Für Netflix zahlte sich das Risiko aus: Der erfolg der ersten, hauseigenen Produktion war groß und man konnte problemlos weitere Staffeln produzieren... bis jetzt ist somit noch nicht klar, wann die Serie enden wird. Aber das macht ja auch erstmal nichts, wenn sie denn so gut läuft wie jetzt und auch nichts an Qualität einbüßt. Denn auch die zweite Staffel besitzt noch immer die gleichen Stärken wie die erste und unterhält zynisch, spannend und elektrisierend...
HOUSE OF CARDS - STAFFEL 2
Francis Underwood (Kevin Spacey) hat es fast geschafft: Durch seine Tricksereien und seine weit geflochtenen Gespinste, an welchen er mit seiner Frau Claire (Robin Wright) seit Monaten gearbeitet hat, ist er nun als Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt worden. Seinem größten Ziel, der Präsidentschaft, ist er nun zum Greifen nah. Doch seine schmutzigen Taten, die er ausführen musste, um dahin zu gelangen, wo er nun ist, haben eine Menge Staub aufgewirbelt und mittlerweile ist nicht nur die junge Journalistin Zoe (Kate Mara) hinter ihm her, auch die Presse erwacht nun...
Im Großen und Ganzen hat die zweite Staffel von "House of Cards" die gleichen Stärken und Schwächen wie die erste inne. Dies bedeutet, dass wir nach wie vor mit einer hochspannenden, komplexen und intelligenten Storyline bedient werden, die schockiert, viele krasse Wendungen bietet, der es aber insgesamt an Gefühl und einer gewissen emotionalen Tiefe mangelt. Auch diesmal werden uns die Figuren nur selten als das gezeigt, was sie wirklich sind... meistens sind sie noch immer intrigante Anzugträger. Das ist sehr aufregend, wenn Underwood sein Komplott immer weiter spinnt und dabei auch vor Mord und Totschlag nicht mehr zurückschreckt, es ist hochspannend inszeniert und man will einfach immer wissen wie es weitergeht, weswegen man die dreizehn Folgen erneut am Stück gucken kann, ohne sich großartig zu langweilen, trotz einiger kleiner Längen. Das Herz bleibt jedoch noch immer weitestgehend unbeteiligt. Die Serie spielt weiterhin überzeugend damit, die Politik des Weißen Hauses greifbar zu machen und dadurch zu schockieren, sie spielt mit aktuellen Themen und schafft es gerade dadurch, den Zuschauer zu fesseln. Oftmals schüttelt man hier bloß schockiert den Kopf über das, was hinter den geschlossenen Türen wirklich vor sich geht... auch wenn dies natürlich nur die Fantasien der talentierten Autoren sind, sie kommen dem, was dort wirklich passieren könnte, extrem nah, greifen nicht in Kitsch- oder Klischeeschubladen und packen auch mal unangenehme Themen an. Ein bisschen schwierig wird es nur, wenn sehr interessante Subplots beschnitten und einfach aus der Serie gekickt werden, ohne einen richtigen Abschluss zu bekommen. So werden einige liebgewonnene Charaktere doch recht schnell aus der Story entfernt, was zwar konsequent, aber auch unbefriedigend ist... hier muss man wohl hoffen, dass die Themen für die nachfolgenden Staffeln eventuell nochmal auf den Tisch gelegt werden. Ansonsten jedoch nichts zu meckern im noch immer überzeugenden Storytelling und natürlich sind auch diese dreizehn Folgen hier erneut beinahe eine absolute One-Man-Show von Kevin Spacey, der in wenigen Sätzen, in kleinen Blicken so viel Garstigkeit, so viel Ekel und so viel Faszination hineinlegt, dass einem der Atem wegbleibt. Eine ganz große Leistung... neben ihm blüht auch Robin Wright weiter auf, immerhin darf sie auch mal zusammenbrechen und Menschlichkeit zeigen. Zudem stechen weitere Charaktere, die in der ersten Staffel noch kleinere Rollen innehatten, weiter heraus, zum Beispiel Raymond Tusk oder der Sicherheitsmann Mitcheam, der so viel Tiefe bekommt, die man diesem anzugtragenden, schweigenden Kerlchen kaum zugetraut hätte. So spart "House of Cards" noch immer mit dem Herz, trifft die Eier aber mit voller Wucht... mit grandiosen Dialogen, spannenden Wendungen und fantastischen Schauspielern.
Note: 2-
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