Na, aber hallo, es geht doch! Wer meinen Blog aufmerksamer verfolgt, wird bemerkt haben, dass ich wirklich kein Fan von Ryan Gosling bin. Die Lobesstürme, die er immer wieder abbekommt, sobald er einen neuen Film in der Pipeline hat, sind mir stets unverständlich, seiner Performances empfand ich immer als zu weich, zu glatt, zu flach. Hier hat er aber mal gezeigt, dass er etwas kann, dass er auch ein paar mehr Gesichtsausdrücke auf Lager hat und verschiedene Emotionen stark abdecken kann... und als wäre das nicht genug, wartet "Crazy, Stupid, Love" daneben noch mit einigen weiteren Stars in Top-Form auf.
CRAZY, STUPID, LOVE.
Für Cal Weaver (Steve Carell) bricht eine Welt zusammen, als sich seine langjährige Ehefrau Emily (Julianne Moore) von ihm scheiden lassen will. Cal muss von ihr und seinen beiden Kindern Robbie (Jonah Bobo) und Molly (Jamie King) wegziehen und führt ein trostloses Leben, bis er eines Abends, als er mal wieder seine Trauer mit Alkohol an einer Bar ertränkt, auf den Lebemann Jacob Palmer (Ryan Gosling) trifft. Dieser will Cal helfen, endlich andere Frauen kennenzulernen, sich freizumachen und weist ihn in seine eigenen Tricks ein... angefangen mit einer optischen Runderneuerung. Doch auch Jacob selbst stößt schon bald auf ein kleines Problem, als er ganz ungewohnt mit der frechen Hannah (Emma Stone) auf eine Frau trifft, welche auf seine charmanten Touren nicht anspringen möchte.
Ja, das ist schon eine verflixt starke Besetzung, die man für diese romantische Komödie zusammentrommeln konnte und welche der größte von vielen Pluspunkten dieses wirklich schönen Films ist. Sämtliche namhaften Darsteller spielen in absoluter Bestform, wobei einzig Julianne Moore, in einer zwar rührenden, aber unter ihren Möglichkeiten bleibenden Performance etwas zurückbleibt. Ansonsten haben wir hier einen Steve Carell, der sowohl die komödiantischen als auch die dramatischen Töne perfekt auslotet, einen verflixt charmanten und endlich mal richtig aus sich rauskommenden Ryan Gosling, eine wie gewohnt herrlich kesse Emma Stone, die ihre ironischen Floskeln wie ein Feuerwerk raushaut und dabei mehrfach an Ellen Pages meisterhafte Darstellung als "Juno" erinnert, ein wunderbar schmieriger Kevin Bacon, eine grandios abgedrehte Marisa Tomei... und auch die Jungdarsteller sind mit eher kleineren Namen perfekt besetzt. Abgesehen davon wartet "Crazy, Stupid, Love" aber auch noch mit einigen richtig guten Geschichten auf. Die Klischees, welche uns heutige RomComs in der immer gleichen Form auftischen, werden hier so spielerisch behandelt und teilweise gebrochen, dass es nur so eine Freude ist. Viele Lacher gehen natürlich auf das Konto von Carrell, doch man sollte hier auch die Drehbuchautoren loben, die einige der gepfeffersten und treffsichersten Dialoge in einer Komödie in den letzten Jahren zusammengeschrieben haben und dann auch noch das Glück haben, dass die Schauspieler mit diesen so raffiniert und gekonnt umgehen, dass der Zuschauer das Maximum an Spaß mitnehmen kann. Auch der oftmals etwas schwer zu händelnde Mix zwischen lockerer Komödie und tiefsinnigem Drama funktioniert... beiden Genres wird hier ähnlich viel Zeit gewidmet und trotz der ein oder anderen etwas kruden Nebenhandlung werden die Charaktere nie verraten, man nimmt sie ernst und beleuchtet ihre Gefühlslagen neu, was jede Situation wieder auf seine Art verständlich und echt macht. Hier werden keine Gags billig gekauft, indem man die Glaubwürdigkeit der Figuren opfert, nein, die Lacher leben durch sie und nicht wegen ihnen. Eine Mischung, die viele Komödien der heutigen Zeit nicht mehr hinbekommen und von daher viele Rohrkrepierer landen. Hier macht das Ganze dann aber ebenso viel Spaß sowie es auch berührt und genau das sollte doch das Ziel jeder RomCom sein. Gut, auf den abschließenden, ziemlich kitschigen Schlussmonolog hätte man vielleicht verzichten oder ihn zumindest in einem anderen Setting unterbringen können, hier wirkte er reichlich unpassend... aber er war dann dennoch irgendwie, trotz Skurillitäten, schön. Und das gilt dann auch für den Film als Ganzes: Skurill, aber liebenswert und schön. Einzig einige Kürzungen wären schön gewesen, denn während den fast zwei Stunden müssen wir uns auf dem Weg hin zur großen Gefühlsschlacht durch einige Längen quälen, ein Ding, was irgendwie die Schwachstelle des Genres ist und die Kurzweiligkeit bisweilen zerstört.
Note: 2-
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