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The Road

Nachdem "No Country for Old Men" von den Coen Brothers 2008 den Oscar als bester Film einsackte, galten die Romane von Cormac McCarthy wohl nicht mehr als ganz so unverfilmbar, weshalb sich versierte Filmemacher gleich als nächstes an die weiteren Werke des Autoren machten. Als nächstes kam 2009 "The Road" ins Kino und ließ einige ratlose Gesichter zurück, denn überraschenderweise spart der Film gerade dort, wo er am intensivsten sein sollte: In den menschlichen Emotionen.

THE ROAD


Nach einer furchtbaren Katastrophe steht die Welt am Abgrund. Die Natur stirbt, nur wenige Menschen sind noch am Leben und ziehen plündernd, auf der Suche nach Nahrung, durch die ausgestorbenen Landstriche. Ein Vater (Viggo Mortensen) und sein Sohn (Kodi Smit-McPhee) gehören zu den letzten Überlebenden in dieser tristen Welt. Sie wollen sich bis zur Küste durchschlagen, da sie dort auf Rettung hoffen. Auf dem Weg dorthin müssen sie sich mit bewaffneten Gruppen, die auf Kannibalismus umgestiegen sind, Hungernot und Krankheiten auseinandersetzen...

Was "The Road" sehr gut hinkriegt, ist die optische Brillanz, mit welcher die nicht näher definierte Katastrophe (der Vater spricht von einem Lichtblitz, was einen atomaren Einschlag wahrscheinlich macht) auf die Bildschirme gebracht wird. Anstatt wie in den modernen Blockbustern die Hoffnungslosigkeit durch zerstörte Weltbilder, wie eine in Stücken liegende Freiheitsstatue, zu definieren, dienen hier karge Landstriche, in welchen ansonsten die Natur blüht, als Handlungsort. Keine zwitschernden Vögel, keine Blätter an den Bäumen, ein dunkelgrauer Nebel hängt über der Welt und dies sorgt für eine intensive Atmosphäre. Mit der Zeit wirken die ständig gleichen Landstriche und Straßen zwar ein wenig monoton, aber sie verfehlen ihre Wirkung nicht und sorgen ab und an für ein schwummriges Gefühl. Auch die Schauspieler machen ihre Sache gut, Viggo Mortensen hält sich wie gewohnt angenehm zurück und wirkt gerade durch seine Ruhe, der plötzliche Hektik folgt, sehr gut. Sein Filmsohn Kodi Smit-McPhee steht dem in fast nichts nach und agiert sehr gut mit Mortensen zusammen, weiß gerade in dem emotional stilleren Momenten zu gefallen. In kleinen Rollen sind große Namen wie Robert Duvall und Guy Pearce zu sehen, doch das größte Lob unter den Nebendarstellern gilt Charlize Theron, die in dem interessantesten und packendsten Handlungsstrang, der in Rückblenden die Anfangszeit der sterbenden Welt und der auseinanderdriftenden Familie erzählt, vollkommen aufblüht. Probleme macht "The Road" jedoch erst im kommenden Verlauf, wenn sich nach der ersten halben Stunde herauskristallisiert, dass der Film kaum einer klaren Geschichte verfolgt und sich anstattdessen voll und ganz auf die Beziehung zwischen Vater und Sohn konzentriert. Leider haben genau diese Szenen nicht genügend emotionalen Ballast zu bieten, die Rückschläge und Vergangenheiten werden durch schwere, aber nicht ausreichend tiefgründige Worte behauptet, der Zuschauer bleibt den Figuren fern und da wir auch wenig über sie erfahren, will man später nicht wirklich mit ihnen mitfiebern, da können Mortensen und Smit-McPhee noch so starke Leistungen an den Tag legen. Die emotionale Sterilität und die langsam verlaufende, immer wieder unter dem Deckmantel der Charaktere verschwindende Geschichte sorgen dann besonders in der zweiten Hälfte für einige Längen, bis zum vorhersehbaren und daher wenig Eindruck hinterlassenden Ende. Das ist schade, da die Story mehr hergegeben hätte, man muss jedoch auch zugeben, dass es schwierig ist, mit dieser Konzentration auf die Familie ein wirklich emotional funktionierendes Gerüst zu erschaffen, ohne, dass dies gewollt oder dick aufgetragen wirkt. Letztendlich ist "The Road" dann leider nur ein mittelmäßiger Film mit einer starken Atmosphäre und guten Schauspielern, aber einer zu langatmigen Geschichte und zu wenig emotionalem Ballast.

Note: 3-



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