust. Schade, denn gerade Evangeline Lilly macht als Kriegerin einen guten Job, wird mit dem miesen Skript jedoch gestraft. "Smaugs Einöde" zieht sich so leider von Anfang an zäh wie Kaugummi, es wird viel geredet, viel verhandelt und viel gerätselt, ohne dass die Geschichte dabei vorankommt. Zwischendrin gibt es immer wieder kleinere und größere Scharmützel mit Orks, gigantischen Spinnen und Wargen, dank der Künstlichkeit der Bilder und der größtenteils erschreckend schlechten Effekte, welche dazu helfen, dass der Film unfertig aussieht und seine Schauwerte kaum ausspielen kann, sind jedoch auch diese Szenen nicht wirklich unterhaltsam. Am interessantesten gerät da der Subplot um Gandalf, wo einigermaßen gelungen eine Brücke zur Original-Trilogie geschlagen wird, sowie die ebenfalls zu langatmigen, aber immerhin atmosphärisch schönen Szenen in der Menschenstadt, wo wir mit dem von Luke Evans gespielten Bard den einzigen, wirklich interessanten Charakter des Films vorgestellt bekommen. Gegen Ende bekommen wir mit dem Duell zwischen Bilbo und dem erstaunlicherweise recht gut animierten Drachen Smaug noch einige schöne Momente geliefert, bevor diese aber auch wieder von überflüssigem Actionquark und einem schwachen Cliffhanger plattgemacht werden. Das klingt jetzt hier alles sehr böse, "Smaugs Einöde" hat aber tatsächlich einige starke Momente, die Bilder, in denen Jackson sich bloß auf die Pracht der Landschaften und nicht auf Dutzende CGI-Hintergründe verlässt, sind wundervoll, Martin Freeman macht als Bilbo weiterhin eine sehr gute Figur und einige Ideen verdienen Lob... aber es wirkt eben doch aufgeblasen und gestreckt, mit etlichen Längen und störender Künstlichkeit. Hoffen wir, dass der finale Teil der Trilogie diesen kleinen Fauxpas wieder ausgleichen kann.

Note: 4+

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