Quentin Tarantino will in seiner Karriere nur noch zwei Filme drehen. Das sorgt natürlich für Bestürzung unter Filmfans, aber man kann sich immerhin noch mit seiner glanzvollen Filmografie trösten. Wohl kaum ein anderer Regisseur (außer vielleicht Spielberg und Scorsese) können eine solch makellose Biographie vorweisen, bei welcher einzig das neueste Werk "The Hateful Eight" als mittelmäßiges und der grausame "Death Proof" als gescheitertes Material stehen. Der Rest ist große Filmgeschichte, welche mit "Django Unchained" auch richtig Kasse gemacht hat. Bis heute ist die Western-Hommage Tarantinos finanziell erfolgreichster Film!
DJANGO UNCHAINED
Texas, 1858: Der Kopfgeldjäger Dr. King Schultz (Christoph Waltz) ist auf der Suche nach den berüchtigten Brittle-Brüdern und erkauft sich die Hilfe des Sklaven Django (Jamie Foxx), mit dessen Hilfe er die Verbrecher zu finden hofft. Im Gegenzug will Schultz ihm dabei helfen, seine Frau Brunhilde von Shaft (Kerry Washington) zu finden, die ihn an den skrupellosen Geschäftsmann Calvin Candie (Leonardo DiCaprio) verkauft wurde. Gemeinsam ziehen die beiden durch den Westen und hinterlassen dabei blutige Spuren...
"Django Unchained" ist in jeglicher Hinsicht ein echter Tarantino und vereinbart wieder all die Dinge in einem Werk, für welche ihn die Fans so lieben: Ausufernde, aber fantastisch geschriebene Dialoge, überzogene Brutalität (bei welcher man sich fragt, wie die da schon wieder die FSK ab 16 durchbekommen haben), fantastische Schauspieler, ein toller Soundtrack, schwarzer Humor und Charaktere, die man wohl nie mehr vergisst. All dies erstrahlt in der gewohnten Brillanz, nicht ganz so genial wie in Tarantinos Meisterwerk "Inglorious Basterds", aber dennoch verdammt nah dran.
In der ersten Hälfte spinnt Tarantino eine zugleich spaßige als auch brutale Western-Hommage. Man merkt, dass der Regisseur um die filmgeschichtliche Bedeutung des Genres weiß, dennoch bespickt er diese Szenerie mit genügend Augenzwinkerm und bösem Witz, sodass es tatsächlich sehr viel zu lachen gibt. In der zweiten Hälfte wird der Film mehr und mehr zum Kammerspiel und auch wenn sich dabei ein klarer Bruch zur noch freieren, ersten Filmhälfte feststellen lässt, lässt sich nicht sagen, welcher Teil denn nun der bessere ist, denn sie sind beide fantastisch inszeniert. Der Humor wird deutlich zurückgefahren, an seine Stelle tritt eine knisternde Spannung, die über den sehr langen, aber nie langweiligen Dialogen liegt, welche da zwischen den Charakteren ausdiskutiert werden. Wenn schließlich, nach fast zwei Stunden Laufzeit, die wichtigsten Handlungsträger an einem Tisch sitzen und sich gegenseitig taxieren, dann gehört das sicher zu den intensivsten Szenen der jüngeren Filmgeschichte.
Daran sind natürlich auch die Schauspieler nicht unschuldig, wobei man direkt mit dem Gerücht aufräumen sollte, dass Jamie Foxx in der titelgebenden Hauptrolle blass bleiben würde. Dem ist sicher nicht so, denn er legt seinen Django ruhig, aber mit zurückgesteckter Energie an, sodass seine Gefühlsausbrüche später umso intensiver nachwirken können. Dass man Foxx dann eben nicht ganz so groß lobt, liegt nicht daran, dass er nicht gut ist (ganz im Gegenteil, er ist großartig), sondern daran, dass drei andere eben so dermaßen herausragend sind, dass sie Foxx überstrahlen. Das wäre zum einen der grandiose Christoph Waltz, den Tarantino nach den "Basterds" direkt wieder ins Boot geholt hat und der dafür glatt seinen zweiten Oscar abräumte. Waltz spielt diese Figur mit einer schwarzhumorigen Leichtigkeit, dass es einem die Schuhe auszieht, da sitzt jede Geste, da passt jeder kleine Satz. Neben einem herrlich-ironischen Samuel L. Jackson sticht dann aber Leonardo DiCaprio noch einmal heraus, der in seiner ersten Schurkenrolle so dermaßen frei läuft, dass man seinen Blick kaum von ihm abwenden kann. DiCaprio frisst die Leinwand förmlich auf, reißt jede Szene an sich und wenn er dann mit Waltz aufeinanderprallt, fliegen die Funken, auch wenn nur wenige Worte gesagt werden. Sicherlich zwei der größten Schauspielleistungen von zweien der größten Mimen der Geschichte, die man seit Jahren bewundern durfte.
Diese Intensität verfliegt dann nur in der letzten halben Stunde, wenn Tarantino nach einem eigentlich passenden Showdown noch immer nicht Schluss machen will, sein Western-"Epos" auf beinahe drei Stunden aufplustert und das Ding dann eben nur noch nett zu Ende dümpeln lässt, ohne die meisterhafte Inszenierung des Vorhergehenden zu erreichen. Da treten dann schon einige kleine Längen auf und auch das ein oder andere, extrem überzogene Blutbad hätte gekürzt werden können, aber ansonsten vergeht der Film tatsächlich wie im Flug.
Fazit: Schwarzhumorige Hommage an den Western, mit grandiosen Schauspielern, einer gewichtigen Handlung und intensiven Dialogen. Das Finale hat keinen richtigen Wumms mehr, zuvor aber ein weiteres Meisterwerk von Tarantino!
Note: 2+
Kommentare
Kommentar veröffentlichen