Von David O. Russell werden wir sicher noch einiges hören in den nächsten Jahren. Seine letzten drei Filme wurden allesamt sowohl für den besten Film, die beste Regie und das beste Drehbuch bei den Oscars nominiert, zudem gab es auch den ein oder anderen Darsteller-Oscar (u.a. Jennifer Lawrence für ihre fantastische Performance in dem großartigen "Silver Linings"). Während "Silver Linings" meisterhaft und das letzte Werk "American Hustle" immerhin noch ziemlich gut war, bleibt "The Fighter" aus dem Jahr 2011 zwischen beiden stehen... als ein sehr, sehr guter Film, dem jedoch der Status eines Meisterwerks verwehrt bleiben muss.
THE FIGHTER
Micky Ward (Mark Wahlberg) ist Boxer und ein Sprungbrett, einer, der kämpfen darf, damit seine Gegner ihn im Ring verprügeln und dann zu Titeln kommen dürfen. Sein Bruder Dicky (Christian Bale) hat seine besten Zeiten als Boxer, in welcher einen legendären Sportler im Ring besiegte, längst hinter sich, ist den Drogen verfallen... dennoch trainieren die beiden noch immer zusammen, um Micky eine Chance auf eine Weltkarriere zu beschaffen. Als Micky jedoch die Kellnerin Charlene (Amy Adams) kennenlernt, hängt der Haussegen schnell schief, denn das Mädchen mischt sich immer öfter in die Trainings ein, was der Mutter der Brüder, Alice (Melissa Leo), so gar nicht passt, kümmerte sie sich doch seither um das Management. Schnell feiert Micky plötzlich jedoch erste Erfolge, und dies gar ohne Dicky, der wegen seiner Eskapaden im Gefängnis landet...
Auch dieses Sportler-Drama ist natürlich ein Biopic und beruht auf dem wahren Leben von Micky Ward, auch wenn hier natürlich einiges abgeändert wurde. Dies tut dem Film jedoch gut, denn auch wenn man sich von der Wahrheit immer wieder verabschiedet und verschiedene Sequenzen stärker dramatisiert, wird das Werk dadurch runder. Die Geschichte ist dabei sicherlich nicht neu und folgt den altbekannten Genre-Konventionen des Sportler-Films, dies jedoch auf beeindruckende Art und Weise. So standardisiert die Konflikte und Mickys steiniger Weg hier auch sind, der Film strahlt schnell eine Kraft aus, die all dies ganz klar über den normalen Durchschnitt heben. Dies liegt zum einen an den grandios inszenierten Boxkämpfen, die hier nicht allzu heroisch dargestellt werden, sondern brutal und schweißtreibend. Jeder Schlag lässt uns zusammenzucken und auch wenn Blut spritzt und Nasen brechen, wird dank des angenehmen Realismus nicht weggeschwenkt. Doch auch abseits der Kämpfe funktioniert der Film, wenn er sich seiner klar im Mittelpunkt stehenden Familien-Geschichte zuwendet. Der Konflikt zwischen Micky und seiner Freundin Charlene auf der einen Seite und Mickys Familie auf der anderen hält einiges an Zündstoff bereit, auch wenn sich am Ende alles ein wenig zu schnell in Wohlgefallen auflöst und gerade die siebenköpfige Töchterschar von Mutter Alice arg überdreht ausfällt, was immer wieder für ein paar unsichere Nuancen sorgt. Der Rest der Darsteller leistet dafür aber Großes: Mark Wahlberg agiert angenehm zurückhaltend und bereitet seinen Co-Stars dafür die Bühne. Amy Adams ist wie immer großartig, die oscarprämierte Melissa Leo als leicht durchgedrehte, naive Mutter ist Gold wert, Jack McGee als unter dem Pantoffel stehender Ehemann hat ganz starke Szenen... aber Christian Bale stiehlt ihnen mit seiner erschreckend herausragenden Performance allen die Schau. Beinahe krankhaft heruntergemagert hat er seine Gestik, Mimik, seinen Körper so perfekt unter Kontrolle, dass hier eine skurille eines abgehalfterten Ex-Boxers entsteht, wie wir sie auch noch nie gesehen haben. Vielleicht die bisher beste Leistung Bales, und das will bei dieser großen Karriere schon was heißen. Insgesamt ist "The Fighter" sicher ein wenig konventionell und vorhersehbar geraten, doch die schön erzählte Geschichte und besonders die herausragenden Darsteller, unter denen Christian Bale vollkommen lösgelöst meisterhaft heraussticht, sorgen dennoch für ein nachhaltig in Erinnerung bleibendes Filmerlebnis, welches man sich gerne immer wieder ansieht.
Note: 2
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