Die Queen ist zur Zeit auf Besuch in Deutschland. Die Medien geifern nach immer neuen Bildern. Ich zweifle daran, ob der Ausstieg der Königin aus einem Flugzeug, auf deutschen Boden, nun eine so riesige Nachricht ist... für den TV-Sender Vox war es aber immerhin genug für eine ganze "Queen"-Woche, voller Dokumentationen und Spezialsendungen. Gestern wurde passend auch der einfach betitelte Spielfilm "Die Queen" gezeigt, für welchen Helen Mirren 2006 den Oscar als beste Hauptdarstellerin gewann und den ich mir, auch wenn ich wenig erwartete, gleich angesehen habe...
DIE QUEEN
Das britische Volk und auch die ganze Welt ist in tiefe Trauer und Fassungslosigkeit gestürzt worden, angesichts des plötzlichen Todes von Prinzessin Diana. Einzig die Königsfamilie selbst scheint wenig Anteilnahme an dem Unglück zu zeigen, so ordnet die Queen, Königin Elisabeth II. (Helen Mirren) eine Beerdigung im engsten Familienkreis an und möchte die Öffentlichkeit außer Acht lassen. Der frisch zum Premierminister ernannte Tony Blair (Michael Sheen) sieht darin eine Gefahr, dass die Menschen in ihrer Trauer beschnitten werden, doch die Queen möchte davon nichts wissen. Als auch die Presse beginnt, die Königsfamilie zu attackieren, versucht Blair, mehrere Hebel gleichzeitig in Bewegung zu setzen...
Der Titel "Die Queen" weckt definitiv schon mal die Voraberwartungshaltung, das Oberhaupt des britischen Volkes nicht mehr nur als Königin, sondern auch als Menschen kennenzulernen. Dem hält der Film einigermaßen stand, auch wenn wir über die Person selbst wenig erfahren, dafür werden zu wenige Momente aus dem Privatleben der Frau hinzugezogen. Anstattdessen verlässt sich das Werk auf eine siebentägige Geschichte, die rund um den schockierenden Tod von Prinzessin Diana, die Reaktionen der Medien und der Königsfamilie, aus welcher Diana austrat, führt. Über das vorherige Leben der Queen erfahren wir indes kaum etwas, dafür sind die kleinen Anekdoten, die sowohl humoristisch als auch in Sachen Tiefe funktionieren, wirklich interessant. Getragen durch eine großartige Performance von Helen Mirren, die allein deshalb nicht in ihrer Biographie hervorsticht, weil diese Frau einfach immer so gut ist, entwickelt sich hier ein recht kühles, aber angenehm kritisches Drama über Veränderungen in der heutigen Medienlandschaft, über Traditionen, die es zu wahren gilt, auch wenn sie herzlos scheinen und über Trauer, die man nicht geben darf. Es ist schon schockierend zu sehen, wie die Familie belagert wird von Presse, von Zeitungen, vom Volk... da ist es schon verständlich, dass man kaum mal eine private Minute mit den Figuren bringt, denn wo will man diese auch hernehmen, wenn sie quasi ständig im Rampenlicht stehen? "Die Queen" beleuchtet diese dunklen Tage mit viel Ehrlichkeit und redet nichts schön, gerät dabei aber immer wieder in die Gefahr einer gewissen Kälte. Emotionslos ist der Film nicht, aber er wirkt von vorne bis hinten eben so kühl und starr, wie man ihn erwarten durfte. Nun darf das natürlich sicher als realistisch gelten, denn das britische Königshaus ist sicherlich eine recht steife, förmliche Angelegenheit... ein wenig mehr Mut zu Tempo wäre aber wünschenswert gewesen, so treten in den anderthalb Stunden doch einige Längen auf. Dementgegen treten tut die Besetzung, die außerhalb der alle Blicke auf sich ziehenden helen Mirren agiert, doch auch wenn James Cromwell, "Harry Potter"-Star Helen McCrory und besonders Michael Sheen durchaus achtbare Leistungen aufs Parkett legen, so können auch sie eine gewisse Kälte nicht verbergen und diese gilt dann letztendlich doch für den Film als Ganzes. Sehr gut gespielt, ein achtsames Skript, handwerklich mehr als solide... aber wie so viele Filme der Oscar.Saisons durchkalkuliert und auf Wirkung pochend, wobei einiges von derer verloren geht. Ein interessanter Einblick ins Königshaus während derer finsteren Stunden bleibt durchaus, insgesamt wäre aber wohl mehr drin gewesen...
Note: 3-
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