George Clooney hat eine Karriere hinter sich, die man nur als beachtlich betiteln kann. Einst aus dem unspektakulären Fernsehen abgekauft, in welchem er jahrelang in der Ärzteserie "Emergency Room" die Hauptrolle bekleidete, wurde er dann in verschiedenen Blockbustern groß, bis er sich schließlich beinahe ausschließlich dem Independent-Fach zuschrieb... und dafür alle paar Jahre mal für einen Oscar nominiert wird. Diesem Lauf folgte er auch mit "The Descendants" von Regisseur Alexander Payne und zeigt wieder, wie er sämtliche Nuancen ausspielen kann.
THE DESCENDANTS
Matthew King (George Clooney) lebt auf Hawaii, ist aber weit entfernt davon, ein erfreuliches Leben zu führen. Vor einigen Wochen fiel seine Frau Elizabeth (Patricia Hastie) nach einem Bootsunfall ins Koma und nun muss sich Matthew allein um seine beiden Töchter Scottie (Amara Miller) und Alexandra (Shailene Woodley) kümmern. Als er dann auch noch erfährt, dass seine Frau vor dem Unfall eine ernsthafte Beziehung zu einem Mann namens Brian Speer (Matthew Lillard) führte, droht Matthews Leben komplett aus den Fugen zu geraten...
"The Descendants" ist ein sehr ruhiger Film. Selbst die erschütternden Konflikte, welche von einer beachtlichen Bandbreite sind, werden sehr still geführt. Regisseur Alexander Payne gelingt dabei eine perfekte Symbiose aus sensibler Tragik und einfühlsamen Humor, wobei Tränendrüsen-Momente und leise Lacher sehr nahe beieinander liegen... wie im echten Leben. Es gelingt Payne, sehr menschliche Figuren zu erzeugen, die wie aus dem echten Leben erstellt wirken. Keinerlei Schubladen-Charaktere, sondern sehr tiefgründige, echte Menschen. Das beste Beispiel ist dabei Sid, der feste Freund der älteren Tochter Alexandra, welcher erst einmal wie der nervige Sidekick von nebenan wirkt, mit fortschreitender Laufzeit aber ohne gestellte Plottwists zu einem sehr verständnisvollen, interessanten, vielschichtigen Charakter wird. Dies gilt hier aber auch für alle Figuren, denn keiner von ihnen bleibt an der Oberfläche haften... Scottie ist weit mehr als die verstörte, kleine Tochter, Alexandra offenbart schon früh, neben ihrer Härte, einige sehr sensible Seiten und auch Matthew King als überforderter Familienvater, der sein ganzes Leben umkrempeln muss, zeigt in Facetten, dass es mehr als pure Rachsucht ist, die ihn antreibt. Diesen Figuren zuzuschauen, wie sie versuchen, vor dem Tod von Elizabeth alles auf die Reihe zu kriegen und auch selbst mit den Ereignissen, die nun auf sie hereinprasseln, abzuschließen, ist eine wahre Freude, bei welcher sich viele herzerwärmende Momente ergeben, die zum Glück nie in Kitsch abdriften. So verhält es sich auch mit der Optik... der Spielort Hawaii hätte locker für einige sehr opulente, farbenfrohe Darstellungen hinzugezogen werden können, doch auch hier bleibt man mit aufziehenden Regenwolken und tristen Farben erfreulich nahe an der Realität und zeigt, dass auch an einem Ort, den Menschen von außerhalb als so schön und erholsam ansehen, nicht alles glänzt. Auch hier gibt es Schmerz, Trauer, Wut und Finsternis, so wie bei allen Menschen. Ein wenig sauer kann dabei aufstoßen, dass sich der ein oder andere Konflikt etwas schnell in Wohlgefallen auflöst und man auch immer wieder auf die entwaffnende Emotionalität des Okulele-lastigen Soundtracks setzt, anstatt einige intensive Worte fallen zu lassen. Doch neben der wirklich schönen Geschichte, wunderbarem Humor und den fantastischen Darstellern (neben einem großartigen, nuancierten George Clooney überzeugen besonders Shailene Woodley und Amara Miller als toughe, aber schwer mitgenommene Töchter) sind das dann doch nur Kinkerlitzchen. Am Ende fühlen wir uns bewegt und irgendwie auch erfüllt, weil Payne genau die richtige Symbiose trifft, um das Leben zu beschreiben. Es ist oft sehr düster, aber da kommt man durch. Man muss einfach. Payne hat das verstanden und der Film bringt dies gut rüber.
Note: 2-
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