Manche Bücher sollte man eben einfach nicht verfilmen, sondern als die wunderbaren Geschichten belassen, die sie sind. Meistens ist die Romanvorlage eh besser als der Film, der letztendlich entsteht und welcher die Fantasie, die beim Lesen entsteht, eh nicht ersetzen kann... dennoch ist bei "Tintenherz" einiges erstaunlich. Zuallererst überrascht jedoch, dass diese Verfilmung trotzdessen, dass sich Cornelia Funke schon früh erhebliches Mitspracherecht einräumte, ein mittelschweres Debakel geworden ist.
TINTENHERZ
Mortimer Folchart (Brendan Fraser) ist eine sogenannte "Zauberzunge": Er kann Geschehnisse und Personen aus einem Buch in die reale Welt holen, indem er daraus vorliest. Dadurch verlor er jedoch vor zwölf Jahren auch seine Frau Resa (Sienna Guillory) in die Welt des Fantasy-Buches "Tintenherz" und holte anstattdessen den Feuerkünstler Staubfinger (Paul Bettany) und den Schurken Capricorn (Andy Serkis) in die reale Welt. Dieser sorgt nun für Chaos und während Mortimer zusammen mit seiner Tochter Meggie (Eliza Bennett) einen Weg sucht, Resa zu befreien, hat Capricorn schreckliche Dinge vor...
Ich habe, vor ungefähr sechs oder sieben Jahren, einmal begonnen, "Tintenherz" zu lesen, jedoch nach gut der Hälfte wieder aufgegeben. Auch wenn alle von der Buchreihe begeistert waren, mir war das alles etwas zu glatt und zu harmlos. Es könnte aber auch an dem Film gelegen haben, den ich zuvor gesehen hatte: Im Kino war ich von der Verfilmung noch einigermaßen angetan, als ich ihn jedoch einige Monate später auf BluRay noch einmal sah, war der Zauber verflogen. Nun habe ich den Film zum dritten Mal gesehen... und fand ihn gelinde gesagt schwach. Für einen Fantasy-Film, der auch noch so sehr mit verschiedenen Welten spielt, fehlt es ihm einfach an Fantasie, an Situationen mit "Wow"-Faktor, an cleveren Ereignissen. Anstattdessen setzt Regisseur Iain Softley auf simples Effekt-Gewitter. Die Tricks sind zwar gut, jedoch ist das Tempo gerade in den Actionpassagen gerne mal viel zu langsam und Spannung kommt bei all dem "Entführt-werden-und-wieder-fliehen"-Gespiele auch kaum auf. Die Story an sich ist dafür viel zu häppchenweise erzählt, eine sonderliche Tiefe entsteht dabei keineswegs, da sich kaum für die Charaktere und deren Beweggründe interessiert wird. Einzige Ausnahme ist der von Paul Bettany mit reichlich egoistischem Charme ausgestattete Staubfinger. Dieser sorgt in seinen Szenen nicht nur dafür, dass gestandene Recken wie Brendan Fraser oder Jim Broadbent regelrecht blass bleiben, sondern dass wir uns auch für seinen Weg interessieren... was dem Rest bei all dem Krachbumm und den eklatanten Logiklöchern geschieht, ist uns dabei ziemlich egal. Viel zu erzählen hat "Tintenherz" in dieser Filmversion nämlich nicht, es geht nach der ersten, netten halben Stunde im Grunde ständig nur darum, irgendwen aus einer Gefangenschaft zu befreien. Meist wird bei dieser Rettungsaktion oder kurz danach jemand anderes gefangengenommen, der dann auch wieder gerettet werden muss... ein ständiges Hin und Her ohne Konsequenzen oder Frische, nur zwischenzeitlich aufgelockert durch mittelprächtige, kühle Actionszenen, die die magere Story kaum vorantreiben. Unter all den Fantasy-Filmen, die Jahr für Jahr auf uns einprasseln, ist "Tintenherz" sicherlich eine der belanglosesten. Er ist nicht einmal schlecht, sondern nur lahm... trotz einer starken Besetzung, die sich müht und einigen optischen Highlights. Auch das Finale bietet einiges an Kinotopp, wird durch einen miesen Logikschlenker jedoch immer wieder hintergangen. Der Film floppte dann auch verdient an den Kassen, sodass wir uns nicht mehr mit Fortsetzungen herumschlagen müssen. Trotz zwischenzeitlichem Spaß und netten Ansätzen (bei denen Jüngere noch mehr Freude haben dürften) brauchen wir von weiteren Abenteuern von Mo, Meggie und Co. auf der großen Leinwand nämlich auch wirklich keine, dafür ist das alles zu kalt, zu lasch, zu geradlinig, zu glatt.
Note: 4
Kommentare
Kommentar veröffentlichen