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Wish I Was Here

Zach Braff dürften die meisten noch durch seine liebenswerte, tollpatschige Darstellung der Hauptfigur J.D. aus der genialen Sitcom "Scrubs" kennen. 2005 lieferte der Schauspieler sogar eine erste Regiearbeit ab, "Garden State", die euphorisch aufgenommen wurde, die ich bislang aber noch nicht gesehen habe. Anstattdessen habe ich mich nun an Braffs zweiten Film herangewagt, "Wish I Was Here", der erst 2014 im Kino lief... leider bin ich dabei ziemlich enttäuscht worden.

WISH I WAS HERE

Der arbeitslose Schauspieler, Ehemann und Vater Aidan Bloom (Zach Braff) ist überfordert: Sein Vater Gabe (Mandy Patinkin) liegt im Sterben und hat das Geld, welches er eigentlich für die Schullaufbahn seiner Enkelkinder aufbewahrt hatte, für eine fehlgeschlagene Operation an seinem Krebs ausgegeben. Während Aidan seine Kinder von der nun unbezahlbaren Privatschule neben muss und diese zuhause unterrichtet, um ihnen die ungewohnte Privatschule zu ersparen, muss er sich nun auch noch um seinen griesgrämigen, totkranken Vater kümmern... da wird es schon bald auch seiner Frau Sarah (Kate Hudson) zu viel.

"Wish I Was Here" weiß schlicht und einfach nicht, wo genau er hin will. Über die Krankheit des Vaters, die Selbstfindung der Tochter, die Arbeitssuche der Hauptfigur, der Schwierigkeiten im Job der Frau und der Abgeschiedenheit des Bruders kommt alles in einen Topf, was so zu finden ist (und vieles davon soll wohl auch eine Aufarbeitung von realen Ereignissen sein, die Braff und sein Bruder durchmachen mussten). So richtig auserzählt wird davon aber kaum etwas, sodass am Ende ziemlich viele lose Fäden zurückbleiben. Was ist nun mit der Poolparty, welche Tochter Grace nicht besuchen wollte, da sie aus religiösen Gründen ihren Körper nicht im Badeanzug zeigen will? Lernt Aidan etwas daraus, wenn er kaum Geld verdient? Oder lebt er doch seinen Traum? Und auch der jüngste Sohn wird kaum charakterisiert, oftmals nur als recht hyperaktives Nervenbündel verbraucht. Braff weiß kaum wohin mit seinen Geschichten und pocht nebenbei noch viel zu sehr auf Wirkung, sodass er emotional starke Szenen vollkommen überzeichnet, was sie sicher nicht mehr echt wirken lässt. Tränen gibts hier keine zu beanstanden, dafür wirkt das Ganze zu einfach, zu leichtgewichtig, zu manipuliert. Ein großer Fehler war es auch, dass Braff sich selbst für die Hauptrolle besetzte, denn auch wenn er ein guter Regisseur ist, ein großartiger Schauspieler ist er nicht. Passte er in "Scrubs" noch fabelhaft, so overactet sich der Mann hier einen schieren Wolf, scheint in Sachen Mimik und Gestik stets übers Ziel hinauszuschießen, was die komödiantischen Elemente nicht lustig, die dramatischen vollkommen überzogen macht. Nein, schauspielerisch war das nichts vom Herrn Braff, dem hier von seinen Kollegen klar die Schau gestohlen wird: Mandy Pitankin hat einige starke Momente, Kate Hudson zeigt viel Souveränität, der heimliche Star ist jedoch die junge Joey King, die in all ihren Szenen den Bildschirm beherrscht und das mit einer Präsenz, die umwerfend ist. Es war bereits in "White House Down" abzusehen, aber dieses junge Mädchen hat sicherlich eine glänzende Zukunft vor sich. Ihre Darstellung rettet den Film auch vor einem Komplett-Absturz, denn sonst funktioniert hier, bis auf einen schönen Soundtrack und ein paar nette Szenen (mit King) sehr wenig. Überzogen, ängstlich und unentschlossen ist dieses Drama, welches nicht bewegen mag. Ach, und die im Trailer beworbenen Auftritte von Braffs "Scrubs"-Kumpel Donald Faison und "Big Bang Theory"-Star Jim Parsons sind so klein und dabei nicht mal in irgendeiner Form lustig oder auffällig, dass man diese kaum zu beachten braucht.

Note: 4-

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