Der Thriller "Sag' kein Wort" aus dem Jahr 2001, den ich mir vor einigen Tagen auf Kabel1 angesehen habe, hat eine Laufzeit von 103 Minuten. Der Sender hat diese mit 37 Minuten insgesamter Werbung auf 140 hochgeschraubt, was eine klare Frechheit, leider aber auch der Normalfall ist, wenn Filme im TV gezeigt werden. Die ständigen Werbeschnipsel werden nicht nur gut und gerne an den unpassendsten Stellen gesetzt, sie nerven in ihrer Länge auch extrem. Schade, das dem immer noch ist, denn eigentlich hatte ich dem Fernsehen in Sachen Film schon länger abgeschworen... ich weiß nun auch wieder, wieso.
SAG' KEIN WORT
Nathan Conrad (Michael Douglas) ist Psychologe und wird mit einem neuen Fall betraut: Die junge Frau Elisabeth Burrows (Brittany Murphy) wird in die geschlossene Anstalt eingeliefert und Conrad soll herausfinden, was ihr zugestoßen ist. Dazu muss er sich schon bald beeilen, da bewaffnete Gangster, angeführt von dem skrupellosen Patrick Koster (Sean Bean), seine Tochter Jessie (Skye McCole Bartusiak) entführen und seine Frau Aggie (Famke Janssen) überwachen... um seine Familie zu retten, soll Conrad der Patientin eine Zahlenfolge entlocken, die sich tief in ihrem verwirrten Gedächtnis eingebrannt hat und welche diese unbedingt brauchen. Dafür hat er jedoch nur wenige Stunden Zeit, sonst stirbt seine Tochter. Zudem sitzt dem Doktor schon bald die Polizei in Form der unnachgiebigen Kriminalbeamtin Sandra Cassidy (Jennifer Esposito) im Nacken, die er nicht um Hilfe bitten kann, da die Gangster den Kontakt mit den Gesetzeshütern streng untersagen...
Auch wenn man den Film ohne ständig nervende Werbeblöcke guckt, ihn sich ohne Unterbrechungen auf DVD ansieht, wird man wohl trotzdem nicht seine wirkliche Freude mit ihm haben, denn als Thriller weiß "Sag' kein Wort" nur sehr bedingt zu überzeugen. Dies liegt zum einen an der Story, die anfangs nur sehr gemächlich am Schwung kommt und auch später nur zwischendurch das Gaspedal passend wiederfindet. Für einen Thriller der etwas anderen Art hätte hier durchaus etwasd mehr Tempo am Start sein müssen. Dies wird noch klarer, wenn man bei den wirklich solide inszenierten Spannungssequenzen tatsächlich richtig mitfiebert... allerdings sind solche Szenen insgesamt dann doch viel zu selten. Auch das der Plot vorne und hinten wenig Sinn ergibt, stört schon früh den Filmgenuss, wenn die ganze Handlung aber dann im Finale in sich zusammenfällt und in ein zwar recht spannendes, aber doch hirnloses Feuergefecht übergeht, möchte man beinahe nur noch den Kopf schütteln. Hier haben sich die Autoren leider nicht wirklich viel Mühe gegeben, die Story auch auf all die Logiklöcher zu prüfen und machen die zweite Hälfte des Films anstattdessen einfach ein bisschen lauter, um diese zu übertünchen... dafür ist der Film aber dann bei weitem nicht spannend genug, um dies zu vollbringen. Das hat wohl auch Michael Douglas gemerkt, der routiniert, aber offensichtlich gelangweilt, durch den Streifen hetzt, ohne zwischendurch mal merklich gefordert zu werden. Ähnliches gilt für Sean Bean, der zum wiederholten Mal als farbloser, böser Bube gecastet wurde. Das macht er auch wieder gut, doch solche Rollen spielt Bean mittlerweile natürlich im Schlaf, von daher ist auch er das Einschalten nicht wert. Brittany Murphy überzieht ihr Spiel, Oliver Platt wird verheizt, Famke Janssen ähnlich wie in "96 Hours" nur als großer Name gebraucht... da ist es überraschenderweise die damals junge, heute leider viel zu früh verstorbene Skye McCole Bartusiak, welche den Verbrechern mit kleinen Tricks die Stirn bietet und dabei eine gar nicht mal so niedrige Präsenz aufbaut. Klingt nun alles sehr böse, aber "Sag' kein Wort" ist über ein paar Strecken tatsächlich recht unterhaltsam und spannend, für die sinnfreie Handlung, etliche Fragezeichen und zwischenzeitlichen Tempoverlust gibt es dennoch keine Entschuldigungen... und im Thriller-Bereich gibt es dabei dann auch deutlich bessere und cleverere Alternativen.
Note: 4+
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