Direkt zum Hauptbereich

The Black Dahlia

Nachdem uns aus dem Roman von James Ellroy Ende der Neunziger mit "L.A. Confidential" einer der besten Noir-Thriller aller Zeiten geschenkt wurde (der nur deswegen bei den Oscars fast gänzlich übergangen wurde, weil im selben Jahr "Titanic" so überraschend abräumte), war es nur eine Frage der Zeit, bis man durch seine anderen Vorlagen in dieses Genre zurückkehren würde. Dies tat man dann 2006 mit "Black Dahlia", einem Film, der sich eines wahren Verbrechens kurz nach Kriegsende annahm. Problem: Im wahren Leben wurde der Fall nie aufgelöst, doch damit kann man einen Film natürlich nicht so offen enden lassen, also müssen die losen Fäden auch irgendwo hinführen... und ab dieser Stelle wirds knifflig.

BLACK DAHLIA

Die Officers Bleichert (Josh Hartnett) und Blanchard (Aaron Eckhart) sind in ihrem Job angesehen und werden besonders im politischen Maße eingesetzt, um durch ihre Berühmtheit durch aufgeklärte Fälle dem ein oder anderen Politiker während der Wahlen ein wenig Beliebtheit zu bringen. Als jedoch die aufstrebende Schauspielerin Elizabeth Short (Mia Kirshner) brutal ermordet wird, haben die beiden jede Menge zu tun, um den Täter zu finden. Schnell kommt Bleichert dabei mehreren Korruptionen auf die Schliche, die bis in die höchsten Ämter des Polizeidienstes dringen...

Was De Palma immer noch genau so gut drauf hat, das ist die Stilsicherheit. Es gleingt ihm erneut spielend, den Zuschauer in die Welt der späten 1940er zu ziehen. Ausstattung, Kostüme, Sets, einfach die gesamte Atmosphäre wirken wie aus einer früheren Zeit und sind filmisch eindrucks- und stimmungsvoll eingefangen: Die intrigante Politik, die Wirkung der Medien, hinterhältige Korruption, der damals noch klare Unterschied, in welchen Frau und Mann zueinander stehen, das wirkt alles echt und und absolut stilsicher. Erneut schreckt De Palma auch nicht vor Brutalität zurück und besonders bei der ein oder anderen Obduktion muss man schon mal schwer schlucken... da haben die Maskenbildner ganze Arbeit geleistet. Auch schauspielerisch wird einem hier einiges geboten, auch wenn es diesmal klarere Abgrenzungen gibt. Josh Hartnett ist in der Hauptrolle immerhin souverän, wirkt aber das ein oder andere Mal doch ein wenig gehetzt, Aaron Eckhart hätte gut daran getan, nicht ganz so heftig zu chargieren und Hilary Swank wird ein wenig oberflächlich gehandelt... ihnen gegenüber stehen Scarlett Johansson, "Lost"-Star Patrick Fischler und besonders Mia Kirshner als storytreibendes Opfer der Gewalttat, die hier bravouröse Leistungen erbringen. Wirklich negativ fällt hier bloß Fiona Shaw auf, die in ihren wenigen Szenen ihr extremes Overacting bis über die Grenzen hinaus spielt und dabei eher verwirrt als beeindruckt. Das größte Problem bei "Black Dahlia" jedoch ist das wirre Skript. Um dem in der Realität unaufgelösten Fall für den Zuschauer eine befriedigende, logische Lösung zu verpassen, mussten sich die Autoren so einiger Wendungen bedienen, die doch sehr verwirrend anmuten. Dutzende Figuren und Handlungsstränge verlaufen hier erst sehr spät zu einem Ganzen, welches auch noch nach dem Abspann etwas zusammengeschustert anmutet und für zwei Stunden dann doch etwas zu viel ist. Wer hier nicht ganz genau aufpasst, läuft Gefahr, eher früher als später raus zu sein und der Hatz nicht mehr folgen zu können, denn wer hier ganu mit wem korrupiert und wer hier welche Pläne zu Gunsten welchen Drahtziehers verfolgt, das ist nie wirklich ersichtig und so ist die Auflösung am Ende dann doch eher seltsam als wirklich aufschlussreich. Hier hätte der Zuschauer ab und an doch etwas mehr an die Hand genommen werden müssen, um ihm all die Charaktere und die Beziehungen, die diese untereinander pflegen, wirklich begreifbar zu machen, so bleiben hier doch noch jede Menge Fragezeichen stehen. Das bei so viel Nebenhandlung dennoch einige Längen auftreten, spricht schon mal Bände, dass hier mit dem Skript etwas schief gelaufen ist und man sich besser auf Wesentliches hätte konzentrieren sollen. Dennoch entstehen einige spannende Szenen und die Handlung ist interessant genug, um einen einigermaßen bei der Stange zu halten... am Ende dröhnt uns dennoch der Schädel bei so viel Geschichte und Hin und Her, sodass "The Black Dahlia" doch nur noch ein zweifelhaftes, zwiespältiges Vergnügen bleibt.

Note: 3-

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Wieder keine neuen Ideen: Filmkritik zu "Der Exorzist: Bekenntnis"

Victor Fieldings (Leslie Odom Jr.) zieht seine Tochter Angela (Lidya Jewett) seit dem Tod seiner Frau Sorenne (Tracey Graves) vor dreizehn Jahren alleine auf und ist aufgrund seiner einschneidenden Vergangenheit dauerhaft besorgt um sein Kind. Als diese eines Tages gemeinsam mit ihrer Freundin Katherine (Olivia Marcum) im Wald verschwindet, ist Victor in tiefster Panik und malt sich bereits die schlimmsten Dinge aus, die seiner Tochter zugestoßen sein könnten. Drei Tage später tauchen Angela und Katherine jedoch wieder auf... und verhalten sich höchst sonderbar. Schon im Krankenhaus legt Angela äußerst merkwürdige Verhaltensweisen an den Tag, die ihre Mitmenschen in Angst versetzen. Dass die beiden Mädchen von einem Dämon besessen sein könnten, daran will Victor jedoch nicht glauben... bis er jemanden trifft, die vor rund fünfzig Jahren etwas sehr ähnliches erlebt hat. Natürlich habe ich mir als Vorbereitung für diesen Film erneut den Kult-Klassiker "Der Exorzist" angesehen ...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...