1995 begeisterte ein BBC-Drama die Filmliebhaber. Eine Verfilmung des berühmten Romans "Stolz und Vorurteil", mit einem anscheinend brillanten Colin Firth in der Hauptrolle, war lange Thema... und das 2005 eine weitere Verfilmung fürs Kino kommen sollte, unter der Regie von Joe Wright, wurde dann zweifelnd aufgenommen. Was hatte man dem Stoff denn noch neues hinzufügen? Wright gibt die Antwort: Nicht viel, nur in Sachen Optik und Ausstattung wird beeindruckend einiges draufgesetzt.
STOLZ UND VORURTEIL
Die Bennet-Schwestern sind in Aufruhr: Der charmante Mr. Charles Bingley (Simon Woods) hat sein Kommen zum englischen Hertfordshire angekündigt und Mrs. Bennet (Brenda Blethyn) ist überzeugt, eine ihrer fünf Töchter mit dem Edelmann verheiraten zu können. Dies gelingt ihr mit der Ältesten, Jane (Rosamund Pike). Die Zweitälteste, Elizabeth (Keira Knightley), lernt indes den unfreundlichen Schnösel Mr. Darcy (Matthew MacFadyen) kennen, einen Freund Bingleys. Was sich nun zwischen diesen Menschen anbahnt, ist eine Verzwickung aus Betrug, Unhöflichkeit, Liebe und Missverständnissen, welche ihre Familien in Aufregung versetzen...
Nun ja, so richtig wusste Joe Wright wohl nicht, wie er dieser oft erzählten Geschichte noch etwas richtig Neues abgewinnen kann. Die Handlung dürfte weitreichend bekannt sein und Wright fügt dieser einzig in Sachen Optik einige neue Stauner hinzu... grandios ist dabei beispielsweise die herrlich freie Kamera, die gerade in einer beeindruckenden Ballszene immer wieder durch das ganze Haus schwirrt und uns dabei immer wieder neue, kleine Szenen präsentiert. Ansonsten steht "Stolz und Vorurteil" allerdings zwischen allen Stühlen. Diejenigen, welche die klassische Geschichte bereits kennen, die dürfte hier wenig überraschen, da die Handlung doch reichlich bieder vorgetragen wird und Mut zu Änderungen kaum vorhanden sind... wenn man mal von etlichen Kürzungen absieht, damit man irgendwie die Zwei-Stunden-Marke kaum überschreitet. Wer jedoch noch nicht mit Darcy, den Bennets und Co. in Berührung gekommen ist, der findet hier ein unterhaltsames, aber auf Dauer doch recht eintöniges Spiel, welches nach einer Weile mit etlichen Hin und Hers, immer neuen Eskapaden, Konflikten und Verbeugungen, Beleidigungen und schockierenden Neuigkeiten dann doch ermüdet. So zusammengekürzt wirkt die Geschichte dann mit ihren vielen Figuren einigermaßen überladen und eine gewisse Tiefe kommt dabei nicht rum, da viele Handlungsstränge nicht angemessen auserzählt werden können... die Versöhnung nach einem extremen Streit kommt dabei immer wieder aus dem Nichts und als Zuschauer wird man da immer wieder im Regen stehen gelassen. Was nun genau der Grund für all die Aufregung war, ist am Ende gar nicht mal so wichtig, da auch die Charaktere selbst immer wieder darüber hinweggehen. Inkonsequent nennt man dies, aber diese Mankos liegen ja bereits in der Story begründet, der Film an sich kann also wenig dafür. Ansonsten macht Wright, hat man sich damit abgefunden, dass er kaum neue Impulse findet, aber ziemlich viel richtig mit "Stolz und Vorurteil". Der Hinblick auf eine besonders humorvolle Komponente, in welcher es auch viel zu lachen gibt, ist lobenswert und nimmt den in seinem steifen Genre "Kostümfilm" angesiedeltem Streifen doch einiges an Härte und Strenge. Hier steht der Unterhaltungsfaktor im Vordergrund, was sich mit den wunderbar komponierten Bildern und einem tollen Soundtrack verbindet. Zwei Stunden lang hält dies nicht bei der Stange, doch immer wieder ist man faszniniert, wie Wright gewisse Szenen aufbaut und sie mit Wortwitz versieht. Die Dialoge sind scharf und Wright findet genau den richtigen Ton. Dies ist auch den Schauspielern zu verdanken, die besonders in Nebenrollen aufblühen. Hervorheben muss man dabei den großen Donald Sutherland, eine wunderbare Rosamund Pike, eine herrlich hektische Brenda Blethyn und einen unglaublich komischen Tom Hollander, der sich zwar oft steif und unfreiwillig witzig gibt, hier jedoch einen Höhepunkt erreicht... in positiver Hinsicht! Zurück bleiben aber ausgerechnet Keira Knightley und Matthew Macfadyen in den Hauptrollen, die sich zwar redlich mühen, in Sachen Charme und Ausdruck aber nicht mit dem restlichen Cast mithalten können. Insgesamt langweilt "Stolz und Vorurteil" also nicht und gerät auch sehr unterhaltsam, etwas Neues fügt er dem Genre aber sicher nicht hinzu. Fans von Joe Wright und seinen Arbeiten sind hier aber sicher gut aufgehoben.
Note: 3
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