Direkt zum Hauptbereich

Bruce Allmächtig

Manche Schauspieler könnten so viel mehr aus ihrer Karriere machen... wenn sie nur mal die richtigen Angebote bekommen oder diese dann auch annehmen würden. Jim Carrey machte sich als Kasper und Grimassenmann vom Dienst einen großen Namen im Comedy-Business, zeigte aber immer mal wieder in grandiosen Dramen wie "Truman Show", dass er viel mehr kann. Meistens sehen wir jedoch noch immer als den hyperaktiven Clown, was ab und an witzig, schnell aber auch sehr ermüdend ist. Ich würde Carrey etwas erneutes, tiefgründiges mehr als wünschen, vorher müssen wir uns dann eben noch mit seinen Standard-Klamotten vergnügen...

BRUCE ALLMÄCHTIG


Bruce Nolan (Jim Carrey) ist ein Pechvogel, wie er im Buche steht. Vom Nachrichtensender abgesägt und seinem großen Karrieresprung beraubt, ständig in kleinere und größere Unfälle verwickelt... er vermutet bereits, dass eine höhere Macht ihn auf dem Kieker hat. Doch dann begegnet er tatsächlich dem leibhaftigen Gott (Morgan Freeman) in Menschengestalt und dieser macht ihm ein verlockendes Angebot: Für eine Woche soll Bruce alle Kräfte und Möglichkeiten Gottes besitzen und dann schauen, ob es ihm ein besseres Leben bringt. Bruce schlägt natürlich ein und auf einmal stehen ihm sämtliche Türen offen...

Wer wollte nicht schon immer mal all dies machen, was man sonst nicht kann? Einmal Gott spielen, um sein Leben wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Faszinierende Idee, bei der verwunderlich ist, dass sich Hollywood dieser nicht schon eher einmal angenommen hat. Leider wagt diese nette Komödie nichts über diesen Standard hinaus und spult seine Geschichte fix runter, ohne dabei etwaige, interessante Abzweigungen zu nehmen. Bruce erhält göttliche Power, was im ersten Drittel zu einigen wirklich sehr amüsanten Szenen führt, wenn dieser mal so richtig die Sau rauslässt, dabei die Tomatensuppe wie Moses das Meer teilt oder die Röcke von schönen Damen hochfliegen lässt. Nicht sonderlich einfallsreich, aber mit einer gewohnt überzogenen Darstellung von Jim Carrey ziemlich witzig und unterhaltsam. Dass dies an Geschichte aber nicht reicht, ist auch für einen lockeren Anderthalbstündler klar, also muss Bruce am Ende natürlich noch durch das ein oder andere große Dilemma und seine Lektion lernen. Heißt also bitterer Herzschmerz, heftige Entscheidungen und eine Wandlung... wer das nicht kommen sieht, hat wohl noch nie eine Komödie dieser Art gesehen. Das ist auch alles wirklich nicht schlecht gemacht, es schaut nur nie über den Tellerrand hinaus und liefert dann eigentlich auch nur Szenen, die man so oder so ähnlich erwartet hätte, ohne dass auch nur die kleinste Überraschung dabei ist. Immerhin hat Jim Carrey ordentlich viel Spaß, hier noch mal zügellos zu grimassieren, auch wenn dies auf Dauer etwas anstrengend wird und kleinere, feinere Botschaften von seinem Spiel immer wieder weggepoltert werden. Noch viel stärker ist Morgan Freeman als Ebenbild Gottes, der hier jedoch leider nur auf eine Handvoll Szenen kommt und nach der Einführung für lange Zeit verschwindet... schade, denn Freeman liefert hier wie gewohnt ganz starkes, minimalistisch geniales Schauspiel ab, wovon sich andere Mimen noch eine Scheibe abschneiden könnten. Und dann bleibt da noch Jennifer Aniston, die natürlich sehr süß und charmant agiert, zwischen Carrey und Freeman jedoch zurückbleibt und weniger Akzente setzen kann. Insgesamt also eine nette Komödie mit einer wirklich starken Ausgangssituation, aus der man jedoch mehr hätte machen können als eine Reihe von netten Witzchen und einer lauen Story. Gelacht habe ich aber immerhin ein paar Mal, was für Komödien aus Amerika heutzutage selten geworden ist.

Note: 3-




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se