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Der Manchurian Kandidat

Politthriller waren noch nie wirklich meine Sache. Sicherlich gibt es sehr gute Werke in diesem Genre, ich habe mich jedoch selten durch all die Wirrungen und bedeutungsschwangeren Texte hindurchkämpfen wollen, um am Ende herauszufinden, wer jetzt der Buhmann ist. "Der Manchurian Kandidat" aus dem Jahr 2004 macht dies alles noch schlimmer, würzt er die politische Trockenheit doch noch mit einer Story, die so langsam und dabei vorhersehbar erzählt ist, dass es einen graust.

DER MANCHURIAN KANDIDAT


Seit Sergeant Ben Marco (Denzel Washington) aus einem Einsatz im Golfkrieg zurückgekehrt ist, wo er verletzt und er und sein Trupp von Soldat Raymond Shaw (Liev Schreiber) gerettet wurden, plagen ihn seltsame Träume rund um die Erlebnisse, die jedoch nicht mit den wahren Ereignissen zusammenkommen. Während Shaw mit der Hilfe seiner Mutter, der Senatorin Eleanore Shaw (Meryl Streep) als Vizepräsident der Vereinigten Staaten kandidiert, forscht Marco näher nach und stößt schließlich auf ein schreckliches Geheimnis...

"Der Manchurian Kandidat" hat so viele Fehler, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Ja, die Geschichte ist vorhersehbar und mit etlichen Längen erzählt, doch viele Filme des Genres haben da gerne mal ihre Probleme. Schwieriger ist es hier nun, dass die eigentliche Story nicht einmal ansatzweise interessant oder neu daherkommt und schlichtweg nur bereits sattsam bekannte Versatzstücke zusammenpuzzelt, um sie und als originell zu verkaufen. Da ist dann von geheimen Militäroperationen, Heldenmut, einem Verräter in den eigenen Reihen und natürlich schrecklichen Experimenten die Rede... doch all dies kennen wir schon. Was natürlich auch nicht so schlimm wäre, wenn dies wenigstens spannend erzählt würde, da jedoch jeder halbwegs versierte Filmkenner den Braten schon von Anfang an riechen wird und es dem Film schlichtweg durchgehend an Tempo mangelt, haben wir angesichts dessen zwei Stunden gepflegter Langeweile vor uns und nichts kann uns davor bewahren. Der Film ist bieder gefilmt, nichts ist hier mutig oder erfrischend, die Farben wirken matt, die Dialoge sind zahm, die Kameraarbeit nicht mehr als durchschnittlicher Standard. Die musikalische Untermalung ist so 08/15, dass ich sie schon zwei Minuten nach dem Durchlaufen des Abspanns vergessen hatte, das generelle Skript schafft es nicht, die einzelnen Handlungsstränge zufriedenstellend zu einem Ganzen zu verbinden und da die Autoren dies anscheinend irgendwann selbst bemerkt haben, fangen sie einfach ab der Halbzeit an, blind irgendwelche tragenden Figuren aus der Handlung zu merzen. Dies sorgt aber nicht für Spannung, sondern ist nur der gescheiterte Versuch, eine Handlung zu übertünchen, die so gar nicht aus den Puschen kommt. Sehr dialoglastig, allerdings in Gesprächen, die so oberflächlich sind und sich viel zu sehr im Kreis drehen, habe ich sogar Action vermisst, wobei ich sonst stets der Meinung bin, dass zu viel Krachbumm einen leisen Thriller kaputtmacht. Hier ist das genaue Gegenteil der Fall. Am Ende stellt sich dann nur noch die Frage, wieso sich so viele Stars zu diesem Debakel haben hinreißen lassen. Damals unbekanntere, heute gefragte Gesichter wie Ted Levine, Vera Farmiga und Anthony Mackie versauern in nichtssagenden Nebenrollen, während sogar Stars wie Jon Voight und Meryl Streep kaum eine Gelegenheit erhalten, aus sich herauszukommen. Denzel Washington spielt nicht schlecht, kann aber auch nicht gegen das marode Skript ankämpfen und Liev Schreiber gibt eine gewohnt sterile, unauffällige Performance. Ein nicht nur schwacher, sondern schlichtweg schlechter Thriller, welcher seine Handlung aufbläst und den Zuschauer angesichts der erschreckenden Vorhersehbarkeit für dümmer hält, als er sein sollte.

Note: 5-


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