Na, das klang doch mal nach einem wirklich interessanten Film! Ein Blick hinter die Kulissen von Walt Disney, dem Mann, der einige der brillantesten und meistgeliebten Zeichentrickfiguren aller Zeiten erschuf. Nun, ein Biopic des berühmten Mannes ist "Saving Mr. Banks" aber natürlich nicht geworden, sondern konzentriert sich auf die Entstehung der Adaption von "Mary Poppins". Diese wahre Geschichte ist aber ähnlich interessant geraten, auch wenn gerade durch die Tatsache, dass die Disney-Studios selbst hier ihren "Oberboss" in Szene setzen, einige Stolperfallen nicht umgangen werden können.
SAVING MR. BANKS
Autorin Pamela Travers (Emma Thompson) steckt in einer schweren finanziellen Krise, es fließen keine Ideen zu neuen Büchern mehr. Um ihr Haus zu retten, muss sie einen Deal mit Filmproduzent Walt Disney (Tom Hanks) eingehen, welcher ihre Romanfigur Mary Poppins in einem Film benutzen will. Doch Pamela ist gar nicht begeistert davon, ihre geliebte Mary zu einer singenden, herumspringenden Nanny umwandeln zu lassen und geht Disney mit ihrem eigenen Mitspracherecht ordentlich entgegen...
Mit der sogenannten "wahren Geschichte" ist es auch bei "Saving Mr. Banks" so eine Sache, denn allein die Tatsache, dass die Disney-Studios die wahre Gestalt von Walt Disney inszenieren wollen, stößt etwas seltsam auf. Es war klar, dass man den großen Meister nie irgendwie kritisieren würde und so bleibt es dann bei einigen eher ironischen Bemerkungen, selbst Disneys Problem des enormen Kettenrauchens wird beinahe gänzlich außer Acht gelassen. Das ist schon ein wenig flach, denn so kommt Disney einzig und allein als gutmütiger, nur selten kratzbürstiger Onkel herüber, der Kinder und Familien glücklich machen will. Dass dies der einzige Grund für all diese Filme war und dass Disney wirklich rund um die Uhr ein solch herzensguter Mensch gewesen sein soll, darf doch ein wenig bezweifelt werden und so wirkt das Ganze hier über weite Strecken doch etwas zu zuckrig.
Ansonsten leistet sich der Film aber zumindest keine herberen Schnitzer mehr: "Saving Mr. Banks" ist routiniert inszeniert, schön geschrieben, mit einem tollen Soundtrack ausgestattet und führt uns zu einem teils spaßigen, teils auch sehr anrührenden Blick hinter die Kulissen der Disney-Studios zu Beginn der 60er Jahre. Wir nehmen an einer kleinen Disneyland-Tour teil,, begutachten die Studios und bekommen sogar einen Einblick in die Entstehung der Songs, die bis heute noch enorme Ohrwürmer sind.
Im Mittelpunkt steht jedoch jemand anderes und zwar die Autorin Pamela Travers, welche die Bücher über Mary Poppins schrieb und sich jahrelang gegen eine Verfilmung seitens Disney wehrte... bis ihr finanzieller Zustand dies nicht mehr zuließ. Ihre Kämpfe gegen Disney und seine Mitarbeiter, in welchem sie jegliches Detail als "vollkommen falsch" erachtet, sind von hoher komödiantischer Qualität, die Dialoge sind herrlich und wenn sich Travers an jedem kleinen Wort im Drehbuch aufhängt und eine Änderung fordert, dann grinst man auch schon mal breiter. Bei den ständig eingestreuten Rückblenden, die über den ganzen Film sehr häufig verteilt sind und Pamelas Leben erzählen sollen, wie sie zu der Person wurde, die sie heute ist und wie ihre Vergangenheit und ihre geschriebenen Geschichten zusammenhängen, ist das leider nicht so, denn hier wird eine von Disney doch recht typische Holzhammer-Methode betrieben, um den Zuschauer Gefühle zeigen zu lassen. Sicherlich gibt es dabei besonders gegen Ende einige anrührende Szenen, ansonsten sind diese Ausflüge in die Vergangenheit aber oftmals ziemlich zäh, arg gefühlsduselig und schlichtweg zu zeitraubend. Ich habe mich jedenfalls immer wieder zurück in die Gegenwart der Geschichte gewünscht, die deutlich mehr Drive hat.
Den Schauspielern ist indes zu verdanken, dass "Saving Mr. Banks" nicht wirklich Leck schlägt, denn Emma Thompson reißt mit ihrer herrlich kratzbürstigen Performance und wunderbarem Mienenspiel den ganzen Film an sich, während Tom Hanks scheinbar jegliches Detail von Disney in seine Darstellung übernommen hat. Stellenweise vergisst man dabei tatsächlich, dass es Hanks ist, der da auf dem Bildschirm zu sehen ist, und nicht Disney. Eine lobende Extraerwähnung verdient sich auch Paul Giamatti als gutmütiger Chauffeur, der Travers in die Welt der Zeichentrick-Mäuse und singenden Tiere einführt und dabei immer wieder mit offenem Ohr manch einem Problem lauscht.
Fazit: Etwas zu zuckrig und auch nicht immer ganz ehrlich kann "Saving Mr. Banks" nicht perfekt ins Ziel einfahren. Trotz einiger Längen ist der Film aber gerade dank der großartigen Schauspieler und dem spitzzüngigen Humor sehenswert.
Note: 3
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