Direkt zum Hauptbereich

True Grit

Ich bin kein sonderlicher Western-Fan. Ich weiß nicht genau wieso, aber irgendwas hat dieses Genre an sich, dass ich mich bei den knallenden Revolvern und den harten Gaunern und Marshalls, die sich in tödlichen Duellen gegeneinander stellen, relativ flott langweile. An "True Grit" hatte ich nach den guten Kritiken, welche besonders das ungleiche Hauptdarsteller-Paar hervorhoben, dennoch hohe Erwartungen. Am Ende war es aber dann doch zu viel Western und zu wenig Charakter-Thriller, als dass ich mich noch lange an diesen Film erinnern werde.

TRUE GRIT

Der gefährliche Killer Tom Chaney (Josh Brolin) hat im Eifer des Gefechts einen Mann namens Ross ermordet und sich in die Prärie aufgemacht. Er hat die Rechnung jedoch ohne die vierzehnjährige Mattie (Hailee Steinfeld), die Tochter des Opfers, gemacht, denn diese ist nun von Rache zerfressen. Sie tut sich mit dem abgehalfterten, von Alkohol vernebelten Marshall Rooster Cogburn (Jeff Bridges) und dem übermütigen Sheriff LaBoeuf (Matt Damon) zusammen, um den Täter zu schnappen. Doch da die Spur immer kälter wird, verringern sich die Chancen der Verfolger...

Nominiert für zehn Oscars (auch wenn er nicht einen einzigen abbekommen hat), ein Haufen starker Kritiken und noch dazu ein Remake des (wenn auch insgesamt nicht so viel beachteten) Films, welcher Western-Held John Wayne einen umstrittenen Oscar als bester Hauptdarsteller einbrachte. Da werden schon Erwartungen an "True Grit" geweckt, und wenn dann noch die Namen der Coen Brothers in der Regie und die von Jeff Bridges, Matt Damon und Josh Brolin in den Hauptrollen fallen, dann freut man sich beinahe schon auf einen Film, der eigentlich nur gelingen kann. Die Wahrheit liegt wieder irgendwo in der Mitte, denn obwohl die gemeinsame Reise, die der griesgrämige Cogburn und die junge Mattie hier unternehmen, wahnsinniges Potenzial für eine intime Beziehung gehabt hätte ("The Last of Us" lässt grüßen), wird am Ende viel zu wenig daraus gemacht. Natürlich schweißen sich die beiden im Eifer des Gefechts enger zusammen, doch wirklich dramatisch wird es nicht und es wird sich viel mehr auf die standardisierte Rache-Story konzentriert, die im Grunde für einen Spielfilm dieser Art gar nicht so viel hergibt und auch etwas zu lange braucht, um wirklich an Fahrt aufzunehmen, bis zu einem immerhin ansprechenden und recht spannenden Finale. Darstellerisch ist besonders die junge Hailee Steinfeld, sogar oscar-nominiert, eine absolute Offenbarung, ihr gegenüber brilliert der knurrige Jeff Bridges, ebenfalls für einen Oscar nominiert, der auch eine gute Portion an bärbeißigem Humor mit hineinbringt. Josh Brolin hat als blasser Bösewicht leider zu wenig Leinwandzeit, während Matt Damon überzeugt, aber insgesamt unter seinen Möglichkeiten bleibt und dem von Bridges keine Gelegenheit gelassen wird, richtig aus sich rauszuspielen. In Sachen Technik ist "True Grit" ein Hingucker, tolle Landschaftsaufnahmen, ein schöner Soundtrack, eine starke Detailverliebtheit... so sollte ein Western in unserer heutigen Zeit aussehen, wobei auch für eine FSK12-Freigabe nicht mit überraschend harten Szenarien gegeizt wird. So gerät "True Grit" unterhaltsam, aber für einen so stark beworbenen Film ist er eine Enttäuschung... aus der Geschichte hätte mehr gemacht werden können als eine geradlinige Story um Vergeltung, die keinerlei nennenswerte Überraschung bereithält, ein genauerer und tieferer Blick auf die von den Schauspielern hervorragend dargestellten Figuren wäre wünschenswert gewesen und hätte vermutlich einen überzeugenderen Western abgegeben. So verschwindet er leider relativ fix in der Masse und hält den Erwartungen nicht stand.

Note: 3

 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se