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Morning Glory

Im Fernsehen zu arbeiten ist hart. Das konnte ich mir selbst bereits ansehen, auch wenn es damals nur ein dreiwöchiges Praktikum in der WDR-Show "Zimmer Frei" war. Wandelt man mal durch die Kulissen, merkt man, dass da nicht alles so glanzvoll ist, wie es auf dem Bildschirm scheint, sondern mit viel Stress, Druck und Zeitaufwand verbunden ist. Das muss auch Becky Fuller erfahren, welche in der spaßigen Komödie "Morning Glory" vor der schier unlösbaren Aufgabe steht, ein kaum beachtetes Morgenmagazin wieder in den oberen Quotenbereich zu bringen.

MORNING GLORY

Becky Fuller (Rachel McAdams) hat ihren Job bei der Top-Morning-Show "Todayshow" und sieht sich nach einer neuen Stelle auf. Diese bekommt sie nach einigem Hin und Her bei der wenig beachteten Frühstückssendung "Daybreak" welche von der miesmutigen Moderatorin Colleen Peck (Diane Keaton) geführt wird. Um wieder ein wenig Schwung in die angestaubte Sendung zu bringen, engagiert Becky den ehemaligen Fernsehstar Mike Pomeroy (Harrison Ford)... doch dieser sträubt sich gegen alles und scheint nur das gute Geld zu wittern, wobei er droht, die Show und somit Beckys Karriere vor die Wand zu fahren...

"Morning Glory" ist eine sehr unterhaltsame Komödie, die viele Lacher parat hält. Der Blick hinter die Kulissen einer Fernsehshow strotzt zwar nur so vor Klischees, das ist aber halb so schlimm, da die Gags funktionieren und auch die Charaktere, wenn man auch Tiefgründigkeit nicht erwarten darf, schön ausgearbeitet sind. Da strahlen dann auch die Nebenfiguren mit weniger Text viel Sympathie aus und erschaffen ein großes Ganzes, das einfach passt. In seinen knappen 107 Minuten hat der Film keine sonderlichen Längen vorzuweisen, einzig die romantische Nebenhandlung um Becky und den smarten Adam, den Patrick Wilson leider recht konturlos anlegt, funktioniert nicht wirklich, allerdings wird ihr dabei auch sehr wenig Platz eingeräumt. Das Hauptaugenmerk liegt klar auf Beckys Bemühungen, die Daybreak-Show wieder zurechtzumachen und das sorgt für einige Lacher. Besonders in den wundervollen Dialogen, in denen Harrison Ford und Diane Keaton vor laufenden Fernsehkameras gegeneinander sticheln, ist das Grinsen kaum aus dem Gesicht zu kriegen... es ist einfach herrlich anzusehen. Auch der schöne Soundtrack und das beinahe perfekte Timing in den Comedy-Elementen führen dazu, dass man sich nicht langweilt, dennoch gilt das größte Lob klar der famosen Besetzung, die hier wirklich alles gibt. Rachel McAdams ist so herrlich überdreht und hektisch, dass man sie einfach gernhaben muss, Diane Keaton darf nach aller Herzenslust toben und auch Jeff Goldblum als strenger und pessimistischer Chef, den nur die Quoten interessieren, ist Gold wert, seine Mimik ist stellenweise urkomisch. Harrison Ford überstrahlt erwartungsgemäß aber alle noch mal... die Rolle als knurriger, alter Mann hat er ja schon öfters mal gespielt, aber wohl noch nie so witzig wie hier. Es fällt wirklich nicht schwer, den alten Moderator zu hassen und dass Ford auch in den schrecklichsten Situationen noch immer einen draufsetzt und Diane Keaton ständig in die Schranken weist, zwischendrin aber immer wieder schöne Momente von Sensibilität aufblitzen lässt, das ist wirklich wunderbar. Seine Läuterung vor dem unvermeidlichen Happy End kommt zwar ein wenig plötzlich und auch ein paar Kitschmomente hätten es zum Finale getan (Stichwort: Person rennt in Zeitlupe durch einen davonfliegenden Schwarm Tauben), doch das ist nicht so wild. Trotz kleinerer Schwächen ist "Morning Glory" wunderbare Unterhaltung mit einer netten Geschichte und einer starken Star-Besetzung!

Note: 2-






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