Direkt zum Hauptbereich

Sherlock - Die erste Staffel

Sherlock Holmes mit einer Neuauflage zu besehen, war dank der Kinoadaptionen von 2009 und 2011 kommerziell zwar eine gute, aber kreativ keine wirklich gute Idee, da beide Filme von Regisseur Guy Ritchie kaum überzeugen konnten. Erstaunlich, dass das Material also nicht sofort wieder vom Markt genommen, sondern wenig später in erneuerter Form zurückkehrte... diesmal als TV-Serie, da hierbei die Qualität mittlerweile meist deutlich besser als in vergleichbaren Kino-Produktionen. Der Clou dahinter: Sherlock Holmes kehrt ins 21. Jahrhundert ein und löst knifflige Fälle nicht mehr nur mit seinem Verstand, sondern auch mit der modernen Technik.

SHERLOCK - STAFFEL 1


John Watson (Martin Freeman) hat im Krieg gedient und lange als Arzt gearbeitet, als er in London auf den seltsamen, aber hochgradig intelligenten Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch) trifft, mit dem er gemeinsam eine Wohnung bezieht, um Geld zu sparen. Schnell merkt Watson, dass Holmes wegen seiner gigantischen Intelligenz und der Fähigkeit, Zusammenhänge so rasch zu erkennen, dass kaum einer den Verbindungen folgen kann, in verschiedene Fälle der Polizei hinzugezogen wird. Watson möchte damit erst nichts zu tun haben, doch schon bald ist er so angefixt von den Abenteuern, in welche sich Holmes todes- und wagemutig immer wieder stürzt, dass er ihn begleitet und zu seinem Assistenten wird...

Die erste Frage, die sich hierbei stellt, ist natürlich: Wie kann der Mythos Holmes ins 21. Jahrhundert übertragen werden und war das überhaupt eine gute Idee? Kurz: Gut und ja. Holmes und Watson funktionieren auch in unserer heutigen Zeit mit Smartphones, Laptops und Fernsehern, allerdings dürften Fans der Geschichten dem mehr Bedeutung widmen... ich persönlich kenne bislang nur die misslungenen Neuverfilmungen von Guy Ritchie und kann daher kaum einen Vergleich ziehen. Problematisch war für mich immer die Handlung der Serie als Krimi. Ich bin einfach kein Krimi-Fan, habe mir noch nie einen Tatort oder ähnliches angesehen und kann einer Serie, die einfach immer einen neuen Fall aufbietet, in Sachen Story aber so gar keinen Bogen hat, nichts abgewinnen. "Sherlock" macht dies augenscheinlich besser, zwar wird auch hier in jeder Folge ein neuer Fall aufgerollt, dennoch stehen diese mindestens leicht miteinander in Verbindung, zudem spielen auch die Beziehungen der wiederkehrenden Charaktere eine Rolle, denn diese entwickeln sich immer weiter. So konnte ich das "Krimi"-Gefühl zwar nicht immer abstellen und hätte auch etwas mehr Spannung erwartet, aber ich habe mich gut unterhalten. Dass die Serie streng genommen gar keine Serie ist, sondern diese Staffel mit nur drei Folgen, die jedoch allesamt in Spielfilmlänge ablaufen, quasi drei Filme bietet, die aufeinander aufbauen, ist ein weiterer Clou, der zwar für ein paar Längen, aber auch ein rundes Gefühl sorgt. Klingt ebenso schräg wie gut soweit, dennoch hatte ich mit diesen drei "Fällen" auch ein paar Problemchen. So ging mir Sherlock Holmes selbst, obwohl von Benedict Cumberbatch grandios gespielt, schnell auf die Nerven und ich konnte keinerlei Verbindung zu ihm aufbauen. Ein Mann, der irgendwie immer alles weiß und nur sehr selten mal überrascht wird, bei dem man weiß, dass er sich auch aus den aussichtslosesten Situationen irgendwie noch hinausmanövrieren wird... da fehlte das Herz und richtig mitfiebern wollte ich auch nicht, da Holmes dann doch immer noch gut bei wegkommt. Sympathischer fand ich da Martin Freeman's wunderbare Darstellung eines leicht überforderten, aber immer mehr auftauenden Watson, der besser als Identifikationsfigur funktioniert. Sicherlich soll dies aber auch so sein und Holmes' egoistisches Wesen dann eben so fernab jeglicher Empathie sein, dass man sich auch als Zuschauer ebenso wie seine Kollegen fühlt: Übergangen, zurückgelassen, verarscht. Das löst dann nie ein wirklich schönes Gefühl beim Zuschauen los, trotz wirklich brillantem Wortwitz, einer schönen Inszenierung und an sich interessanten Kriminalfällen. Ein wenig mutlos und etwas zu vorhersehbar ist das Ganze dann aber doch, was man besonders in Episode 2 merkt, die merklich schwächer und verschwurbelter ist als Nummer 1 und 3. Ganz begeistert bin ich also nicht, werde aber dran bleiben, denn die Staffel endet auf ihrem Höhepunkt und ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Note: 3


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid