Til Schweigers Filme werden ja gerne der Lächerlichkeit preisgegeben, vor allem da er sie in den letzten Jahren, ähnlich wie Will Smith in Hollywood, eher schlecht als recht dazu nutzt, seinem eher mäßig talentierten Nachwuchs den Sprung ins Filmgeschäft zu erleichtern. Begonnen hat das alles mit der 2007 erschienenen Liebeskomödie "Keinohrhasen", wo er bereits sich und seine Kinder gegenüber anderen Darstellern in den Vordergrund stellte. Ein recht amüsantes, kurzweiliges Filmerlebnis ist dabei dennoch herausgekommen.
KEINOHRHASEN
Journalist Ludo Decker (Til Schweiger) wird, nachdem er in einem Restaurant durch die Glasdecke ins Innere gestürzt ist, bei dem Versuch, zwei Prominente für sein Klatschblatt abzulichten, zu dreihundert sozialen Arbeitsstunden verdonnert, die er in einer Kindertagesstätte absolvieren soll. Dabei begegnet er Anna (Nora Tschirner) wieder, welche er in ihrer damaligen Schulzeit stets wegen ihrer dicken Brille und der markanten Zahnspange gehänselt hat. Beide sind gar nicht davon begeistert, nun zusammenarbeiten zu müssen, doch mit der Zeit scheinen sich tatsächlich Gefühle von Freundschaft zu entwickeln... und Anna verzweifelt fast, als sie sich in den selbstverherrlichenden Ludo zu verlieben beginnt.
Es ist eigentlich ziemlich einfach, "Keinohrhasen" zu hassen, denn er liefert einem allen Grund dazu. Die unglaublich seichte Geschichte wird uns in viel zu langen zwei Stunden präsentiert, wobei immer wieder einige unnötige Abstecher in Subplots gemacht werden, welche die Story nur in die Länge ziehen, das Gefühl für ein höheres Tempo bleibt dabei auf der Strecke. Zudem kann Schweiger in seinem halbgaren Skript auch nicht verhindern, dass sich die Handlungsstränge gerade gegen Ende in nicht nachvollziehbare, gar unlogische Verstrickungen verheddern, die ebenfalls nicht nötig gewesen wären... Stichwort Jürgen Vogel. Zudem stört es, dass Schweiger einen Großteil deutscher Prominenz zwanghaft in den Film quetschen wollte, wohl, um mit all den bekannten Namen die Kassen nur noch mehr klingeln zu lassen... so ist beispielsweise der kurze Auftritt von Christian Tramitz nicht nur vollkommen unlustig, sondern für die Geschichte auch kaum von Belang. Zudem wird hier ganz großer Kitsch aufgefahren, noch einmal überrumpelt von Musik, die sämtliche ruhigen Szenen immer wieder übertönt, hier wäre ein bisschen mehr Mut zum Leisen definitiv angebracht gewesen. Natürlich stürzen sich Til-Schweiger-Verächter auf diese Kritikpunkte und sie sind auch durchaus berechtigt... allerdings dürften sie dabei auch blind für den Rest sein, der "Keinohrhasen" tatsächlich, man mag es kaum glauben, zu einer netten Komödie macht. Einige der Gags sind wirklich Rohrkrepierer, vor allem da sie sich schon bald im Minutentakt wiederholen (Stichwort: lautes, obszönes Gerede im Restaurant, was die anderen Gäste aufschreckt), aber es gibt auch einige sehr gelungene Lacher, die nicht nur auf derbe Sprache oder müden Slapstick zurückzuführen sind... ab und an gibt es hier sogar erstaunlich treffsicheren Wortwitz, der besonders von der in dieser Rolle schlichtweg grandiosen, aber niemals übertreibenden Alwara Höfels als Annas beste Freundin Miriam eingebracht wird. Und auch die vorhersehbare Romanze zwischen Anna und Ludo entbehrt wohl jeglicher Logik, ist aber dennoch sehr sympathisch und mit einigem Feingefühl und auch Witz rübergebracht. Schön ist auch die Atmosphäre in der Kindertagesstätte. Zuzusehen, wie Ludo immer mehr sein Herz für die Sache gewinnt, die eigentlich eine Strafe sein soll, macht Freude und auch wenn das natürlich alles kalkuliert und absolut nicht originell ist, es funktioniert dann eben doch. Manchmal reichen da eben die einfachsten Mittel, eine gut aufgelegte Besetzung (Nora Tschirner ist fantastisch, Matthias Schweighöfer als Sidekick wunderbar, Armin Rohde als miesmutiger Kinderstar ist Gold wert) und eine hübsche Bildsprache, um so einige Schwachstellen und besonders die zu lange Laufzeit zu übertünchen. Ein guter Film ist "Keinohrhasen" somit zwar nicht, aber immerhin eine ganz sympathische, nette Komödie, die nichts Neues bietet, aber kurzweilig unterhält.
Note: 3
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