Im Jahr 2000 hatte "X-Men" gezeigt, dass Comics auf der großen Leinwand funktionieren, in Abständen von wenigen Jahren folgten "Spider-Man" und "Batman Begins", allesamt kommerziell erfolgreich und von Kritikern gelobt. "Fantastic Four" stand 2005 im Schatten dieser Riesen und wurde in den Reviews auch ziemlich runtergemacht, was letztendlich zu einer Einstellung der Reihe nach zwei Teilen führte. Ich frage mich: Wieso? Denn auch wenn die Abenteuer der Fantastischen Vier nicht mit den Meisterwerken von Nolan und Raimi mithalten können, so ist zumindest der erste Teil wirklich nette Unterhaltung.
FANTASTIC FOUR
Für ein Experiment begeben sich der Wissenschaftler Reed Richards (Ioan Gruffudd), sein Kollege und bester Freund Ben Grimm (Michael Chiklis), Reeds Ex-Freundin Susan Storm (Jessica Alba), deren neuer Freund, der Multimillionär Victor van Doom (Julian McMahon) und Susans jüngerer, sprücheklopfender Bruder Johnny (Chris Evans) in den Weltraum. Doch dort kommt es zu einem Zwischenfall, als die fünf mit einer bislang unbekannten Materie in Kontakt kommen. Zurück auf der Erde bemerken alle an sich seltsame Kräfte. Während Johnny damit sofort an die Öffentlichkeit geht, wollen Ben, Susan und Reed abwarten, bis alles vorbei ist und nach einem Gegenmittel forschen. Victor selbst hat inzwischen eigene, düsterere Pläne...
Regisseur Tim Story entwickelt "Fantastic Four" entgegen vielen anderen Comicverfilmungen, welche ja mit der Zeit immer düsterer und finsterer wurden, sehr bunt und knallig. Grelle Farben, viele Gimmicks, ständige coole Sprüche. Fans gingen auf die Barrikaden, aber dem konnte ich mich entziehen, denn da ich die vorliegenden Comics nicht kenne, musste ich keinen Vergleich erstellen und konnte mir den Film ohne irgendwelche Vorkenntnisse ansehen. Und naja, ich hatte meinen Spaß. Natürlich wird uns hier keine einfallsreiche Geschichte präsentiert, im Grunde ist die Story so mickrig und geradlinig, dass sie wohl nur gerade so als Gerüst für einen abendfüllenden Film funktioniert. Die Beziehungen der Figuren untereinander stammen ebenso aus dem Baukasten wie sie auch sehr klischeelastig angelegt sind, was gerade in den "ernsteren" Dialogsequenzen für manches unfreiwilliges Gelächter sorgen wird. Und auch die Action-Armut macht sich bemerkbar, denn bis auf eine starke und grandios getimte Szene auf einer Brücke, in welcher die Fantastic Four zum ersten Mal ihre Kräfte in voller Größe präsentieren und einem netten, aber keinesfalls erinnerungswürdigen Finale bleibt hier zumeist ein Stein auf dem anderen. Lange sind die vier Helden in einem Gebäude quasi eingesperrt, abgeschirmt vor der Öffentlichkeit, und da die Story nicht so viel zu erzählen hat, dass man diese lange Ruhepause zwischen den beiden zentralen Actionszenen füllen könnte, wird es dann ab und an doch etwas langwierig. Aber niemals langweilig, denn in Sachen Humor hat man hier das richtige Händchen bewiesen. Wo "Fantastic Four" in den wenigen emotionalen Grundpfeilern steif, unglaubwürdig und oftmals gar doof wirkt, da zünden die Lacher an anderen Stellen immer wieder. Perfekt ausgearbeitet sind hier die beiden Streithähne Ben "Das Ding" Grimm und Johnny "Die Fackel" Storm, welche sich immer wieder in den Haaren liegen, sowohl mit Fäusten, Kräften als auch (was mit Abstand erstaunlicherweise am amüsantesten ist) mit Worten. Chris Evans ist die Idealbesetzung als Johnny Storm und haut einen trockenen Spruch nach dem anderen aus. Und auch wenn ganz klar ist, dass Story hier nur auf kleine Lacher abzielt, es funktioniert und macht aus "Fantastic Four" mit seinem harmlosen, aber wirklich spaßigen Humor eine ziemliche Freude. Wir reden hier immerhin von menschlichen Fackeln und einer unsichtbaren Frau, da kann man doch einfach mal den Ernst rausnehmen und die ganze Sache mit einer ordentlichen Portion Witz würzen... und die Gags zünden dabei auch immer wieder deswegen, weil sie klassisch und gut getimt sind. Während die miesen Effekte in den raren Actionszenen also nicht überzeugen, macht es hier der Humor und macht aus "Fantastic Four" trotz ein paar Längen, drei von fünf nicht überzeugenden Hauptdarstellern (Alba ist blass, Gruffudd schwach, McMahon langweilig, während Evans und Chiklis sehr überzeugen) und einer schwachen Technik einen kurzweiligen, launigen Blockbuster, der sicherlich insgesamt nicht das Zeug zum Franchise gehabt hätte, hier aber immerhin solides abliefert.
Note: 3
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