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The Village - Das Dorf

Nachdem M. Night Shyamalan seinen gigantischen Ruf, den er sich durch das Meisterwerk "The Sixth Sense" erarbeitet hatte, durch den drei Jahre später folgenden, mittelmäßigen "Signs" zumindest teilweise wieder heruntergefahren hatte, sollte sich 2004 mit seinem nächsten Film "The Village", auch wieder in der Mystery-Ecke, entscheiden, ob er nun wirklich nur ein One-Hit-Wonder gewesen ist. Und es zeigte sich: Ja, Shyamalan hatte mit dem Horror-Drama rund um den kleinen Jungen, der mit toten Menschen interagieren kann, wohl einfach nur ein sehr glückliches Händchen bewiesen, denn danach kam wirklich nicht mehr viel...

THE VILLAGE


Seit mehreren Generationen lebt eine fest zusammengeschweißte Gemeinschaft in einem kleinen Dorf, abgeschnitten von der Außenwelt. Im nahen Wald sollen grausame Kreaturen hausen... doch zwischen ihnen und den Menschen herrscht ein Waffenstillstand. Die Menschen meiden den Wald, die Kreaturen halten sich daher vom Dorf fern. Seit langer Zeit kam es zu keinem Vorfall mehr, doch als der junge Einwohner Lucius (Joaquin Phoenix) es wagt, den Wald zu betreten, um die dortigen Monster zu beschwichtigen, scheint der Waffenstillstand gebrochen...

Viele Fans, welche Shyamalan seit "The Sixth Sense" vergöttern, werden auch in diesem Film auf die eine, spektakulär-geniale Wendung hoffen, die alles zuvor Gesehene herumdreht und einen mit offenen Mündern vor dem Fernseher zurücklässt. Es ist offensichtlich, dass Shyamalan diese auf Biegen und Brechen konzipieren wollte, allerdings schien ihm eine passende Idee nicht gekommen zu sein, weswegen er um das Mysterium, dem er sich eh während der Laufzeit eher selten widmet, einfach herumdruckst und das Ganze am Ende mit einer Auflösung abtut, die so lächerlich, so absurd und so blöde ist, dass man sich bereits ärgert, dass man diese überhaupt erfahren hat. Zuvor hat Shyamalan nämlich relativ solide Arbeit geleistet, die mystischen Ungeheuer und generell die Geschichte des einsam dahinlebenden Dorfes aufzubauen, kleine Schrecksekunden, jede Menge Fragen und eine Atmosphäre, die wahrlich dienlich ist für zart aufbauenden Grusel. "The Village" ist jedoch nur im Entferntesten ein Mystery-Film, vordergründig ist es ein Drama mit Thrill-Einschüben, welches mehr von den Geschichten, welche die Einwohner mit sich herumtragen, gehoben wird und weniger von Monstern im Wald, die sich natürlich bis kurz vor Schluss im Dunkeln versteckt halten und zuvor nur schemenhaft zu erkennen sind. Da die Trailer jedoch klaren Horror suggerierten, sollten sich die Verleiher nicht wundern, dass die Zuschauer letztendlich verwirrt und erzürnt aus dem Kino kamen. Doch auch für die Geschichte selbst findet Shyamalan keinen rechten Zugang, die recht langsame Erzählweise sorgt für einige Längen und der Großteil der Charaktere stammt aus dem Klischee-Baukasten und wird schlichtweg nur sehr unzureichend ausgebaut, weswegen auch die namhafte Besetzungsliste zu einem Großteil nichts zu tun hat. Sigourney Weaver beispielsweise darf meist nur im Hintergrund herumstehen, Jesse Eisenberg hat kaum mehr als zwei Zeilen Text, Brendan Gleeson wird fast vollkommen verschenkt und Adrien Brody ist als durchgeknallter, geistig zurückgebliebener Jungspund eine glatte Fehlbesetzung. Einzig Bryce Dallas Howard, William Hurt und Joaquin Phoenix in den mit Abstand größten Rollen wissen zu überzeugen... und das dann auch richtig, ihre Leistungen sind mehr als beachtenswert. Auch hat Shyamalan weiterhin ein sehr gutes Gespür für atmosphärische Bildsprache und den gelungenen Einsatz der Kamera, der Soundtrack von James Newton Howard, der immer wieder an den vier Jahre später erschienenen "The Happening" erinnert, sorgt für wohliges Schauern und wenn es denn mal unheimlich wird, dann sorgt der Autor, Regisseur und Produzent auch für einige starke Schocker. Das reicht aber nicht, wenn die Geschichte und besonders deren Auflösung so mies daherkommt, wenn das Skript so uninspiriert, aufgebauscht und unlogisch ist... "The Village" ist ein Schwindel. Ein gutaussehender, atmosphärischer Schwindel zwar, aber wen kümmert es, wie man verarscht wird? Ob eine optisch gute oder eine klare, vorhersehbare Verarsche... man ist bei beiden am Ende unzufrieden.

Note: 4


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