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Hidalgo - 3000 Meilen zum Ruhm

Werfen wir einen kleinen Blick in die Biografie von Joe Johnston: Der Regisseur steht mit seinem Namen doch eher für familienfreundliche Unterhaltung und brachte uns somit kurzweilige Blockbuster wie "Jumanji" oder den recht schwachen "Jurassic Park 3". Was passiert, wenn dieser nun einen Film über den realen Cowboy Frank Hopkins, welcher mit seinem geliebten Pferd an einem 3000-Meilen-Rennen teilnimmt, dreht? Ein ziemliches Chaos, welches sich zwischen locker-flockigem Familienfilm und tiefschürfendem Drama vollkommen verliert.

HIDALGO

Nachdem er die Abschlachtung eines ganzen friedlichen Indianerstammes mit ansehen musste, ist Cowboy Frank Hopkins (Viggo Mortensen) ein gebrochener Mann, welcher mit seinem treuen Pferd Hidalgo durch geschmacklose Zirkusshows tourt. Er hat nichts mehr zu verlieren, als ihm ein Gesandter des Scheichs Riyadh (Omar Sharif) vorschlägt, an einem gefährlichen 3000-Meilen-Rennen, dem "Ocean of Fire", teilzunehmen... dem Gewinner winken 100.000 Dollar Preisgeld und jede Menge Ruhm und Ehre. Als Hopkins die Teilnahme zusagt, weiß er noch nicht, dass in den durchquerenden Wüsten jede Menge Gefahren lauern und auch die Mitkämpfer nicht zulassen wollen, dass der Cowboy das Rennen gewinnt...

Joe Johnston wusste anscheinend wirklich nicht, was für einen Film er für welches Publikum drehen soll.Die einzelnen Aspekte wirken dabei fast alle einigermaßen ansprechend, ergeben aber nie ein großes Ganzes. Die Actionszenen sind mehr als solide inszeniert, auch wenn das Rad hier nicht neu erfunden wurde. Schießereien, gewaltige Sandstürme und Kämpfe zwischen den einzelnen Teilnehmern... hier erinnert der Film auch durch sein Setting und den fanfarenlastigen Soundtrack immer wieder an die ersten beiden, grandiosen Teile der "Die Mumie"-Trilogie. Hätte man sich auf solcherlei Schmankerl konzentriert, hätte "Hidalgo" durchaus ein kurzweiliger, schnell vergessener, aber spaßiger Abenteuerfilm werden können, dem es nicht an Humor fehlt und der einige optische starke Schauwerte bietet (von den mies digitalisierten Raubkatzen gegen Ende mal abgesehen). Leider machen die Autoren in den viel zu langen zwei Stunden so dermaßen viele Fässer auf, dass sie ihre eigentlich recht einfache Handlung mit etlichen Nebenschauplätzen immer wieder ausbremsen. Auf einige von ihnen hätte gerne verzichtet werden können, besonders da die Rettung der schönen Frau und der Verrat eines Charakters (der hier nicht verraten werden soll) über einen Großteil der Laufzeit ausgeschlachtet werden, sodass man sich schnell nach der nächsten Actionsequenz sehnt. Auch mit Tiefen hat Johnston offensichtliche Probleme, denn eigentlich gibt die Handlung nicht mehr als oberflächliche Abenteuerszenen her... da wird es schon schwierig, die Charaktere etwas dreidimensionaler zu gestalten. Johnston probiert es trotzdem und scheitert dabei auf ganzer Linie, wirft viel zu viele Figuren auf einmal hinzu und macht den Film so schwerer und langatmiger, als er es eigentlich hätte sein müssen. Auch das eigentlich rührende Ende kann nur noch in kitschige Bilder getunkt werden und verfehlt so vollkommen seine Wirkung. Immerhin, Viggo Mortensen macht als Abenteurer eine gute Figur, aber so ganz schien ihm das auch nicht gelegen zu haben, da er sich nach diesem Film, welcher relativ direkt nach seinem Durchburch durch die "Herr der Ringe"-Trilogie erfolgte, wieder vermehrt dem kleineren Arthouse-Kino zuwandte. In seinen Szenen gemeinsam mit Omar Sharif glänzt er aber, während die anderen Darsteller (unter anderem die "Lost"-Stars Said Taghmaoui und Zuleikha Robinson) in den blassen Rollen zurückstecken. Somit ist "Hidalgo" insgesamt eine überlange Enttäuschung, welcher einzig durch optische, aber zu rar gesäte Schauwerte und einen überzeugenden Viggo Mortensen zu gefallen weiß. Der Rest ist leider gescheitert.

Note: 4

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