Clint Eastwood ist mittlerweile fünfundachtzig Jahre alt, aber er wird anscheinend nicht müde, in der Kinolandschaft zu arbeiten. Sowohl als Schauspieler, als Regisseur oder auch mal als beides gleichzeitig kommen in regelmäßigen Abständen neue Filme heraus und auch wenn die Qualität dabei nicht immer stimmt, ist er noch immer so angesehen wie in seinen jüngsten Tagen. Großen Zuspruch fand auch das Drama "Gran Torino" aus dem Jahr 2009... was ich zwar nachvollziehen kann, aber nicht voll und ganz unterstützen kann, denn trotz schöner Momente war ich alles andere als begeistert.
GRAN TORINO
Walter Kowalski (Clint Eastwood) lebt in einer von Gangs überlaufenen Vorsiedlung in Detroit und betrauert den Tod seiner Ehefrau. Noch schlimmer: Sein Sohn Mitch (Brian Haley) möchte ihn in ein Altersheim abschieben, was Walter verabscheut. Er weigert sich und bleibt in seiner Einsamkeit sitzen, bis eine asiatische Familie in das Haus neben seinem einzieht. Dabei wird Walt Zeuge wie der jüngste Spross der Familie, Thao (Bee Vang) von einer Gang belästigt wird und schlägt sich auf seine Seite. Langsam kommt Walter wieder unter Leute und freundet sich mit den "Fremden" an...
"Gran Torino" ist ein betulich langsamer Film. Die Geschichte ist klein und hat nur wenige Höhepunkte, doch genau dies möchte Clint Eastwood wohl auch erzählen... immerhin geht es hier um einen betagten Mann, der seinen Lebensabend verbringt, sich unnütz vorkommt und auch gar nicht mehr wirklich weiß, was er mit seinen letzten Tagen noch anfangen soll. Diese Atmosphäre überträgt sich recht ordentlich, sorgt aber auch für jede Menge Langsamkeit, welche der eigentlich schönen Erzählung im Weg steht und für ordentlich Stagnation sorgt. So suhlt sich der Film in seinem Vorstadtleben, bringt Minuten dafür auf, wie Walter und Thao ein Haushaltsgerät aus dem Keller schleppen. Für den Motor der Handlung ist das unwichtig, es definiert dafür aber sehr passend die aufkeimenden Gefühle der beiden Charaktere... dies hat man zuvor aber auch immer öfter bereits in anderen Szenen gesehen, sodass "Gran Torino" sich auf Dauer immer weiter wiederholt. Nach gut der Hälfte der Laufzeit sind alle Figuren mit ihrer Entwicklung dort, wo sie gebraucht werden, so richtig zum Zuge kommen sie dann aber bis kurz vor Schluss gar nicht, als die bösen Gangs ein paar heftige Angriffe auf Thao und seine Familie starten. Dies führt dann dazu, dass man gar nicht mal so wenige wirklich schöne Szenen hat, die sogar im Gesamtpaket rund wirken, doch eine Geschichte wird dabei kaum erzählt, sondern eher ein Blick in ein Leben gewährt. Das wirkt dann alles einigermaßen realitätsnah, aber auch reichlich blass, sodass man sich schon bald fragt, was uns Eastwood denn da erzählen möchte, nachdem alle Charaktere zu ihrer Blüte gelangt sind. Der Film dreht sich schließlich bis zum sehr vorhersehbaren und konstruierten Ende im Kreis und kann auch keine Gefühle mehr wecken, da sich zu lang und zu breit auf kleine Details gestürzt sind, die so erschreckend genau ausgearbeitet werden, dass die ohnehin dürre Haupthandlung immer wieder ins Hintertreffen gerät. Nicht falsch verstehen, hier werden tatsächlich schöne Gefühle aufgefahren, im Gesamtkontext hätte man sich aber gerne ein wenig mehr auf eine fortlaufende Geschichte und weniger auf kleine, letztendlich unwichtige Einzelheiten konzentrieren sollen. Schauspielerisch ist das Ganze auch nicht perfekt, Eastwood selbst grummelt sich durch den Film, mit sarkastisch angehauchten Sprüchen auf den Lippen, dass es eine wahre Freude ist, doch der Rest der zumeist unbekannten Nebendarsteller bleibt neben ihm blass. So ist "Gran Torino" ein Film mit tollen Einzelszenen, dem seine viel zu einfach gestrickte, vorhersehbare und sich im Kreis drehende Geschichte zum Verhängnis wird, die sich mehr auf eine konstante Erzählung als auf nette, aber schon bald ermüdende Details hätte stürzen sollen.
Note: 4+
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