Joseph Gordon-Levitt hat eine Karriere wie aus dem Bilderbuch vorzuweisen. Begonnen als eines der ersten Opfer von Michael Myers in "Halloween H20" gelang ihm 2010 mit dem Sci-Fi-Meisterwerk "Inception" endgültig der Durchbruch, es folgten starke Leistungen in Blockbustern wie "The Dark Knight Rises", "Lincoln" und "Sin City 2". Heute ist Gordon-Levitt einer der meist gefragtesten Darsteller überhaupt und sein Ende des Jahres startender Film "The Walk" darf sich vielleicht sogar Oscar-Chancen ausrechnen...
LOOPER
Im Jahr 2044 wurden Zeitreisen noch nicht erfunden, in dreißig Jahren werden sie es jedoch sein und stehen unter schwerer Strafe. Joseph Simmons (Joseph Gordon-Levitt) ist ein "Looper", er sorgt dafür, dass ehemalige Zeitreisende erledigt werden. Ein Rein-Raus-Job, die Fieslinge aus der Zukunft schicken das Opfer in die Vergangenheit, wo Joseph und seine Kollegen ohne Zögern schießen. Doch eines Tages hat Joseph sich selbst vor der Flinte, dreißig Jahre älter (Bruce Willis). Ein kleines Zögern und sein älteres Ich ist verschwunden. Nun wird Simmons gejagt und versucht dabei selbst, sein dreißig Jahre älteres Ich zu schnappen, der jedoch wegen einer speziellen Mission in die Vergangenheit gereist ist...
Das ist wirklich nur eine ganz grobe Umzeichnung der Handlung von "Looper", denn dahinter verbirgt sich noch viel mehr. Mehr möchte man allerdings kaum verraten, denn herauszufinden, was hier noch wirklich gespielt wird und wie der Film seine Geschichte weiter ausbaut, das macht schon jede Menge Spaß. Der Film lässt sich nicht hetzen und stellt seine Story und seine Charaktere ganz klar vor Action-Exzesse. Anders, als es der Trailer suggeriert, ist "Looper" größtenteils ein relativ ruhiger Film mit nur wenigen Actionszenen. Dafür hat es die Geschichte aber in sich, Die Charaktere werden nicht unnötig sympathisiert, im Grunde sind die meisten von ihnen ziemliche Arschlöcher, die Dinge tun, die schrecklich sind. Dennoch können wir ein gewisses Verständnis dafür aufbringen und dies ist der Geschichte zu schulden, die immer neue Wagnisse eingeht. Auch wenn die meisten der vielen Wendungen nicht allzu überraschend passieren, so wird die Story in immer neue, interessante Gefilde gebracht, steht nie auf der Stelle und entwickelt sein Konstrukt in eine sehr clevere Richtung. Schön, dass auch größtenteils auf Action-Klischees verzichtet wurde. Bis auf wenige Ausnahmen (z.B. das Ausgehen einer Überwachungskamera, wenn sich der Eindringling bedrohlich nähert) wird hier gegen den Mainstream gearbeitet, es werden auch mal ungewöhnliche Kameraperspektiven eingenommen und der Leichenanteil fällt nicht gerade niedrig aus. Ganz besonders heftig ist dann der letztendliche Grund, wieso der ältere Joseph Simmons in die Vergangenheit zurückgekehrt... sein Anker und die Taten, die er deswegen vorhat, lassen schaudern und entfernen sich so klar vom glattgebügelten Hollywood. Sehr schön ist auch der Inszenierungsstil des Films. Obwohl die Geschichte in der Zukunft spielt, hält man sich mit optischen Gimmicks zurück und für eine Weile könnte man glatt vergessen, dass diese nicht in unserer Zeit verankert ist, würden nicht ab und an mal kurz futuristische Waffen oder fliegende Bikes durchs Bild huschen. Ansonsten ist "Looper" erfrischend dreckig, todernst und ziemlich eigen. So turnen auch die namhaften Schauspieler herum, während Bruce Willis endlich mal wieder etwas mehr Tiefe in seine grummeligen Blicke legt und mehr gefordert wird als in seinen anderen Action-Exzessen, überzeugt auch Joseph Gordon-Levitt mit einer starken, nuancierten Performance. An die Wand gespielt werden beide dann nochmal von Emily Blunt als liebende Mutter mit einem Hang zu Gewehren und (ganz besonders) ihrem Filmsohn Pierce Gagnon, der hier so furchteinflößend und intensiv agiert, dass man immer wieder Gänsehaut bekommt. Jeff Daniels reicht eine Routine-Leistung mit einigen coolen Sprüchen, während der Auftritt von Paul Dano leider sehr knapp ausfällt. Kritik muss auch noch ein wenig erlaubt sein, denn "Looper" reagiert auf die Zeitreise-Thematik zwar äußerst cool, wenn er etliche Fragen wegwinkt, aber einige große Löcher kann er nicht übertünchen. Man denkt dann schon gerne mal darüber nach, ob dies besonders nach dem Finale so alles sein könnte und sein sollte, einen Sinn ergibt es in Sachen Dramatik, aber nicht unbedingt im Storyverlauf. Das schmälert die ehrliche Begeisterung etwas, ebenso wie ein zwar intensives, aber zu flott abgehandeltes Ende, aber es macht nicht viel: "Looper" ist ein hochspannender, außerordentlich gut inszenierter, sich dem Mainstream verweigernder Thriller mit viel Ruhe und einer starken Geschichte. Die Logiklöcher stören da nur wenig.
Note: 2
Kommentare
Kommentar veröffentlichen