Es gehört ja mittlerweile zur Filmgeschichte, Märchenklassiker neu zu verfilmen, gerade die Geschichten der Gebrüder Grimm müssen dafür immer wieder herhalten. Selten gehen solche Verfilmungen wirklich gut, weder "Maleficent" noch "Snowwhite and the Huntsman" oder der alberne "Spieglein, Spieglein" wussten zu überzeugen und die ersten Bilder zu dem Trash-Horror "Hänsel & Gretel" wirkten auch nicht wirklich gut. Im Grunde bekommt man dann auch genau den Film, den man erwartet hat: Blutig, ironisch und ziemlich blöde. Ein seltsamer Mischmasch, der immer wieder für unfreiwillige Lacher sorgt.
HÄNSEL & GRETEL: HEXENJÄGER
Nachdem Hänsel (Jeremy Renner) und seine Schwester Gretel (Gemma Arterton), von ihren Eltern im Wald augesetzt, von einer Hexe gefangen, dieser jedoch entkommen und diese dabei in ihrem eigenen Ofen verbrennen konnten, haben die beiden ihr Talent als Hexenjäger zum Beruf gemacht. Sie werden angeheuert, wenn es in einem Dorf ein Hexenproblem gibt und nehmen sich der Sache mit jeder Menge Gewalt und Cleverness an. Doch ihr neuester Auftrag verlangt ihnen alles ab: In dem kleinen Dorf Augsburg verschwinden immer mehr Kinder. Als Hänsel und Gretel die Sache untersuchen, treffen sie auf die schreckliche Hexe Muriel (Famke Janssen), welche eine große Versammlung aller Hexen plant, um zu neuen Kräften zu kommen...
Die Idee an sich ist gar nicht mal so blöde: Das altbekannte Märchen wird weitergedacht und die beiden Hauptakteure bekämpfen nun hauptberuflich fiese Hexen... da sollte doch unterhaltsamer Trash wirklich drin sein, besonders da mit Jeremy Renner, Gemma Arterton, Famke Janssen und Peter Stormare einige große Namen im Spiel sind, die einem solchen Film locker ihren Stempel aufdrücken können sollten. Und das ganze Spektakel beginnt auch wirklich vielversprechend. Die bekannte Märchenstory wird als Intro erzählt, anschließend eröffnet der Film seine Handlungen relativ interessant, mit gut eingesetztem Humor und einigen schönen Aufnahmen. Dass all dies eigentlich ziemlicher Mumpitz ist und bestimmt nicht ernst genommen werden soll, dürfte jedem Zuschauer spätestens bei dem Titel klar sein, dementsprechend kann man hier dann auch seine Freude haben, denn die erste Hälfte, in welcher Hänsel und Gretel in Augsburg recherchieren und auch schon mal die ersten Hexen jagen, machen jede Menge Laune. Leider verläuft sich "Hänsel & Gretel: Hexenjäger" schon bald in seiner eigenen Geschichte und verliert seinen Kurzweil. Der Mix aus teilweise sehr hartem Horror (Kinder erschießen ihre eigene Mutter beispielweise) beißt sich mit dem übertriebenem Trash voller schrecklicher Masken, Splatter-Effekte und cooler Sprüche, sodass all dies nie zu einer Einheit findet und man nie genau weiß, ob die Macher dies nun schrecklich ernst meinen oder einfach nur ein wenig herumblödeln. Ernst genommen haben sie dabei aber keinesfalls die technische Seite des Werks, denn bis auf einen soliden Soundtrack ist das hier alles ziemlich billig. Die Effekte sind teilweise mittelmäßig, meistens aber ziemlich mies, die Actionszenen nur selten wirklich spektakulär und gerade das Finale, in welcher die Helden gegen eine ganze Armada von fiesen Hexen antreten, ist so einfallslos und visuell schwach auf der Brust, dass man dem verschleuderten Potenzial wieder hinterherweint. Zudem feuern die Autoren in den ohnehin schon sehr knappen 87 Minuten noch mit einigen unnötigen Subplots heraus, sodass sogar diese kurze Laufzeit ab und an zu lang ist. Wo die Geschichte um ein schönes, fremdes Mädchen noch einigermaßen nett erzählt ist (wenn auch vorhersehbar), so ist der Subplot um einen freundlichen Troll so doof und schlichtweg unnötig, dass es schmerzt. Auch die Schauspieler haben wenig zu tun, was jedoch eher am halbgaren Skript als an ihrer Darstellung liegt, denn Jeremy Renner und Gemma Arterton besitzen immerhin genügend Präsenz, um zwischendurch immer mal wieder zu überzeugen. Für einen unterhaltsamen Trashfilm reicht das hier dann noch, doch die vollkommen blödsinnige Handlung, die viel zu ernst genommen wird und in welcher sich Hardcore-Horror mit spaßigem Trash beißt, macht dem immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Nach der ersten, gelungenen Hälfte kommt dann also leider nichts wirklich Gutes mehr.
Note: 4+
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